Kummerkastenantwort 1.067: Ich glaube, ich bin trans.

Heyyo,
mein Name ist Noa und ich bin trans. Zumindest glaube ich das. Also, ich bin mir noch relativ unsicher, ob ich ein trans Junge oder non-binary/ genderfluid bin.
Meine Eltern haben mir nicht wirklich geglaubt, als ich ihnen gesagt habe, was Sache ist. Sie glauben, ich hab all diese „Ideen“ aus dem Internet. Das hat mich natürlich verunsichert. Seit etwa 3-4 Jahren spüre ich aber, dass etwas mit mir nicht stimmt. Wenn ich in den Spiegel schaue schaut jemand zurück, den ich nicht wirklich kenne. Seit die Pubertät bei mir losging, habe ich meinen Körper gehasst und versteckt. Am besten in weite Pullover. Meine Eltern meinten, dass sei normal. Es gäbe kein Mädchen, dass seinen Körper wirklich liebt und dass meine Hormone etwas durcheinander seien. Ich sei auch „zu jung“ um so etwas schon zu wissen. (Ich werde bald 15.)
Aber alle Mädchen in meiner Umgebung haben sich relativ schnell an ihren Körper gewöhnt. Sie tragen manchmal kurze Röcke oder enge Pullover und Crop-tops. Auch schminken sich die meisten schon. (Auch wenn schminken und Klamotten nicht unbedingt das Geschlecht ausmachen.) Jedenfalls können alle klar und stolz sagen, dass sie ein Mädchen sind. Nur ich nicht…
Ich habe schon mit dem binden angefangen und möchte auch später eine Op. Und ich habe mich schon oft gefragt, wie es denn gewesen wäre, wenn ich als Junge geboren wäre. Es ist sehr verwirrend. Ich möchte auch eine tiefere Stimme haben und mache dafür auch Übungen.
Davor war ich aber doch schon sehr „mädchenhaft“.

Hallo Noa,

die Art und Weise, wie Eltern argumentieren, ist manchmal etwas belustigend. Ich sage das, weil du den Vorwurf erwähnst, dass du „Ideen aus dem Internet“ holen würdest. Weil, na ja. Wo ist denn da der Vorwurf? Also, ob ich jetzt Zeitung lese, Radio höre oder google ist im Endeffekt erstmal alles gleichwertig. Ja im Internet steht Unfug, aber in der Bild halt auch oder so.

Aber zum Thema. Wo deine Eltern Recht haben, ist, dass es für viele nicht einfach ist, wenn ihr Körper sich -zum Beispiel in der Pubertät- verändert. Wo sie, in meinen Augen irren, ist dass das alles schon okay ist, wie es ist. Völlig unabhängig davon, ob du tatsächlich nicht cis bist, fühlst du dich ja offensichtlich nicht wohl damit. Und damit wären sie eigentlich gefragt, dich zu unterstützen, dass es dir besser geht. So rein von der Idee her, was für einen „Job“ Eltern haben.

Und zu dir: Du darfst du sein, du kannst wissen wer du bist. Es gibt kein magisches Alter, ab dem du das erst festlegen darfst. Wenn du heute sagst, dass du trans oder nicht-binär bist, dann kannst du das sagen.

Wenn du einen Austausch suchst oder jemand mit Erfahrung darin, wie mit Eltern wie deinen umgegangen werden kann, kann ich dir das Trans-Kinder-Netz nahelegen, die sich da spezialisiert haben.

Viele Grüße
Xenia

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