Und dann haben wir LOVA interviewt

Das Queer Lexikon bekommt gelegentlich Post mit Anfragen für verschiedene Arten von Kooperation. Und ganz oft passen Dinge einfach nicht so richtig zusammen. Vor einiger Zeit kam dann eine Mail, ob wir nicht LOVA interviewen wollen. Zugegeben. Wir hatten zu dem Zeitpunkt keine Ahnung, wer LOVA ist und ob wir sie interviewen wollen. LOVA ist eine Schwedin und macht Musik. Hat dieses Jahr ein Album rausgebracht. Das heißt Grown-Ish. Und darauf ist ein Song, der heißt Dance for The Hell of It. Dieser Song wiederum hat ein Video bekommen, in dem sich zwei Frauen küssen. Und in der Anfragemail, ob wir LOVA interviewen wollen, stand auch noch drin, dass sie LGBT-Supporterin ist.

Das brachte uns auf eine Idee. Interviews schön und gut, aber wir sind kein dezidiertes Musik- und Release-Blog. Gleichzeitig kommen wir nicht aus Schweden und haben relativ wenig Ahnung, wie es um queere Rechte, Politik, und Alltag dort bestellt ist. Aber wir hatten ja jetzt wen, wo wir fragen könnten. Gesagt getan. Das Interview führten wir auf Englisch per Mail. Die deutsche Übersetzung findest du darunter.

Das Interview, der Song, das Video, Schweden und der ganze Rest

Your new album has been released on January 22nd. What are your favourite songs on that record? What was it like working on the songs?

Wow, it changes all the time. But right now it’s “Superhero” and “Sleep Forever”. It was an incredible experience. It was definitely draining and hard at times but I grew and learned so much from it. And I got to write songs with some of my best friends every day which was a dream come true in itself.

Let’s talk about “Dance For The Hell Of It”. You made a video for it. How did you come up with the idea? What was it like shooting the video?

It started out with me having an idea about a video taking place at a school prom, where I would perform, and at the same time you would get to follow a love story taking shape. Which I then introduced to my label, who definitely liked the idea – but they also wanted to look around for more treatments to see if there were better ideas out there before we decided on something. But then one of the first treatments we got had almost the exact same concept as me (but better) so we took it as a sign and went with that one. Shooting-day was a blast. I love shooting music videos so I had a great time.

Do you remember any funny moments from the video production? Is there any “outtake“ story you might want to share with us?

Oh my gosh, not that I can remember. I’m so bad at remembering things like that. It was actually a very smooth shooting-day, which is rare, haha. There’s usually stuff that goes wrong, or that things take longer than what you had planned.

There are like two kissing girls in the video. When it comes to queer rights, Sweden seems to be very progressive, anyways. So is there still any special need for gay representation videos in Sweden?

I think it’s definitely heading in the right direction. But it’s no way near equal yet so ofc [of course] it’s still something that needs to get more focus and love.

How do you estimate the situation for queer people in Sweden? What are the goals the queer community is currently fighting for?

I don’t know how different the situation is here in Sweden compared to the rest of the world and it’s not my place to speak on their behalf. But what they deserve is to be treated and respected for who they are and who they love. They should never have to change, adjust or diminish who they are because of peoples opinions and lack of knowledge. What they want and deserve is a safe environment where they are seen, heard and loved like every other human being in this world.

You are known as a supporter of the LGBTQ scene. How does your support look like (besides making this particular video, of course)?

For starters I follow people and listen to artists in the LGBTQ+ community to try and educate myself about their situation and what they have to go through, since I don’t have to experience it myself. I know that I have a lot of fans who are part of the LGBTQ+ community, so I wanna make sure that when they listen to my music or follow me on social media that they feel safe and loved. I definitely feel like I still have a lot to learn, but I’m gonna do everything I can to help and create a more diverse pop scene and also give the LGBTQ+ community space to speak on it since they are the ones who deserve to have their voice heard for once.

Do you have a piece of advice or general message that you would like to give queer teens? (Especially to those who have not yet been able to come out.)

Be unapologetically yourself. I get how that can be easier said than done. But if people have any problem or opinion about you being you, then that only says a lot about them and nothing about you. You are worthy and beautiful just the way you are. Don’t let anyone else tell you otherwise. Also remember that by you being honest with who you are you can help so many people around the world do the same.

Und jetzt nochmal auf Deutsch

Dein Neues Album kam am 22. Januar raus. Was sind deine Lieblingstitel auf der Platte? Wie war es, an diesen Songs zu arbeiten?

Wow, das ändert sich ständig. Im Moment sind es “Superhero” und “Sleep Forever”. Insgesamt war das eine unglaubliche Erfahrung. Es war echt anstrengend und schwer manchmal, aber ich bin dran gewachsen und hab so viel dabei gelernt! Und ich hatte die Gelegenheit, jeden Tag Lieder mit einigen meiner besten Freund*innen zu schreiben, allein damit ist schon ein Traum wahrgeworden.

Lass uns mal über “Dance For The Hell Of It” reden. Du hast da ein Video zu gemacht. Wie bist du auf die Idee dazu gekommen? Wie war es, den Clip zu drehen?

Es fing alles damit an, dass ich die Idee für ein Video hatte, das auf einem Abschlussball spielt. Die Idee war, dass ich dort auftreten würde und du gleichzeitig zuschauen könntest, wie sich eine Lovestory entwickelt. Das hab ich dann meinem Label erzählt, was die Idee durchaus mochte – aber sie wollten sich noch nach mehr Vorschlägen umhören, um zu sehen, ob es noch bessere Ideen gäbe, bevor wir uns für etwas entscheiden. Aber dann war der erste Vorschlag, den wir bekamen, das exakt gleiche Konzept wie meines (nur besser). Also haben wir das als ein Zeichen gesehen und uns an die Arbeit gemacht. Der Drehtag war großartig. Ich liebe es, Musikvideos zu drehen, also hatte ich eine großartige Zeit.

Erinnerst du dich an lustige Momente in der Videoproduktion? Gibt es eine witzige Story, die du vielleicht mit uns teilen magst?

Oh Gott, keine, an die ich mich erinnere. Ich bin sooo schlecht darin, mich an sowas zu erinnern. Es lief tatsächlich alles ganz gut am Drehtag. Das ist schon eher selten, haha. Normalerweise geht etwas schief, oder alles dauert viel länger als geplant.

Im Video küssen sich zwei Frauen. Schweden gilt, wenn es um queere Rechte geht, allgemein als fortschrittlich. Braucht es in Schweden noch so eine herausgestellte Darstellung von lesbischer Liebe?

Ich glaube, die rechtliche Lage beweget sich sicher in die richtige Richtung. Gleichberechtigung ist aber noch lange nicht erreicht, da braucht es definitiv noch mehr Aufmerksamkeit und Liebe.

Wie würdest du die Lage für queere Personen in Schweden beurteilen? Was sind die Ziele, für die die queere Community gerade kämpft?

Ich weiß nicht, wie die Situation hier in Schweden im Vergleich zum Rest der Welt ist und ich bin auch nicht die richtige Person, um für queere Menschen zu sprechen. Aber sie verdienen sicher, dass sie in ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Identität respektiert werden. Sie sollten sich nie verändern, anpassen oder klein machen müssen, für das, was sie sind, wegen der Meinung und der Unwissenheit anderer Leute. Was sie brauchen und verdienen ist eine sichere Umgebung, wo sie gesehen, gehört und geliebt werden, wie alle anderen Menschen auf der Welt auch.

Du bist bekannt als Unterstützerin der LGBTQ-Szene. Wie sieht deine Unterstützung aus (wenn du nicht gerade so ein Musikvideo drehst)?

Zunächst einmal folge ich Menschen und höre Künstlerinnen aus der LGBTQ+-Community, versuche mich selbst über ihre Situation, und was sie durchmachen zu bilden – da ich das ja nicht selbst erlebe. Ich weiß, dass viele meiner Fans ein Teil der LGBTQ+-Community sind, also bemühe ich mich, dass sie sicher und geliebt fühlen können, wenn sie mir auf sozialen Medien folgen oder meine Musik hören. Ich muss da sicher noch eine ganze Menge lernen. Aber ich bin bereit, alles zu tun, mit dem ich helfen kann, Popmusik diverser zu machen und der LGBTQ-Community Raum zu geben, darüber zu sprechen, weil sie diejenigen sind, denen endlich mal zugehört werden sollte.

Hast du eine Tipp oder eine Nachricht, die du gerne an queere Teens richten möchtest? (Insbesondere auch an die, die ihr Coming Out noch nicht haben konnten?)

Sei du selbst. Ohne dich zu verstecken oder dafür zu entschuldigen. Ich verstehe, wieso das einfacher gesagt als getan ist. Aber wenn sich Leute daran stören, dass du du bist oder eine Meinung dazu haben, dann sagt das viel über sie und nichts über dich. Du bist wertvoll und schön, wie du bist. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden. Und denk dran, dass deine Ehrlichkeit darüber, wer du bist, auch Anderen überall auf der Welt helfen kann, deinem Beispiel zu folgen.

Was bleibt?

Es war sicher spannend, das Interview zu führen und schön von LOVA zu hören. Auch, was sie sagt, ist jetzt nicht super spektakulär, aber trotzdem beispielhaft. Sie nimmt sich nicht raus, für die queere Community zu sprechen. Da sie weder sozusagen beauftragt noch ein Teil von ihr ist. Was sehr logisch und richtig klingt, gelingt leider bei weitem nicht so häufig. Viel über Schweden gelernt haben wir jetzt erstmal nicht. Das ist okay. LOVA ist nicht die Wikipedia. LOVA ist nicht die Tourist-Info.

Wer sich jetzt fragt, Musikvideo, Frauen küssen sich, das doch nichts Neues, dem geht es wie Xenia, die für uns das Interview geführt hat (und ist vermutlich genau so alt.) Der Song hieß All The Things She Said.

Würden wir sowas wieder machen? Möglich. Wir würden uns da aber LOVA anschließen und lieber mit Leuten, die selbst queer sind, reden. Lieber dafür sorgen, dass wir mal diejenigen sind, die reden und mit denen geredet wird.

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