Kummerkastenantwort 1.399: Was sind meine Label?

Hallo liebes Queerlexikon-Team

Zunächst einmal Danke für alles! Ihr habt mir (und zweifelsohne auch ganz vielen anderen queeren Menschen) sehr viel geholfen.

Ich habe seit längerer Zeit (bewusst seit ca. 2-3 Monaten) Immer wieder an meiner sexuellen Orientierung gezweifelt. Nun bin ich zu dem Schluss gekommen das ich vermutlich bisexuell bin.
Ich konnte (und kann) mich außerdem noch nie ganz den „zwei“ Geschlechtern identifizieren. Mein biologisches Geschlecht (weiblich) ist manchmal ganz OK aber manchmal passt das überhaupt nicht.
Meine erste Frage: gibt es etwas wie Demigirlfluid o.ä. das man also Demi ist und sich manchmal mehr manchmal weniger als Mädchen identifiziert?
Mir ist außerdem mein Name zu eindeutlich weiblich Ich kann mir den Namen Skye, der (für mich) weder besonders männlich noch besonders weiblich klingt vorstellen. Das Problem ist das ich den Namen in meiner Lieblingsserie zuerst gehört habe und Angst habe, dass alle sagen ich bilde mir das nur ein.
Dabei bedeutet dieser Name irgendwie Freiheit für mich (ist das komisch?).
Ich würde außerdem gerne mal meine Brust mit einem Binder abbinden, nur habe ich keine Chance einen zu kriegen bevor ich nicht mindestens vor einem Menschen geoutet bin. Ich will mich aber zuerst bei meinem Bruder outen, weil ich mir eben nicht ganz sicher bin und er auch Teil der LGBTQ Community ist und ich weiß das er mich versteht. Mein Bruder kommt aber erst in zwei Monaten aus dem Ausland zurück. Manchmal kommt mir das so unerträglich lang vor und manchmal weiß ich nicht ob das nicht doch alles nur Einbildung ist und ich das nicht einfach alles lassen sollte.

Liebe Grüße Skye

Hej Skye,

Ja, demigirlfluid gibt es. Aber weißt du, was das beste an (queeren) Labeln ist? Wir können sie, ganz wie wir wollen, erweitern. Label sind für uns da, um uns zu beschreiben, und wir dürfen sie so anpassen, bis sie für uns stimmig sind. Es gibt nichts, was es nicht geben darf. Wenn sich Demigirlfluid also richtig anfühlt, dann nutze es, und sonst kannst und darfst du so lange suchen, bis du etwas passendes gefunden hast. Und dabei probier dich so viel aus wie du möchtest, sei kreativ, Label dürfen wie ein Spielplatz sein, auf dem wir uns austoben.

Das bedeutet auch, dass es okay ist sich zu irren, und Label zu verwerfen, sich vielleicht sogar mit einer Erkenntnis über das Geschlecht oder die Sexualität/Romantik zu irren. Tendenziell ist es aber so, dass Menschen, die diese Dinge einmal so sehr in Frage gestellt haben, auch wirklich nicht-cis und/oder nicht heterosexuell/heteroromantisch sind. Und auch Menschen, die sich noch nicht sicher sind, die als questioning bezeichnet werden, sind Teil der queeren Community.

Falls es bei dir zu einem Outing kommt (und für diesen Fall wünsche ich dir alles Gute!) und du dann Hilfe bezüglich Bindern brauchst, findest du hier unsere Binder-Broschüre.

Liebe Grüße,
Valo

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