Kummerkastenantwort 5.104: Wie läuft das mit HRT und GaOps?
Hey!
Ich bin eine Transfrau und möchte super gerne mit der Hormontherapie und Geschlechtsangleichung beginnen. Nun habe ich viel durchgelesen und bin etwas verwirrt. Ist der Gang zu Psycholog*in Pflicht bevor ich irgendwas tun kann? Und wenn ja? Stimmt es, dass es Monate bis Jahre dauert, bis man die Hormontherapie und Op bekommt? Ich kann mir nicht vorstellen noch so lange zu warten. Ich will es so schnell wie möglich durch haben. Ich verstehe schon, dass es dauert, bis die Hormontherapie ihren kompletten Effekt zeigt, doch kann ich die Operation nicht schon früher bekommen? Kann man das irgendwie beschleunigen oder so?
Liebe Grüße und Danke im Voraus!
Hallo,
der übliche Ablauf in Deutschland, wenn du gesetzlich versichert bist, ist, dass dir eine Gynäkologin, ein Urologie oder eine Endorkinologie Hormone verschreiben – unabhängig vom Hormon erstmal, aber wenn es zum Beispiel um Erkrankungen von Nebennieren oder Schilddrüsen geht, können die jeweiligen Fachärzt*innen das jeweils selbst diagnostizieren und daher selbst die Indikation, also die „Abgeneigtheit“ oder in anderen Worten das „nach dem Stand der Medizin und der Zahlungsbereitschaft der Krankenkassen wäre jetzt diese Behandlung das Mittel der Wahl“ selbst feststellen. Bei trans Personen aber nicht. Da ist aktuell ein ein „Umweg“ über eine Psychotherapie vorgesehen, wo diese Indikation gestellt wird. Das kann schon mal Monate dauern, sobald ein Therapie-Platz gefunden wurde, geht manchmal auch schneller, das hängt stark von der behandelnden Person ab und ist insgesamt öfter als nie eher ziemlich überflüssig in der großen Skala der Dinge. Aber ja: Das wird Monate dauern, im wahrscheinlichen Fall schon allein, weil es albern schwierig ist, überhaupt Therapieplätze zu bekommen. Find ich nicht cool, aber lässt sich erstmal nicht ändern.
Kleines Zwischending: Es gibt für transweibliche Personen nicht die eine OP. Es gibt ne Menge verschiedene und dabei auch oft verschiedene Methoden. Die sind in der Regel, wenn sie überhaupt Kassenleistung sind, auch noch komplizierter zu bekommen, weil die Übernahme der Kosten extra beantragt werden muss.
Und ja: allein der bürokratische Vorweg bis zu irgendeiner dieser möglichen OPs ist lang, vermutlich länger als er sein sollte und wird dauern. Der Tipp ist: auch, wenn du nicht ganz sicher bist, dass du eine willst, früh anzufangen, dich zu kümmern. Dann hast du vielleicht eine Kostenzusage für was, was du gar nicht brauchst, aber du hast sie. Und falls du merkst, dass du genau das haben willst, kannst du sie nutzen.
Operationen sind bei all dem auch keine Hexerei und auf bestimmte Teile des Körpers bezogen. Oft gibt es zumindest halbwegs taugliche Beheflslösungen, wie BHs oder Unterwäsche mit entsprechenden Einlagen, Halsschmuck, Haarteile oder anderes. Das macht zwar immer auch Arbeit und ist eben doch was anderes als es tatsächlich als Teil von sich zu haben, aber kann Wartezeiten erträglicher machen.
Liebe Grüße
Xenia
Oh ich hatte gehofft, das wäre vorbei, dass dafür extra ne Indikation gebraucht wird 🙁
Jedenfalls habe ich mehrere Tipps, wie schneller an einen Therapieplatz zu kommen ist:
-ich würde liste führen, weil du die Absagen glaube ich irgendwo einreichen kannst bei der Versicherung als Nachweis, dass du nix gefunden hat, dann übernehmen die manchmal auch private
-es gibt kombinationstherapie, da hast du weniger einzel und meistens gruppe (besprichst du in der gruppe halt was anderes), dann kommst du insgesamt schneller rein weil mehr plätze frei sind
-dann kommt ja noch dazu, die Person sollte lieb und empathisch sein oder zumindest kooperativ, denn das sind sie nicht alle, nur weil die nen M.Sc. haben
-wenn du sagst, dass es nur Kurzzeittherapie sein soll, würden die vielleicht ne Ausnahme machen und dich schneller aufnehmen? Weiß ich aber nicht ob das hilfreich ist. Vermutlich lassen die alle gleich lang warten, außer die sind auf queere Themen spezialisiert vllt