Kummerkastenantwort 5.764: Ich bin ein bisschen lost, wenn es um mein Geschlecht geht

Hey:)

Irgendwie würde ich mir einfach gerne sicher über mein Geschlecht sein, und ich dachte, wenn ich meine Erfahrungen anderen Leuten erzähle, können sie mir vielleicht ein bisschen helfen.

Also, ich nenne mich jetzt einfach mal Ari. Bei der Geburt wurde ich als Mädchen eingetragen, bin mir aber nicht sicher, ob ich das wirklich bin. Irgendwie wünsche ich mir manchmal, dass mich Leute mehr männlich lesen, auch wenn ich eigentlich weiß, dass ich kein Junge bin. Ich würde glaube ich in der Zukunft gerne eine Mastektomie machen, bin aber auch erst 15. Außerdem kann ich mir irgendwie vorstellen, das Pronomen „er“ auch zu benutzen. Aber ich habe Angst, dass ich mir das alles nur einrede, weil es mich auch nicht so krass stört momentan, wenn ich als „sie“ und mit meinem Geburtsnamen angesprochen werde. Ich weiß einfach nicht, ob ich je mein Geschlecht irgendwie komplett herausgefunden haben werde und bin einfach ein bisschen lost gerade.

LG

Heyyo Ari,

danke, dass du uns so ehrlich von deinen Gedanken und Gefühlen erzählst. Es ist richtig stark, dass du dich öffnest, auch wenn du dich gerade unsicher fühlst. Entschuldige bitte, dass die Antwort so lange gebraucht hat.

Erstmal: Es ist völlig okay, dass du dich lost fühlst. Identität ist nichts, was man mal eben schnell herausfindet und dann für immer festhält. Sie darf sich entwickeln, verändern, wachsen – genau wie du selbst.

Dass du dir wünschst, manchmal mehr männlich gelesen zu werden, dass du über Pronomen wie „er“ nachdenkst und sogar schon spürst, dass eine Mastektomie für dich passen könnte, sind wichtige Hinweise auf dein eigenes Empfinden. Und ja, es kann absolut sein, dass du verschiedene Seiten in dir hast, die Raum brauchen. Aber es heißt nicht, dass deine Gefühle weniger echt sind, nur weil sie sich nicht immer laut oder eindeutig anfühlen.

Viele Menschen spüren nicht jeden Tag mit voller Wucht, was sie sind – und trotzdem ist ihr Empfinden real und richtig. Du musst dich auch nicht schlecht fühlen, wenn es dich aktuell nicht extrem stört, mit „sie“ angesprochen zu werden. Es gibt nicht den einen richtigen Grad an „Unzufriedenheit“, der dich legitimer oder weniger legitimer macht.
Es geht darum, was du selbst auf Dauer für dich möchtest und was sich für dich stimmig anfühlt. Und selbst wenn du heute so empfindest und sich das in ein paar Jahren verändert – auch das ist vollkommen okay.

Dein Geschlecht ist kein Rätsel, das du unbedingt schnell und endgültig lösen musst. Es ist ein Teil von dir, den du entdecken und gestalten darfst, in deinem eigenen Tempo. Und weißt du was? Es ist stark, sich einzugestehen, dass man noch nicht alle Antworten hat.
Du musst nicht jetzt schon alles wissen. Allein, dass du dich so bewusst mit dir selbst auseinandersetzt, zeigt, wie gut du dich kennst und dass du deinen Weg finden wirst. Du bist genau richtig, auch mit deiner Unsicherheit. Und du hast jedes Recht, dich so zu entfalten, wie es sich für dich gut anfühlt.

Du bist nicht allein auf diesem Weg – und alles, was du fühlst, ist gültig.


Queere Grüße, Kay

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2 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Kleine Fehler bei der Nummer des Kummerkastenantwort 😀

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