Kummerkastenantwort 2.690: Sollen nicht-queere Personen Regenbogenmerch tragen?

Hi,
ich hätte mal eine Frage, vielleicht könnt ihr mir mit einer Einschätzung weiterhelfen: Wie steht ihr dazu, als nicht-queere Person einen Regenbogenpin zu tragen oder irgendwas vergleichbares? Sinnvoll/Hilfreich, weil man sich damit (und das wäre mein Ansinnen) als Ally identifizieren lässt oder sinnlos/verkehrt, weil es Raum einnimmt, der der queeren Community gehört? Würde ich gern eure Meinung zu hören!
Danke vorweg und schöne Grüße!

Hallo!

Ich finde, auch nicht-queere Personen dürfen Regenbogenmerch tragen. Sollten sie vielleicht sogar.

Ich denke, eins fängt erst dann an, der queeren Community Raum weg zu nehemen, wenn eins anfängt, als nicht-queere Person über queere Menschen hinweg zu reden. Allyship an sich ist immer wichtig, und darf auch gezeigt werden.
Vor allem hat die Regenbogenflgge auch historisch betrachtet nicht nur den Zweck die eigne Queerness öffentlich zu machen, sondern auch, um einen Ort oder eine Institution als für queere Menschen sicher zu markieren. Wenn eine nicht-queere Person also mit Regenbogenmerch in die Öffentlichkeit geht, ist das ein Zeigen an queere Menschen, dass sie bei dieser Person sicher sind. Das muss dann aber auch stimmen. (Aber leider ist es auch wesentlich einfacher, irgendwo einen Regenbogen drauf zu klatschen, als tatsächlich Arbeit rein zu stecken, um die Situation queerer Menschen zu verbessern oder überhaupt erst zu verstehen. Siehe Regenbogenkapitalismus und Pinkwashing) Die Aufgabe eines Ally ist es, zu Unterstützen, und das braucht die queere Community immer. Vor allem, wenn NUR queere Menschen den Regenbogen verwenden, sind das erstens weniger Leute die für uns Lärm machen, und zweitens macht das queere Menschen angreifbarer.
Darüberhinaus kann keiner von außen feststellen, ob eine Person, die Regenbögen trägt auch wirklich queer ist, oder nicht.

Wichtig ist auch, sich die Frage zu stellen, warum eins sich als Ally bezeichnen möchte. Sehr viele Menschen verwenden den Begriff Ally, ohne wirklich zu wissen, was er bedeutet. Ally zu sein, heißt nicht nur einmal im Jahr auf der Pride mit den Queers ein Straßenfest zu feiern, einen schwulen Bekannten zu haben und hin und wieder mal „Love is Love“ zu sagen. Ally sein, bedeutet tatkräftige Unterstützung zu leisten. Ally zu sein, ist wie ein Titel, den eins sich verdienen muss, kein Abzeichen, dass eins für Präsenz alleine bekommt.
Aber einen Regenbogen kannst du trotzdem immer tragen, und jede Art von Solidarität ist immer willkommen.

Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiter helfen
LG Lily ^-^

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2 Antworten

  1. Qtreen sagt:

    Hallo Lily,
    Lieben Dank für deine Antwort, die ist für mich sehr hilfreich! Ich hatte mir die Frage auch vor dem Hintergrund gestellt, mich damit als Führungskraft für eventuelle queere Mitarbeitende „ansprechbarer“ zu machen (sehr harte-Kerle-cis-Männlichkeit-geprägte Branche), auch weil sich mir bei der wirklich mies gemachten AGG Schulung, die ich halten muss, immer die Nägel aufrollen („Trans“ steht unter Diskriminierungsmerkmal „Sexualität“ und unter „Geschlecht“ ist nur denkbar, dass cis Frauen diskriminiert werden.. HR äußert sich natürlich auch nicht zu den inhaltlichen Anmerkungen zur Schulung.)
    Ich bin auch sonst kein Buttons- und Flaggentyp, insofern wäre der Regenbogen wirklich aktiv dazu gedacht Personen den Hint zu geben, dass sie von mir Unterstützung erwarten können.
    Liebe Grüße!

    • Lily sagt:

      Hi Qtreen!
      Ich finde es super, dass du dich für deine Mitarbeitenden einsetzen willst, und auch schon Probleme identifiziert hast, die du in Angriff nehmen kannst.
      Mit einem Regenbogenpin würdest du dich auf jeden Fall solidarisch und ansprechbar zeigen. Diese Solidarität unter Beweis zu stellen ist aber natürlich immer noch besser. Du hast schon bemerkt, dass die AGG Schulung deines Arbeitsplatzes ausbaufähig ist. Auch wenn du vielleicht (noch) nicht erwirken kannst, dass die HR die Materialien ausbessert, kannst du deine Mitarbeitenden wissen lassen, dass es dir ein Anliegen ist, dass die AGG Schulung inklusiver wird, und du dran bist, die Situation zu verbessern.

      LG Lily

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