Kummerkastenantwort 5.878 – Ich brauche Therapie, kann mich aber keinem Fremden öffnen.
TW: Self-Harm, SVV, psychische Gesundheit
Hi liebes Kummerkasten-Team,
erstmal vielen Dank für eure wunderbare Arbeit!
Ich hatte schon immer Übergewicht und finde mich, seit ich denken kann, hässlich und ich habe auch so gut wie keine Selbstliebe oder Selbstvertrauen.
Auch habe ich Unsicherheiten in Bezug auf mein Gender.
Das war mir letztes Jahr mit all dem Schulstress viel zu viel, dass ich angefangen habe, mich zu ritzen und selbst zu schlagen. Ich konnte zwar aus eigener Kraft aufhören, habe aber seitdem immer das Verlangen, wieder anzufangen, wenn ich eine Schere oder ein Messer sehe.
Ich vermute auch, dass ich vielleicht eine ES haben könnte, habe mehrere Anzeichen bei mir entdeckt.
Ich habe seit einem Jahr keine Lust mehr, meine Hobbys auszuüben oder mich mit Freunden zu treffen. Ich könnte heulen und streite mich auch ständig mit meinen Eltern.
Ich weiß, dass ich mit meinen Eltern oder Freunden sprechen könnte, aber der Gedanke fühlt sich falsch an, mit ihnen über meine tiefsten Gedanken zu sprechen.
Ich weiß auch, dass es Therapie gibt, aber auch das fühlt sich falsch an. Ich gebe ja quasi mein tiefstes Inneres einem Fremden Preis.
Gibt es auch Möglichkeiten, mir selbst zu helfen? Oder anonym im Internet? Eine Hypnose auf Youtube?
Danke schonmal für eure Antwort
Hallo,
mit den Symptomen, die du beschreibst, würde ich dir dringend raten, dir professionelle Hilfe bei einem Therapeuten zu holen! Du beschreibst mit Selbstverletzendem Verhalten und Anzeichen von einer Essstörung wirklich sehr ernste Sachen, bei der dir auf jeden Fall jemand zur Seite stehen sollte, der sich nicht nur gut auskennt, sondern auch jemand, der auf dich persönlich und deine Probleme eingehen kann.
Da ist Anonymität, auch wenn ich den Wunsch verstehen kann, leider nicht hilfreich.
Tatsächlich gehst du in eine Therapie ja nicht rein und schüttest in der ersten Sitzung schon alles aus. Man fängt in der Regel an mit Terminen zum Kennenlernen. Ein therapeutisches Verhältnis braucht Vertrauen und wenn man merkt, es passt nicht untereinander beginnt man gar nicht erst richtig mit der Therapie. Und auch danach verbringt man erst mal Zeit damit, sich kennen zu lernen und steigt langsam erst ein, in der Regel. Man baut über Zeit ein Patienten-Therapeuten-Verhältnis auf. Du musst also nicht alles auf einmal einer Person erzählen, die du das erste Mal siehst.
Bitte, vertrau dich jemandem an und such dir professionelle Hilfe. Das kostet natürlich große Kraft und Überwindung, aber du verdienst es Hilfe zu bekommen und, dass es dir besser geht. Deinen Stress, deine Probleme und Gefühle musst du nicht alleine stemmen und meistens, so ist zumindest meine Erfahrung, kann man das auch gar nicht.
Trotz, dass ich dir eine ambulante Therapie auf Dauer sehr ans Herz lege, gibt es verschiedene Anlaufstellen per Telefon, E-Mail oder Chat an die du dich wenden kannst, die dir helfen können. Einerseits kannst du dich auf mehreren Wegen bei der TelefonSeelsorge Hilfe suchen, außerdem gibt es den Hilfsangebotfinder der verschiedene Angebote auflistet.
Alles Gute,
Joshua