Kummerkastenantwort 5.795: Kann es sein, dass sich Genitaldysphorie erst im Verlauf einer Transition entwickelt?

TW: Genitalien, Sexualität

Hallo liebes Team des Queerlexikons,

kann es sein, dass sich Genitaldysphorie erst im Verlauf einer Transition entwickelt? Oder rede ich mir das selbst nur ein?

Ich hatte bisher (dachte ich) kein Problem mit meinen Genitalien und trotz allem ein recht unbeschwertes Sexleben. Inzwischen ist es leider so, dass ich eigentlich gar nicht mehr intim berührt werden möchte und auch mich selbst beim Masturbieren nur durch die Unterhose hindurch anfassen will. Meine Partnerin respektiert meine Bedürfnisse und drängt mich zu nichts, trotzdem fühle ich mich schlecht, als würde ich ihr etwas vorenthalten, als wäre es kein richtiger Sex, wenn wir uns nicht gegenseitig intim berühren. Eine OP habe ich aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen, weshalb ich jetzt nach einem Weg suche, damit langfristig gut zurechtzukommen.

Manchmal denke ich, ich müsste mich nur mehr mit meinem Genital und meiner Sexualität auseinandersetzen. Kommen meine Gefühle vielleicht auch daher, dass gesellschaftlich Penisse potentiell idealisiert werden gegenüber Vulven und ich aus dieser gesellschaftlichen Prägung heraus Ablehnung/Ekel meiner Vulva gegenüber empfinde? Bin ich also antifeministisch, wenn ich Genitaldysphorie habe?

Wie ihr merkt, herrscht hier einiges an Verwirrung. Ich freue mich über eure Meinung und Tipps.

Vielen lieben Dank für eure Arbeit!

Hallo!

Sicherlich kann sich die Dysphorie über die Zeit verändern. Wie man den eigenen Körper sieht und wahrnimmt, kann sich ja auch über die Zeit verändern. Gerade, wenn vielleicht auch andere, vielleicht auch stärkere Dysphorien sich lösen oder mindern z.B. durch Hormone, machen sich andere „Baustellen“, die vorher sehr in den Hintergrund gerückt sind, dann doch bemerkbar.
Ich denke auch nicht, das Genitaldysphorie generell antifeministisch ist. Natürlich kann die Gesellschaft prägen, wie wir unsere Körper sehen, aber ich würde behaupten, das Dysphorie doch etwas „stärker“ ist, als dass es alleine aus einem gesellschaftlichen Aspekt kommmt.

Für viele trans* Männer ist das Packing eine Alternative zu einer OP, um den Leidensdruck in diesem Bereich zu mindern. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, zu denen du dich informieren könntest, ob und was da vielleicht zu dir passt und dir helfen könnte.

Alles Gute,

Joshua

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