Kummerkastenantwort 4.706: Ich bin detrans und brauche Unterstützung
Hi,
ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin, aber es gibt auch niemanden sonst, denn ich fragen kann 🙁 Ich habe festgestellt, dass ich detrans bin und habe ziemlich starke reverse Dysphoria (idk how to put it in words), habe aber schon einige OPs. Fast alle meine Freund*innen sind trans*/nicht-binär und eigentlich war ich viel in trans*/queer spaces. Aber habe das Gefühl jetzt kann ich das nicht mehr. Und auch wenn meine Freund*innen zum Großteil sehr lieb reagiert haben und meinten, dass ich weiterhin willkommen bin, habe ich trotzdem das Gefühl, dass ich keinen Space mehr habe bzw zu viel Angst ihren Space zu verletzen durch meine Anwesenheit. Ich konnte bisher noch keinen online space finden, der nicht voller TERF-Personen ist oder es innerhalb weniger Tage geworden ist, die auch regelmäßig versuchen mich in ihre Kreise zu ziehen mit dem Versprechen von Infos, Hilfe und Community finden. Ich kenne bis auf eine eher allgemeine Broschüre auch kein Infomaterial, das nicht von TERFs oder aus TERF Kreisen herausgegeben wurde. Ich finde aber auch keine behandelten Ärztis, die sich nicht weigern mich zu behandeln (ich brauche immer noch Hormone) und mein bisheriger Endo hat mich rausgeschmissen. Es gibt irgendwie niemanden mit dem ich mich darüber wirklich offen austauschen kann oder wie ich an Ressourcen komme oder wie man mit reverse dysphoria umgeht? Ich werde wsl versuchen über transfem spaces an Infos zu self med Hormone (Östro) zu kommen, weil ich hab nur noch eine Flasche Testo und dann nichts mehr. Aber auch das fühlt sich so falsch an, weil damit verletze ich ja auch ihren space? Ich weiß echt nicht mehr weiter. Habt ihr Tipps oder Ideen? Auch wie ich Nä/Pä wieder rückgängig mache und das meiner transfeindlichen Familie erkläre, die nur darauf gewartet haben? :'( Mein Kopf ist so voller Fragen…Es ist irgendwie alles ein mess…sorry for wall of text 🙁
LG
Huhu,
du bist hier definitiv willkommen. Ich verstehe deine Probleme zuverlässige Informationen zu finden. Ich habe die letzten Tage/Wochen auch mal in meinem größeren Umfeld und im Team nachgefragt, und leider haben wir auch nicht arg viel spezifisches gefunden 🙁 Aber, die allgemeinen Infos, die ich habe, möchte ich dir hier mitgeben:
- Ärzt*innen: Queermed hat zwar keine spezifischen Ärzt*innen gelistet, die sich mit detransition auskennen, aber vielleicht findest du da ja trotzdem unter den transfreundlichen Ärzt*innen jemanden.
- Allgemeine Informationen: Du könntest einmal versuchen dich bei der dgti zu melden, eventuell können die dir etwas spezifischer weiter helfen
- Nä/Pä: Jetzt, wo das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet wurde, macht es vermutlich am meisten Sinn dich im August bei deinem zuständigen Standesamt anzumelden, und dann im November darüber das ganze zu machen
Mit etwas Glück melden sich hier in den Kommentaren ja noch mehr Wesen mit Informationen, dann kannst du ab und an mal schauen ob es etwas neues gibt.
Und ansonsten ist es auch völlig valid Ressourcen zu nutzen, die primär an transfems gerichtet sind. Ich kann gleichzeitig aber auch gut die Angst verstehen, dich in diesen Spaces nicht willkommen zu fühlen. Leider ist so ein Gatekeeping immer noch sehr oft vorhanden.
Liebe Grüße,
aurora
Hallo
Es tut mir leid, dass es dir gerade so schlecht geht.
Ich bin nicht binär, hatte mich anfangs aber als trans Junge geoutet und (nur) eine Hormontherapie gestartet, die ich jetzt mehr oder weniger alleine abgebrochen habe, weil mein Endo nicht kapiert hat, was ich ihm gesagt hab.
So wirklich viele Infos und Tipps habe ich leider nicht. Aber ich versuch’s trotzdem mal:
Zum Thema Hormone: Du schreibst, dass du Hormone nehmen musst. Meines Wissens nach, sind Ärzt*innen dann dazu verpflichtet, dich zu behandeln. Ansonsten hättest du nämlich einen Hormonmangel und auf Dauer ist das ein medizinisches Risiko. Diesem Risiko dürfen sie dich nicht aussetzen.
Du schreibst, dass deine Familie transfeindlich ist. Ich habe auch so ein paar Leute (die mir aber nicht nahe stehen), bei denen ich nicht weiß, wie ich ihnen sagen soll, dass ich kein Mann bin, sondern nicht binär, ohne gegen meine eigene Community ausgespielt zu werden (da nicht binär in ihrem Weltbild nicht zu existieren hat, bin ich für sie quasi detrans). Bisher habe ich denen noch nix gesagt, mir aber schon ein paar Gedanken dazu gemacht:
Ich denke, dass gerade transfeindliche Personen einen sehr großen Druck auf Leute ausüben, die überlegen, ob sie vielleicht trans sind. Und dieser Druck bringt einen dann dazu, möglichst gut passen zu wollen um ernst genommen zu werden oder damit endlich der gewünschte Name und das gewünschte Pronomen verwendet wird. So ein Druck macht es einem dann natürlich schwer, den Weg zu finden und zu gehen, der für einen selbst am besten wäre.
Zum einen ist dieser Druck ja wirklich real und zum anderen hoffe ich, dass ich Leuten, die mich gegen meine Community ausspielen wollen, so den Wind aus den Segeln nehmen kann.
Mit reverse Dysphoria (ich wüsste auch kein besseres Wort) umzugehen ist nicht leicht. Ein bisschen habe ich auch damit zu kämpfen. Sich aber den Kopf darüber zu zerbrechen, warum man nun an dem Punkt ist, an dem man gerade ist, hilft auch nicht weiter. Versuche lieber zu schauen, was du jetzt tun kannst, damit es dir besser geht. Vielleicht hilft es dir, femininere Kleidung oder „Frauenunterwäsche“ zu tragen. Vielleicht hilft es dir, dich zu rasieren, dich zu schminken, dir eine feminine Frisur zulegen. Vielleicht hilft es dir, deine Stimme zu trainieren, um wieder weiblicher zu klingen.
Ich hoffe, da war etwas hilfreiches dabei.