Kummerkastenantwort 964: Ich werde als cis & heterosexuelle Person aus der queeren Community ausgeschlossen.

Hallo liebes Team,
vorweg muss ich euch ein großes Lob für die Seite aussprechen! Bin durch Zufall auf sie gestoßen und freue mich, dass es so eine tolle Anlaufstelle gibt. Ich habe in jungen Jahren vieles mit mir rumgeschleppt, über das ich so gerne mit jemandem gesprochen hätte, aber keine Anlaufstelle hatte, deswegen freue ich mich umso mehr, dass so viele Leute Vertrauen zu euch fassen, und ihre Probleme aussprechen – weiter so!

Wollte euch schon länger schreiben, aber wusste nicht wie, deswegen versuche ich es einfach mal heute..
Ich lebe in einer recht großen Stadt in NRW. Die genaue Stadt möchte ich nicht nennen.
Vor ein paar Jahren habe ich Freunde kennen gelernt, die sehr aktiv in der LGBTQ+ Szene waren, und ich hatte schon lange den Wunsch, mich unterstützend einzubringen. Meine Freunde haben mich zu vielen Veranstaltungen jeglicher Art mitgenommen und ich hab mich mega gefreut.

Ich finde es sehr wichtig, für mehr Toleranz einzustehen, und das auch zu leben, zu zeigen, dass jede/r bei mir genau die Person mit allen Facetten sein kann, die die Person auch ist, kurzum: dass Rückhalt und Unterstützung da ist. Und ich finde es auch wichtig, dass Unterstützung nicht nur innerhalb der queeren Community da ist, sondern auch außerhalb sich nicht-queere Menschen dafür stark machen sollten.

Irgendwann hab ich aber immer öfter mitgekriegt, dass Leute Anstoß daran genommen haben, dass ich hetero bin. Dass ich (weiblich) einen Freund habe (männlich). Dass ich kein Problem mit meinem Körper oder meinem Geschlecht hab. Warum ich denn nicht bi-curious bin. Dass ich überhaupt zu diesen Veranstaltungen mitgenommen werde. Ich hätte kein Recht, dort zu sein, da ich keine Sexualität habe, die sich in das queere Spektrum einordnen lässt.
Ich war jedes Mal super traurig, wenn ich sowas gehört habe. Manchmal hintenrum, über Freunde, aber wurde auch offen ins Gesicht auf diesen Veranstaltungen angefeindet.
Ich habe irgendwann das Gefühl bekommen, dass dort Unterstützung (oder auch die Anwesenheit) von heterosexuellen Menschen nicht willkommen ist.
Dabei denke ich, dass die sexuelle Orientierung doch egal ist, wichtig ist, dass man sich unterstützt und Toleranz lebt?
Habt ihr eine Idee, woran das liegt?
Liebe Grüße,
Josefine

Hallo Josefine,

ich kann gut nachvollziehen, dass es sich weder gerecht noch logisch anfühlt, ausgeschlossen zu werden. Gerade wenn du da bist, um Solidarität zu zeigen, sondern auch um Impulse sozusagen in die weite Welt mitzunehmen. Das sind beides gute und wichtige Anliegen.

Gleichzeitig hast du als Person, die cis und hetero ist, quasi beliebig viele Räume in denen du sein und wirken kannst. Die queere Community hat das häufig nicht. Queere Räume sind oft hart erkämpft. Und diese Räume sind dann sozusagen in Mischnutzung. Veranstaltungen, wie jene, die du beschreibst, die eigentlich für alle sein könnten. Gleichzeitig aber auch als safe spaces und Schutzräume. Durch diese Mischnutzung kommt nun aber ein Ding zustande, dass du während du da (berechtigt) bist, gleichzeitig in einem Raum bist, wo du nicht unbedingt hineingehörst. Sowas kann dazu beitragen, dass Menschen sich an deiner Anwesenheit stören.

Du kannst ja nichts dafür, dass du nicht queer bist. Deswegen sollte dir auch niemand verbieten, dass du solidarisch bist oder dich informierst. Das ist, wie du ja selbst erkannt hast, gut und richtig.

Liebe Grüße
Xenia

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