Kummerkastenantwort 5.867: WIe finden queere Personen den Mut, sich offen zu zeigen?

Hello <3

Ich hoffe, ich kann meine Frage verständlich rüberbringen, weil sie etwas kompliziert ist. Und ich hoffe, sie wird hier nicht als queerfe!ndlich missverstanden, das wäre das letzte was ich damit erreichen will …

Ich habe mich in letzter Zeit viel mit meiner eigenen Identität beschäftigt, einen neuen Namen zu meinen Vornamen hinzugefügt und meine Label aktualisiert (habe mich früher als genderfluid bzw bigender gelabelt und finde nun, dass nonbinary besser zu mir passt). Ich habe auch meinen Style angepasst und kleide/style mich jetzt so, wie ich mich wohlfühlen und nicht wie andere es von mir (Afab und auch als w gelesen) erwarten würden.

Das Problem ist, dass ich einfach nicht den Mut finde, diese Identität zu 100% auszuleben, das heißt bisher weiß noch keiner von meinem neuen Namen, und nicht jeder weiß über meine Label Bescheid. Ich habe einfach zu viel Angst, nicht richtig respektiert zu werden oder dass meine Gefühle übergangen werden wenn ich Leute korrigiere und sage, dass ich nicht nur eine Frau bin bzw. diese Bezeichnung auch nicht mag.

Wie finden andere queere Personen den Mut, sich offen zu zeigen und ihre Identität selbstbewusst auszuleben, trotz dem aktuellen Wandel in der Gesellschaft und/oder ihrem Umfeld? Gibt es da irgendwelche Tipps oder heißt es einfach „Augen zu und durch“? Bin ich überhaupt queer genug, wenn ich mich am Ende des Tages doch nur hinter einer cis gelesenen Fassade „verstecke“?



Danke für alles, was ihr hier macht.

VG, Mycroft <3

Hallo!

Ich kann dich erst mal beruhigen: Ich finde deine Frage klingt gar nicht queerfeindlich und sie ist auch durchaus berechtigt!

Ich glaube, es gibt verschiedene Gründe und Wege, wie jemand den Mut fassen kann, sich offen queer und wie man eben ist der Welt zu zeigen (und da gehört im aktuellen Klima leider doch viel Mut dazu).
Ich kann nur von meinen persönliche Gründen berichten, aber es wird sicherlich noch viel mehr geben, die andere teilen wollen.

Mich hat das sich verstecken und verdrehen einfach viel zu sehr belastet und erschöpft, als dass ich es auf ewig hätte weiter machen können.
Zudem hoffe ich, dass meine Sichtbarkeit anderen queeren Personen eben so Mut und Sicherheit schenkt, wie andere offen queere Personen sie mir geben.
Gleichzeitig habe ich immer im Hinterkopf, dass ich viele Personen habe, die mich unterstützen, mich stärken und mir helfen.
Es ist sehr wichtig äußere, so wie auch innere Ressourcen zu haben, durch die man Kraft und Mut schöpfen kann, trotz aller Schwierigkeiten und auch Anfeindungen, die man als queere Person leider erlebt.
Dieser Ressourcen musste ich mir allerdings auch erst bewusst werden und auch viele andere Ängste und Unsicherheiten bearbeiten, bevor es mir möglich war,offen so zu sein, wie ich bin.

Du bist nicht weniger queer, weil du dich nicht so offen zeigst, wie du vielleicht gerne würdest. Egal, was der Grund ist, ob eine Gefährdung der eigenen Sicherheit oder fehlender Mut oder was auch immer. Es gibt gute Gründe offen queer zu sein und eben so, es nicht zu sein. Das macht dich nicht schlechter oder besser als andere und auch nicht mehr oder weniger queer.
Du wirst den Mut und die Kraft sicherlich irgendwann finden. Nimm dir einfach deine Zeit dafür.
Im Endeffekt bist du niemandem etwas schuldig (auch keine Sichtbarkeit), außer dir selber, dass du dich gut behandelst und auch da auch deine eigen Bedrüfnisse achtest.

Alles Gute

Joshua

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