Kummerkastenantwort 962: Ich will nur einen anderen Namen, andere Pronomen und eine flache Brust.
Hallo.
Ich weiß, dass das komisch ist, aber irgendwie habe ich das Gefühl ich könnte meine Femininität besser ausleben, wenn ich eine flache Brust hätte. Ich bin afab, möchte aber, aus welchem Grund auch immer, unglaublich gerne “männlich” gegendert werden. (Pronomen haben kein Geschlecht ich weiß, aber ihr wisst schon was ich meine, “er”-Pronomen, als “Herr” angesprochen werden, ect. das macht mich immer sehr glücklich.)Irgendwie paradox. Ich möchte genau so bleiben wie ich bin, 100%, nur mit einem anderen Namen, anderen Pronomen und flacher Brust. (Testo möchte ich nicht, weil ich meine Stimme, mein Gesicht ect. mag) Eigentlich sind das doch solche Kleinigkeiten. Ich mein… Pronomen. Ernsthaft jetzt? Das ist mir wichtig? Die paar Wörter? Und was, wenn ich die Mastek mache und dann meine Brust plötzlich wieder vermisse? Außerdem, was ist mit meiner Familie? Ich kann doch nicht ernsthaft verlangen, dass die nach 18 Jahren andere Pronomen und einen anderen Namen für mich verwenden… das kommt mir sehr egoistisch vor. Sind doch nur Wörter, im Endeffekt.
Ich bin nicht cis, so weit war ich schon vor Jahren. Aber so eine große OP (Mastek), nur weil es mich glücklich macht? Kommt mir irgendwie falsch vor. Ich mein, Brüste haben eine Funktion. Vielleicht möchte ich mal Kinder und dann habe ich mir selbst die Option weggenommen, sie zu stillen. Versteht ihr? Schwanger werden kann ich mir in Zukunft gut vorstellen, bottom dysphoria habe ich nicht. Meine top dysphoria ist da, social dysphoria habe ich auch, daran besteht kein Zweifel mehr, aber mein Wesen ist eher feminin, also wozu den eher maskulinen Körper?
Ich weiß doch auch nicht, ich versteh mich selbst nicht. Ich wünschte ich könnte einfach alles so lassen wie es ist, aber meine dysphoria lässt mich einfach nicht los.
Liebe Grüße.
S
Hallo S,
das wirkt sehr widersprüchlich, wie du das ausdrückst. Und für dich ist es das sicher auch. Die Sache ist aber die: Wie du dich wohlfühlst und wie gesellschaftliche Normen sind, wie Körper auszusehen haben und wer welche Pronomen verwenden soll, das sind zwei komplett verschiedene Paar Schuhe.
Also: Dinge passen zusammen, wenn sie für dich richtig sind. Es ist ok, Pronomen zu verwenden, scheinbar nicht zum äußeren passen.
Dann: Argumente gehen in beide Richtungen. Wenn es wirklich nur eine solche Kleinigkeit ist, andere Pronomen zu verwenden, wieso sollte das für deine Familie dann zu viel verlangt sein? Entweder es ist eine große Sache, dann ist es auch wichtig und es lohnt das auch gegen Widerstände einzufordern. Oder es ist eine kleine Sache und dann lohnt dagegen auch kein Widerstand, weil es schnell und einfach Dinge besser macht. Das ist in sich also auch nicht schlüssig, wie du das aufziehst.
Zuletzt: ich hörte, aber halte da Rücksprache mit eine*r Ärzt*in, dass Brüste auch verkleinert werden können, ohne Milchdrüsen zu entfernen. Alternativ kannst du auch drüber nachdenken, Binder zu tragen. Wir haben das wichtigste dazu mal in einer Broschüre zusammengefasst.
Liebe Grüße
Xenia