Kummerkastenantwort 3.507: Ich habe Angst, dass mein Therapeut meine Probleme auf mein trans Sein schiebt
Hallo,
Erstmal danke für eure Hilfe. Ich habe hier schon viel zu viele Fragen gestellt und ihr habt mir jedes mal echt gut geholfen.
Mein Problem ist folgendes:
Ich bin trans und wegen meinem Wunsch eine Hormonbehandlung zu bekommen, bei einem Therapeuten in Behandlung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das der richtige Weg ist und warte nur noch darauf, das mein Therapeut auch davon überzeugt ist. Das klappt im moment so mäßig gut, ich bin aber auch noch nicht lange da. Ich habe jetzt in letzter Zeit festgestellt, dass es da einige Dinge unabhängig meiner Transition gibt, über die ich gerne mit jemandem sprechen würde, der sich da auskennt, traue mich aber nicht meinen Therapeuten anzusprechen, weil ich Angst habe, dass er mein transsein auf diese Probleme schiebt und das das ganze eher schwerer als leichter macht. Ich will ihn aber auch nicht belügen, weil mir schon klar ist, dass das Entscheidungen sind, die man nicht Rückgängig machen kann. Ich will diese Hormonbehandlung unbedingt und will nicht, dass da irgendetwas anderes zwischen kommt.
Was soll ich jetzt tun? Soll ich mit ihm darüber sprechen?
Glaubt ihr das wird meine Chancen auf eine Hormonbehandlung irgendwie beeinflussen?
Oder besser mit jemand anderem? Wenn ja mit wem? Ich möchte erstmal nicht, dass meine Eltern davon erfahren. Ich würde gerne persönlich mit jemandem sprechen. Ich habe grundsätzlich Angst vor telefonaten und fühle mich auch bei chats o.ä. nicht sehr wohl…
Vielen Dank für eure Hilfe nochmal! Es ist echt super, was ihr hier macht!
Guten Tag,
das ist ein wenig eine verfahrene Situation, die sehr gut illustriert, wieso verpflichtende Therapiesitzungen für Hormonindikationen ziemlicher Käse sein können und sind. Solange du halbwegs sicher bist, dass die Dinge, die du unabhängig bereden willst, nicht zu irgendeiner Diagnose heranwachsen, die dein Therapeut nachher als Ausschlussdiagnose benutzen kann, um dir irgendwas zu verweigern, sollte das aber okay sein. Denn: im Prinzip ist die Anzahl an Stunden und die Therapieerfordernis nach Begutachungsanleitung offiziell damit schöngeredet, dass ausgeschlossen werden soll, dass was anderes gegen Dysphorie helfen könnte (was n bisschen widersprüchlich ist, da eigentlich niemand seriös das Versprechen bringen kann, etwas an Geschlechtsidentität per Therapie zu ändern) oder aber, dass nichts anderes vorliegt, was nicht gleichzeitig mit Transgeschlechtlichkeit vorliegen darf. Und solange du da sozusagen unter dem Radar bleibst, wird dein Therapeut früher oder später in Erklärungsnot kommen, wenn er dir keine Indikation ausstellt, obwohl keine Ausschlussgründe vorliegen.
Ansonsten gibt es für viele Anliegen auch lokale und regionale Selbsthilfegruppen oder Beratungsnetzwerke. Da die nicht wissen, wer dein Therapeut ist, kann der auch nicht wissen, was du denen erzählst – die dir aber hoffentlich weiterhelfen.
Liebe Grüße
Xenia