Kummerkastenantwort 5.724: Wenn ich mir vorstelle ein Mann zu sein, stehe ich plötzlich auf Frauen.

Hallo. Ich bin biologisch eine Frau, habe auch bereits schon lange als Frau heterosexuell gelebt. Nun ist es so, dass ich seit meiner Kindheit immer mal wieder das Bedürfnis habe, ein Mann zu sein. Das wird mit voranschreitendem

Alter immer stärker. Das verwirrende an der Thematik ist für mich, dass ich, sobald ich mir vorstelle, biologisch ein Mann zu sein, vollumfänglich das weibliche Geschlecht bevorzugen würde. Wenn ich aber an meinen weiblichen Körper denke, kann ich es mir gar nicht vorstellen, dass eine Frau mich berührt. Gleichzeitig habe ich aktuell sehr große Probleme, wie zuvor, mit Männern intim zu werden. Es ist praktisch nicht mehr möglich. Ich bin selber in Therapie und trotzdem wollte ich einfach mal fragen, ob irgendjemand hiermit auf eine konstruktive oder sogar selber erfahrene Weise mir mit dieser Thematik helfen kann. Vielen Dank.

Hallo, Danke, dass du deine Gedanken und Gefühle so offen teilst – das ist wirklich stark und verdient viel Respekt. Du beschreibst eine sehr komplexe und persönliche Erfahrung, und es ist total verständlich, dass du darüber verwirrt bist oder nach Antworten suchst. Du bist damit nicht allein.

Was du beschreibst, klingt nach einem Prozess, in dem du dich selbst besser kennenlernst – in Bezug auf dein Geschlecht, deinen Körper, aber auch auf deine sexuelle Orientierung. Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens ein sich veränderndes oder klarer werdendes Verhältnis zu ihrem Geschlecht. Dass du das Bedürfnis spürst, ein Mann zu sein – und das schon lange – kann ein Hinweis darauf sein, dass du dich (teilweise oder ganz) nicht mit dem Geschlecht identifizierst, das dir bei der Geburt zugewiesen wurde. Manche Menschen empfinden das als trans, nicht-binär, genderfluid oder finden für sich ganz eigene Worte.

Auch dass sich dein sexuelles Interesse je nach Geschlechtsidentität verändert, kann dazugehören – das geht tatsächlich mehreren Menschen so. Geschlecht und sexuelle Orientierung sind zwei verschiedene Dinge, können sich aber gegenseitig beeinflussen – und dürfen sich im Laufe der Zeit verändern.

Dass du bereits in Therapie bist, ist gut – und wenn du das Gefühl hast, deine Therapeut*in ist offen für queere und trans Themen, kann das ein hilfreicher Raum sein, um weiterzuforschen. Wenn nicht, gibt es auch queersensible Beratungsstellen – auf unserer Webseite haben wir einige Links: Links | Queer Lexikon

Und: Du musst dich nicht sofort festlegen. Du darfst dich ausprobieren, nachdenken, fühlen und ganz in deinem Tempo herausfinden, wer du bist.

Alles Liebe
dein Team vom Queer Lexikon 🌈

 

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