Kummerkastenantwort 4.757: Wie kann ich wieder Vertrauen in meine Eltern haben?

Hi,

ich weiß nicht genau ob die Frage hier passend ist.

Wie kann ich wieder Vertrauen in meine Eltern haben?

Ich würde meinen Eltern gerne mehr vertrauen und erzählen, aber irgendwie wurde das mit den Jahren immer weniger. Meiner Mutter vertraue ich etwas mehr allerdings habe ich mich ihr schon einmal geöffnet und da meinte sie meine Ansichten seien falsch und ich solle mich einfach mehr mit Freund*innen treffen, dann wäre ich auch glücklicher.

Bei meinem Vater weiß ich, dass ich ihm früher alles erzählt habe, nun aber gar nichts mehr. Ich habe einfach das Gefühl, dass er mich nicht ernst nehmen würde. Außerdem hat er eine Zeit lang, als er gerade beide seine Eltern verloren hatte, oft Wutausbrüche bekommen. Das hat mein Verhältnis zu ihm irgendwie endgültig zerstört.

Zusätzlich weiß ich nicht, was ich von den jeweiligen Reaktionen der beiden auf mein Coming-out halten soll.

Mein Vater hat mir lediglich eine Nachricht geschrieben, dass er mich trotzdem lieb hat (was ja erst einmal gut ist), danach hat er es aber fast vollständig ignoriert.

Meine Mutter hat danach mehrere Gespräche mit mir geführt, dabei ging es größten Teils darum, dass sie ja auch in ihrer Teenagerzeit darüber nachgedacht hätte, wie es wäre ein Junge zu sein (ich bin nicht-binär, ich weiß also nicht was genau sie daran vergleichbar findet) und dass sich das in meinem Alter ja ständig verändert. Als ich ihr gesagt habe, dass ich mich nicht ernst genommen fühle, weil sie mich immer noch Tochter nennen, obwohl mein Coming-out schon 4 Monate zurücklag, kam sie mit dem Argument, dass sie mich die 14 Jahre davor ja als ihre Tochter kannten. Danach hat sie angedeutet, dass sie es albern finde androgyne Pronomen zu benutzen, ich habe mich dann nicht mehr getraut zu sagen, dass ich es schön fände wenn sie they/them Pronomen für mich benutzen würden. Ich kann es ja eigentlich verstehen, dass sie Zeit brauchen.



Ist es überhaupt okay sich über diese Reaktionen zu beschweren?



Vielen vielen Dank

A

Hallo A,

es ist vollkommen okay, dass du dich über diese Reaktionen beschwerst. Ja, andere Leute, auch deine Eltern, haben ein eigenes Leben und eigene Probleme und Schwierigkeiten. Ihre eigenen. Und die sollten sie irgendwie lösen. Und nicht du. Du bist nicht problemlösungsbeauftragt für irgendwen. Wenn deine Mutter albern findet, richtig über dich zu reden, ist das nicht dein Problem, weil du zu viel verlangst, sondern ihres. Leute haben auch 16 Jahre lang eine Bundeskanzlerin gehabt und waren an Tag 1 danach in der Lage sich zu erinnern und Ernstzunehmen, dass danach ein Bundeskanzler gewählt wurde.

Du kannst natürlich auf deine Eltern zugehen und sagen, dass du gerne wieder eine bessere Beziehung zu ihnen hättest. Du kannst dann mit ihnen einen gemeinsamen Plan machen – vielleicht geht ihr mal zu einer Beratung zusammen oder zu einer Familientherapie? So oder so: Du darfst auf bestimmten Regeln des Respekts bestehen.

Liebe Grüße
Xenia

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