Kummerkastenantwort 2.385: Darf ich wirklich ich sein?

Guten Tag

Ich habe noch immer wieder die fragen, ob das so richtig ist, was ich fühle, darf ich so sein, was denken die anderen, was denkt die Familie, andere sagen auch, das ich mir das gut überlegen soll, denn am ende müssen alle alleine aus irgend einem Loch rauskrabbeln und niemand hilft wirklich…usw.. wie kann ich die Gedanken abstellen? Ich denke dann immer daran, dass ich Schuldgefühle habe von früher, und ich es mir nicht erlauben darf so zu sein, ich hab es nicht verdient, die Gesselschaft wird das nicht akzeptieren, ist es ein fehler mich darauf einzulassen? usw..

Ich weis das ich Trans bin (MTF). Ich weis dass ich mit den Gedanken allein bin, und muss selbst rausfinden was ich will bzw, die Entscheidung habe ich schon getroffen, ich habe auch schon Termine bei der Frauenärztin. Ich weis das ich jederzeit abbrechen kann oder rauszögern, wenn ich mir bei etwas noch nicht sicher bin, ich weis das es kein Schema/Ablauf in der ganzen Transition gibt den man einhalten muss (Bei HRT eventuell auch, das weis ich allerdings zu wenig. Ich bin zwar Medizinisch bewandert, aber das ist ein neues Gebiet)

Habt ihr einen Tip um solche fragen definitiv entschieden zu können? Einen Fragebogen mit Auswertung ist einerseits blöde, andererseits könnte das mit der einen oder anderen Frage insoweit hilfreich sein, dass eventuelle noch nicht vorhanden Fragen oder Möglichkeiten aufgezeigt würden.

Zweite frage, wie würde die Bezeichnung sein wenn ich sagen würde: Wenn ich eine Frau wäre, dann wär ich Bisexuell.
Wie würde das Label in diesem Fall lauten: Transfrau lesbisch? Nur lesbisch?
Wenn ja dürfte ich so ein Label nutzen? Oder müsste ich ein besseres an die Gesellschaft “angepassteres” Label nutzen?

Grüsse
Amanda

Hallo Amanda,

ich lese raus, dass du viele Gedanken hast, die dich belasten. Interessant finde ich, dass andere Menschen darin oft vorkommen.

Ich weiß ich nicht von welchen “Schuldgefühlen von früher” zu sprichst, unabhängig davon: selbstverständlich darfst du sein, wie du möchtest. Für viele wird es ziemlich herausfordernd, sobald man gleichzeitig Erwartungen anderer erfüllen möchte. Oft widersprechen sich diese Ziele.

Vielleicht könntest du versuchen, an der Beziehung zu dir selbst zu arbeiten und dich zu fragen, was dir wichtig ist. Vor allem du selbst darfst und kannst dafür sorgen, dass es dir gut geht.

Gleichzeitig ist eine Transition eine wichtige Entscheidung, ein großer Schritt und deswegen ist es auch legitim Zweifel zu haben. Damit bist du nicht alleine.

Vielleicht könntest du für dich überlegen: was ist das schlimmste, was passieren könnte? Was muss passieren, damit du nicht zweifelst? Was würde sich bezogen auf deine Entscheidung ändern, wenn es die anderen nicht gäbe?

Einige deiner Gedanken können angesprochen werden in einer Beratung, einer begleitenden Therapie (da könnten Fragebögen vorkommen) oder/und in Austausch mit anderen trans Personen. Es geht im Kern aber um deine innere Klarheit. Diese gewinnst du, wenn du dich weiterhin ausprobierst und darüber sprichst + Zeit vergehen lässt.

Und – es stimmt nicht, dass niemand dir/einem hilft. Ich bin mir sicher, dass es Menschen geben wird, die dich unterstützen (möchten) – das sind wir, verschiedene Menschen aus verschiedenen Beratungsstellen, die Community und viele anderen.

Bist du eine trans Frau, angezogen vom demselben Geschlecht, Frauen, wärst du lesbisch orientiert, ja. Bist du eine trans Frau und angezogen vom Männern und Frauen, wärst du bisexuell orientiert. Es ist eigentlich ganz einfach, da trans Frauen Frauen sind.

Ich hoffe, dass das dir weiterhilft,

Liebe Grüße

Elizy

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