Ein Test auf sexuell übertragbare Infektionen für zuhause? Oder auch: Wie ich mich in meiner Arbeitszeit auf STIs testen ließ
Von unserer Geschäftsführung Annika
CN: In diesem Beitrag werden sexuell übertragbare Infektionen und Körperflüssigkeiten, darunter Blut, erwähnt. Auf den Bildern sind keine Körperflüssigkeiten und kein Blut zu sehen.
Vor einigen Wochen erhielt das Queer Lexikon eine spannende Kooperationsanfrage von s.a.m health. Das Projekt der Deutschen Aidshilfe bietet Tests auf sexuell übertragbare Infektionen für zuhause an und wir haben es für euch ausprobiert. Dabei haben wir das Testkit kostenlos bekommen und konnten mit Sebastian Kimmel, dem Projektkoordinator von s.a.m health ein Interview führen.
s.a.m health ist in der Münchner Aidshilfe entstanden und inspiriert von einem ähnlichen Angebot aus Großbritannien. Heute sitzt das Projekt in Berlin und ist bundesweit verfügbar. Ein Testkit kostet 59€ (das erste ist ein bisschen teurer). Das Projekt arbeitet kostendeckend, macht aber keine Gewinne mit den Tests – das bedeutet, mit dem Geld werden vor allem die Laborkosten und die Mitarbeitenden bezahlt. Dadurch, dass man den Test alleine zuhause durchführen kann, kann dieser schnell und unkompliziert erfolgen das ist gerade für Menschen hilfreich, die viel arbeiten oder auf dem Lande wohnen, wo es wenig Testangebote gibt.
Wie funktioniert das ganze nun?
Das Online-Formular
Zuerst wird das Test-Kit online bestellt. Das geht ganz easy. Man wird im Online-Formular nach dem Geburtsdatum, der Postleitzahl gefragt, sowie, ob man sich in den letzten drei Tagen mit HIV infiziert haben könnte. Anschließend kommen Fragen zum eigenen Geschlecht und dem der Sexualpartner*innen (Diese Geschlechtsabfrage sind noch nicht queer- und trans-sensibel, das soll aber überarbeitet werden), sowie dazu, wann man das letzte Mal auf STIs getestet wurde. Anschließend sucht man sich eine unserer Partner-Aidshilfen (kurz: Checkpoints) für ein Beratungsgespräch aus und gibt seine Kontaktdaten ein. Das Gespräch kann telefonisch oder vor Ort durchgeführt werden – für gehörlose Menschen gibt es eine Videosprechstunde in Deutscher Gebärdensprache und eine Chatberatung ist nach Absprache auch möglich. Danach wird noch die Handynummer mit einem SMS-Code verifiziert, weil die zukünftige Kommunikation komplett über SMS läuft. Danach kann es mit dem Beratungsgespräch weitergehen.
Das Beratungsgespräch
Ich habe mich dazu entschieden, mein Beratungsgespräch telefonisch zu machen und habe also bei meiner lokalen Aidshilfe angerufen, gesagt, dass ich für meinen s.a.m health Test anrufe und den Code genannt, den ich per SMS bekommen hatte. Meine Beratung konnte direkt stattfinden – manchmal wird aber auch ein Termin für ein späteres Gespräch vereinbart. Die beratende Person unterliegt der Schweigepflicht, d. h. er*sie darf nichts weitererzählen, was ich in diesem Gespräch sage oder frage.
Meine Beratung hat ca. 5 Minuten gedauert. Ich wurde gefragt, ob ich schon mal mit Syphilis diagnostiziert wurde (wenn ja hat man nämlich Antikörper im Blut, was bei der Auswertung der Tests beachtet werden muss), ob ich Drogen konsumiere (wenn man ja sagt, bekommt man dazu auch noch eine Beratung, wenn man möchte, insbesondere zum Thema Safer Use, da man sich bei Drogengebrauch teilweise mit z. B. Hepatitis anstecken kann), wie viele Sexualpartner*innen ich in den letzten drei Monaten hatte (um das STI- und insbesondere das HIV-Risiko einschätzen zu können) und wie ich mein eigenes Risiko, HIV zu haben, einschätze (ggf. kann die beratende Person sich anhören, ob es eine vergangene Situation gab, zu der man sich Sorgen macht und einem helfen, das einzuschätzen bzw. nochmal über HIV-Risiko aufklären). Außerdem gibt es Informationen zum weiteren Ablauf. s.a.m health erinnert eine*n, wenn gewünscht, je nach Risiko alle 3,6 oder 12 Monate daran, wieder einen Test zu machen. Das ist kein Abo und man muss nichts bezahlen, man wird nur erinnert und kann sich dann wieder ein Test-Kit bestellen (aber das geht natürlich immer, wenn es z. B. eine Risikosituation gab).
Wenn in der Beratung klar wird, dass man spezifische Anliegen hat (z. B. weil man eine traumatische Situation erlebt hat oder Sexarbeit macht), wird man auch an andere passende Beratungsstellen weiterverwiesen. Es kann auch sein, dass im Beratungsgespräch klar wird, dass man gar keinen Test braucht – dann muss man auch nichts bezahlen.
Nach dem Termin kommt ein Link zum Bezahlen per SMS. Das erste Testkit kostet 75€, alle weiteren je 59€. Per SMS kann man auch immer noch Fragen zum Ablauf oder zum Thema STIs und Safer Sex stellen. Die Fragen gehen an die zentrale Stelle in Berlin und an die lokale Teststelle und werden dann beantwortet. Diese SMS-Beratung kostet nichts.
Das Testkit
Ein paar Tage nach meinem Beratungsgespräch kam das Test-Kit per Post an. Es ist ein relativ kleiner, weißer Umschlag. Es ist nicht ersichtlich, dass es sich um ein Testkit auf STIs handelt.