Kummerkastenantwort 3.038: Wie komme ich aus den Zweifeln zu meinem Geschlecht raus?
hey
ich mag nicht mehr zweifeln. wie komm ich aus den zweifeln raus?
ich wollte raus aus kategorien, und gelandet bin ich in neuen.
quoigender passt am besten, aber wer versteht das denn von außen und wieso denke ich trotzdem, dass ich mich irgendwie beweisen müsste, um in der nicht-cis-ecke sein zu dürfen.
und richtig schlimm fühlt es sich an, dass kein mensch von außen mir sagen kann, was ich bin und ich selbst große schwierigkeiten hab, das zu erfühlen.
hab bei geburt den stempel ‚weiblich‘ bekommen und wenn ich tief in mich reinlausche in mich bzgl. des frau-begriffs dann höre ich einfach nicht so viel, außer eben die stark vorhandene ablehnung bzgl. kategorien, der zweigeschlechtlichen ordnung und aber eben auch die ablehnung bzgl aller möglicher gesellschaftlicher normen (deswegen für mich schwer zu trennen von diesem ganzen geschlechterdingsbums)
bis vor wenigen jahren hat mich das alles nicht gejuckt, und es fühlt sich so an als würde sich durch’s hinterfragen mein gefühl zu geschlecht ändern. damit fühlt es sich dann aber auch weniger valide an und ich frage mich ‚wären dann nicht alle menschen nicht-cis, wenn sie ganz viel über geschlecht, die konstruktion von geschlecht und all das nachdenken würden?‘
da steckten kaum konkrete fragen drin, aber vllt fällt euch ja trotzdem was dazu ein.
danke schonmal.
ein mensch, 30 jahre alt
Hallo!
Ich habe einige Tips für dich, die dir vielleicht helfen, etwas Klarheit in deine Identität zu bringen.
Du kannst dich gerne quoigender nennen! Deine Labels sind nicht (nur) dafür da, um dich Anderen zu erklären, sondern auch dafür, dich selbst zu definieren und zu benennen. Innerhalb der queeren Community wirst du auch viele Menschen finden, die mit dem Begriff etwas anfangen können. Und wenn du dich nicht (so sehr) erklären müssen willst, kannst du ja immer noch auf weiter gefasste Schirmbegriffe zurückgreifen wie zB agender oder nichtbinär (oder dich auch nicht outen, wenn du das nicht möchtest).
Du musst auch niemandem etwas beweisen, um dich irgendwie nennen zu dürfen. Das verlangt niemand von dir, und es geht auch nicht darum, irgendwelche Marker zu erreichen und irgendwelche Dinge abhaken zu können.
Und ja, Dinge zu Hinterfragen kann gewisse Erkenntnisse erst anstoßen. Aber ich möchte dir dazu auch eine Gegenfrage stellen: warum hast du begonnen dein Geschlecht zu hinterfragen? Die wenigsten cis Menschen fangen überhaupt damit an.
Und ich kann dir auch aus meiner persönlichen Erfahrung sagen: ich kenne viele (eigentlich fast nur) queere Menschen. Ein Großteil von denen ist nicht cis. Dadurch habe ich viel über Gender gelernt, und natürlich auch mein Geschlecht hinterfragt. Das zu tun hat den Bezug, den ich zu meinem Geschlecht habe stark geprägt, erweitert und nuancierter gemacht. Trotzdem komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass ich cis bin, weil ich ein Gefühl für mein Geschlecht und einen Bezug zu meiner weiblichkeit habe. Also ja, nicht alle Menschen, die sich intensiv Gedanken zu Geschlecht machen, zerdenken sich das cis-Sein.
Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiter helfen
LG Lily ^-^