Kummerkastenantwort 4.943: Wenn ich darüber nachdenke, mit einem Jungen zusammen zu sein, sehe ich mich auch als Junge
Hey Team, ich habe eine sehr, wirklich sehr verwirrende Angelegenheit.
Ich bin non binär, in einem weiblichen Körper geboren, 17 und bitte nennt mich einfach L. Ich bin bi und jetzt kommt die Verwirrung hahaha, dass Ding ist halt, dass, wenn ich über eine Beziehung nachdenke, mit einem Mädchen, sehe ich mich so wie ich halt bin, so wie ich mich identifiziere. Wenn ich jetzt aber über eine Beziehung mit einem Jungen nachdenke, dann sehe ich mich da in meinem Kopf als männliche Person, also als ob ich nur ein Mann sein könnte um mit einem Mann zusammen zu sein, wenn das Sinn macht.
Ich verstehe jetzt garnichst mehr, meine Familie versteht es nicht und ich kann es auch nicht so erklären wie ich mich eigentlich fühle.
Also Zusammenfassend: Beziehung mit Mädchen? Topp!
Beziehung mit jungen? Ja, wenn ich selbst männlich bin (?!?!?)
Falls ihr mir BITTE BITTE erklären könnt was los ist mit mir wäre ich euch zum sterben dankbar.
L.
Hallo L!
Du musstest sehr lange auf deine Antwort warten, das tut uns leid.
Geschlecht kann manchmal verwirrend sein, vor allem, wenn andere Faktoren wie Sexualität und Beziehungen dazu kommen. Warum genau du dich so fühlst, wie du dich fühlst, kann ich dir nicht sagen. Aber ich kann dir sagen: du bist nicht allein damit, wie du dich fühlst. Ich kenne einige queere, trans und nichtbinäre Menschen, bei denen das Geschlechtsempfinden mit der Partnerperson schwankt, oder bei denen sich die Sexualität z.B. im Laufe der Transition verändert hat. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist das auch eigentlich nicht allzu verwunderlich: Geschlecht hat eben in unserer Gesellschaft (auch) viel mit Außenwahrnehmung zu tun, wobei heterosexuelle dya cis Menschen nun einmal den Standard für die Geschlechts-Blaupause darstellen. Schwule Männer z.B. werden aber allein durch ihre Sexualität oft als weniger männlich betrachtet (was natürlich Quatsch ist, aber nun mal passiert) und lesbische Frauen werden durch ihre Sexualität oft als weniger weiblich empfunden. Das zum Beispiel kann ein Grund dafür sein, dass du dich in der Rolle eines Mannes, der mit einem Mann zusammen ist, wohler fühlst, als in der Rolle einer Frau, die mit einem Mann zusammen ist – was dann ja wieder sehr nah an der Standard-Rolle einer Frau wäre.
Das ist nur eine Facette dessen, wie Sexualität und Außenwahrnehmung das eigene Geschlecht beeinflussen können – es muss nicht der Grund für deine persönlichen Emotionen sein. Vielleicht hilft es dir aber als Denkanstoß und Ausgangspunkt, um deine Geschlechtsidentität weiter zu verstehen.
Wichtig ist auch: es ist okay, wenn dein Geschlechtsemfpinden schwankt. Das ist nichts, wofür du notwendigerweise eine Erklärung finden musst.
Liebe Grüße,
Elias