Kummerkastenantwort 4.475: Ich bin sehr verwirrt über mein Geschlecht
Hallo 🙂 vielen Dank, dass es euch gibt! Ich lese schon lange die Kommentare und bin jetzt endlich mal mutig genug, euch selber zu schreiben, weil ich mich nicht verstehe. Vielleicht habt ihr eine Idee?
Ich (26) bin als Frau geboren und habe seit einem Jahr das Gefühl, dass mein Gesicht männlich aussieht, wenn ich in den Spiegel gucke. Das hat mich am Anfang sehr gestört, sodass ich Tage hatte, wo ich eigentlich gar nicht in den Spiegel schauen konnte. Daraufhin habe ich versucht, meine männlich Seite anzunehmen und trage zB einen Chestbinder im Alltag und damit fühle ich mich sehr wohl und kann auch wieder in den Spiegel schauen und mich hübsch finden. Als Kind war ich zwar schon eher ein Tomboy, habe aber auch sehr gerne „typisch weibliche“ Dinge gemocht (zB Barbie gespielt). In der Schule bin ich mit der männlichen Form meines Vornamens gehänselt worden und ich hatte irgendwie immer das Gefühl, nicht so auszusehen, wie die anderen Mädchen, habe das aber nicht auf mein Geschlecht, sondern mein Aussehen insgesamt bezogen. Dabei habe ich mir Mühe gegeben, mich soweit anzupassen, wie das mit meinem Wohlbefinden gerade noch vereinbar war. Ich trage zB bis heute kein Makeup, habe aber mal eine zeitlang gerne eine Handtasche benutzt statt eines Rucksacks. Wenn ich mein aktuelles Gefühl zu mir selbst beschreiben müsste, dann würde ich am ehesten sagen, dass ich mich wie eine Transfrau fühle- nur eben, dass mein Körper ja eigentlich schon weiblich ist. Ich sollte also gar kein Problem haben, oder? Oder bin ich vielleicht doch eigentlich ein Transmann? Ich hoffe, dass macht irgendwie Sinn oder ist verständlich, was ich hier schreibe. Falls ihr mir antworten würdet, würde ich mich sehr freuen! Vielen herzlichen Dank für eure Mühe!
Hallo,
zu allererst: Klingt ganz gut, dass du Binder für dich gefunden hast, und dich damit wohl fühlst. Es ist, und das merkst du ja auch selbst, nicht immer einfach, rauszufinden, was gut tut und hilfreich ist.
Es gibt zwei Konzepte, über die du nachdenken kannst, die Dinge vielleicht erstmal komplizierter machen, aber möglicherweise insgesamt Dinge auch einfacher für dich machen, weil es dadurch möglicher werden könnte, dich irgendwo wiederzufinden:
Erstens: Geschlecht und Aussehen haben zwar in gesellschaftlicher Erwartung Überlappung, müssen die aber nicht haben. Du kannst eine Frau sein und Binder tragen, und das ist fine, und macht dich nicht weniger zur Frau.
Die Idee, dass genau zwei Geschlechter da wären und Dinge irgendwie sauber verteilt sind, ist viel, aber nicht immer hilfreich. Vielleicht schmökerst du ein wenig zu Nicht-Binärität?
Liebe Grüße
Xenia
Vielen Dank Xenia! Das hilft mir sehr <3