Kummerkastenantwort 2.332: Ich habe ein Problem mit meiner Weiblichkeit
Hallo,
ich weiß nicht, wie ich meinen derzeitigen Zustand verbessern kann, oder was falsch läuft..
Ich (16) habe ein Problem damit, dass ich leichte Hüften habe und mit meiner Weiblichkeit. Ich kleide mich zwar feminin- bis sportlich, hasse jedoch an meisten Tagen weibliche Teile meines Körpers. Ich kann meistens nicht lange in den Spiegel schauen, ohne dass ich mich zu Dick an den Hüften fühle, oder die Oberweite abstoßend finde. Mache deshalb regelmäßig Sport um keine Hüften zu bekommen oder weniger zu haben. Fühle mich mit He/Him, They/Them sehr wohl und manchmal aber auch mit She/Her Pronomen. Transgender habe ich für mich ausgeschlossen, da ich ansonsten sehr zufrieden bin. Alle meinen Umfeld sagen zwar, dass ich mich Körperbetont zeige, was ich zwar mag, aber nur, wenn ich mich selbst nicht sehe (= Verwirrung). Letztens war ich mit Freundinnen shoppen (in der Männerabteilung) und hab sofort was gefunden, fühlte mich auch wohl damit.
Wisst ihr wie man diesen Zustand beschreibt oder ihn verbessern kann?
LG
Hey Du!
Die Entscheidung, welche Begriffe du für dich selbst nutzt, ist dir allein überlassen. Ich werde dir aber ein paar Vorschläge machen, wie du sie vielleicht besser oder verständlicher beschreiben kannst.
Das, was du über deinen Körper schreibst, klingt für mich sehr stark nach Dysphorie. Dysphorie muss nicht immer ein absolut zu Boden schmetterndes und zu Tränen verstörendes Gefühl sein – ist es teilweise, aber eben nicht für alle. Die Tatsache, dass es dich beinahe täglich beschäftigt und du aktiv versuchst, etwas an deinem Körper zu verändern, spricht ja außerdem schon dafür, dass es für dich schon ein sehr relevantes Thema ist.
Für viele Menschen, die trans sind, ist außerdem die sogenannte Euphorie (also im Prinzip das Gegenteil von Dysphorie, das gute Gefühl, wenn Mensch durch irgendetwas in der Geschlechtsidentität bestätigt wird, z.B. durch ein Kleidungsstück, ein schönes Kompliment, einen Haarschnitt), wesentlich aussagekräftiger als die Dysphorie. Das, was du über deine Shopping-Erfahrung berichtst, klingt für mich nach Euphorie. Vielleicht kann es sich für dich lohnen, dich noch einmal mit dem Thema trans* und mit deinem Geschlecht auseinander zu setzen?
Unabhängig davon kann es dir auf jeden Fall helfen, dich weiter auszuprobieren. Sowohl, was Pronomen angeht, als auch bei der Kleidung. Schau, ob du noch mehr Klamotten in der Männerabteilung findest – viele Oberteile und Hosen aus der Männerabteilung helfen auch gut dabei, Hüften und Oberweite ein bisschen zu kaschieren. Probier aus, ob vielleicht ein anderer Haarschnitt dir helfen könnte, oder wie du dich mit einem anderen Vornamen fühlen würdest. Wenn deine Oberweite dir zu schaffen macht, könntest du auch gucken, wie du dich mit einem Binder fühlst – achte dabei aber auf jeden Fall darauf, möglichst sicher zu binden! Infos zu Safer Binding findest du in unserer Binder-Broschüre.
Vielleicht magst du an deinem körperbetonten Kleidungsstil aktuell auch vor allem die Reaktion deines Umfeldes und nicht, wie es tatsächlich an dir aussieht?
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Denkanstöße liefern! Denk immer daran, dass am Ende du allein über deine Labels entscheidest und du mit deinem Experienemtieren erstmal niemandem schadest.
Viel Spaß und viel Erfolg!
Wenn du weitere Fragen hast, kannst du dich natürlich jederzeit wieder melden!
Liebe Grüße,
Elias