Kummerkastenantwort 4.903: Wie kann ich in meiner queeren Identität sicherer werden?
Hey liebes Team,
ich weiß gar nicht ob meine Frage hier so 100% hin passt.
Aber ich versuche es trotzdem mal, vielleicht könnt ihr mir ja helfen.
Also ich bigender/24 habe das Gefühl, dass ich nicht meine eigene Person bin. Durch die sozialen Medien wirken irgendwie alle Leute so sicher in sich selbst und so leidenschaftlich für ihre Hobbies/Interessen und das stimmt dann auch noch mit ihrem Look überein.
Bei mir ist das anders: ich habe so viele Interessen und kann mich nicht für einen Style, ein Hobby, und noch nichtmal für einen Namen entscheiden, weil das Impostor Syndrome einfach zu sehr reinkickt. Ich fühl mich, als würde ich von allem ein bisschen “kopieren“ und bin nichts halbes und nichts ganzes. Vielleicht werden so vielseitige Persönlichkeitek auch einfach zu wenig repräsentiert oder ich kenne einfach nicht die richtigen Vorbilder.
Habt ihr evtl Tipps, um mir in meiner queren Identität sicherer zu werden und die Confidence zu entwickeln, mich auch genauso nach außen hin zu präsentieren?
Und wie kann ich mich für einen Namen entscheiden? Ich bin seit einiger Zeit mit einem Namen (James, Spitznamen LJ und Jimmy) geoutet aber manchmal habe ich das Gefühl, das passt eigentlich gar nicht zu mir und andere meiner Spitznamen (Tareza oder Elliott) würden besser als mein richtiger Name passen. Dabei würde ich mich wahrscheinlich eh nicht trauen, den nochmal bei allen zu ändern, weil das beim ersten Mal schon super schwierig für mich war .
Ich hoffe das hat irgendwie Sinn gemacht, ich schätze im Grunde will ich bloß lernen, mir in meiner Identität sicher zu werden und ich dazu zu stehen.
Danke und LG <3
Hallo,
ich möchte hier mit zwei Anmerkungen starten: Queersein, transsein, schwulen, … sind keine Charaktereigenschaften. Es gibt kein Mechanismus, der dazu führt, dass trans Personen irgendwie sein müssen. Und: Gesellschaft, Kultur, Lernen all das basiert auf Nachmachen und Übernehmen – wir haben alles irgendwo gelernt, alles ist von irgendwas irgendwie inspiriert. Außerdem, aber das weißt du sicher: Das, was du in den Sozialen Medien siehst wirkt vielleicht sicher und selbstbeswusst und so – aber Ängste und Zweifel sehen wir häufig nicht, auch wenn sie da sind.
Das kann hilfreich sein dabei, mehr du zu sein. Irgendwas wirst du immer irgendwoher haben und das ist okay. Ich denke, da gibt es keine Abkürzung, um am Ende bei mehr Confidence rauszukommen. Wenn du Dinge tust, an denen du Freude hast, und sie so tust, dass es für dich passt, ist das ein ziemlich guter Zustand. Wenn du Looks hast, mit denen du dich wohlfühlst, ist das ein ziemlich guter Start. Es gibt da keine Punkte fürs besonders richtig machen und nix zu gewinnen. Mehr als du sein ist ohnehin bissle schwierig.
Namen können schwierig sein, eben weil sie uns alltäglich begleiten. Aber: wir können sie theoretisch beliebig oft ändern und wir können an verschiedenen Stellen verschiedene Namen nutzen. Wenn es sich für deinen näheren Freundeskreis besser anfühlt, wenn da ein anderer Name für dich genutzt wird, ist es auch vollkommen fine, wenn nur die den verwenden und Leute zum Beispiel bei deiner Arbeit oder in Onlinecommunities einen anderen Namen nutzen. Dann sind Dinge auch weniger stressig und besser überschaubar, weil es eben nicht mehr „alle“ wissen müssen.
Liebe Grüße
Xenia