Kummerkastenantwort 627 – Was für ein Label passt zu mir?
Hallo liebes Team!
Ich hoffe ihr kommt gut durch die Hitze!
Und zwar habe ich eine Frage an euch, die mich mittlerweile schon Jahre lang quält.
Ich habe oft bei euch gelesen dass man nur selbst sein eigenes Geschlecht kennt, dennoch habe ich seit Jahren starke Probleme damit und habe niemanden, dem ich mich anvertrauen kann.
Ich hinterfrage meine Identität schon seitdem ich 13 bin, anfangs nur leicht. Ich habe mich schnell mit genderfluid “abgefunden”, damit ich mich irgendwie gut fühlen kann. Das hat nicht geholfen. Die Jahre vergingen und Ich begann mich immer mehr in Frage zu stellen. Auch die Dysphorie nahm seinen Platz ein und verschlimmerte sich immer mehr.
Klar kann ich mich zum geringen Teil als Frau noch verstehen, doch ich fühle mich zu 80 – 90% als Mann besser. Schon oft hatte ich Träume oder Gedanken darüber, ein richtiger Mann zu sein und es gefiel mir auch, aber ich habe (wahrscheinlich aufgrund der Familie) das Gefühl, dass ich allesamt verraten würde.
Nun bin ich 19, stehe ich zwischen den Stühlen und weiß nicht mehr weiter.
Ich habe mittlerweile zwar Pronomen und eventuell einen passenden Namen gefunden, doch mit der Identifikation tue ich mich noch immer sehr schwer.
Der Begriff Transgender klang für mich relativ ansprechend dennoch bezweifle ich dass ich mich mit Transmännern gleichsetzen kann.
Ich hoffe ihr wisst einen Rat.
Liebe Grüße
Felix-Sebastian
Hi Felix-Sebastian!
Danke, die Hitze ist inzwischen rum und wir alle noch da. Wir kommen sogar vielleicht irgendwann mit dem Kummerkasten hinterher. 😀
Zu deinem Problem: ich denke schon, dass du dich mit trans Männern gleich setzen kannst. (Kleiner Kommentar dazu: ‘Transmänner’ ist als Bezeichnung eher unglücklich, weil es impliziert, dass sie keine richtigen Männer, sondern eine eigene andere Kategorie wären. Deshalb ziehen die meisten trans/transgender als Adjektiv vor. 🙂 )
Die einzigen mir bekannten Vorraussetzungen, um ein trans Mann zu sein, sind sich zumindest teilweise als Mann identifizieren, nicht bei der Geburt in diese Kategorie gesteckt worden sein und dieses Label nutzen wollen. Soweit ich das beurteilen kann, erfüllst du alles davon!
Du musst keinerlei Klischees erfüllen, um trans zu sein. Und selbst die, die haargenau das Klischeebild erfüllen, haben oft genug Angst nicht trans genug zu sein. Aber es ist kein Wettbewerb und ich garantiere dir, du bist trans genug, du bist Mann genug und du bist gut genug. Versprochen.
Die Sorge, dass du deine Familie enttäuschen oder verraten könntest, ist auch nichts seltenes. Aber du musst mit deinem Geschlecht und deiner Identität leben können. Wenn sie damit ein Problem haben, ist das natürlich unschön, aber deutlich weniger relevant, als dass du dich in deiner Haut und deinem Leben wohlfühlen kannst. Es ist kein Verrat du selbst zu sein. Und du schuldest es niemandem eine Lüge zu leben. Nein, auch deinen Eltern nicht. Wirklich.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen Mut machen! Nimm dir, was du brauchst, du hast es verdient.
Liebe Grüße
Lir