Kummerkastenantwort 1.430: Bin ich zu empfindlich?
Hallo
Ich bin trans maskulin und habe gerade eine Diskussion mit meinen Eltern.
Und zwar geht es darum, dass ich Formulierungen wie „Unsere Tochter ist jetzt unser Sohn“ oder „Sie ist ein Junge“ oder „Das ist jetzt nicht mehr [alter Name], das ist jetzt F“ überhaupt nicht mag.
Ich fühle mich dann immer total unwohl. Mein Pronomen ist nicht sie, ich bin auch nicht rückblickend eine Tochter gewesen und meinen alten Namen will ich auch nicht hören.
Ich will einfach mit meinem neuen Namen und Pronomen vorgestellt werden, als Kind oder Sohn. Es ist okay, wenn gesagt wird, dass ich trans bin. Das habe ich so gesagt, manchmal wird sich auch dran gehalten.
Vor kurzem hat sich ein befreundeter Mensch als trans nonbinary geoutet.
Ich weiß, wie wenig dieser Mensch seinen alten Namen mag.
Aber dann es heißt es oft „Die [alter Name] aus der Mädchengruppe ist jetzt A“
Es regt mich so auf. Die Selbsthilfegruppe, die aus dem befreundeten Menschen und mir besteht, besteht aus zwei Menschen, die keine Mädchen sind und heißt spätestens jetzt auch offiziell nicht mehr so. Den Artikel vor dem Namen weglassen wäre so einfach und den alten Namen muss man auch nicht verwenden.
Ich sage dann: „A ist A. Weder Junge, noch Mädchen. Em ist einfach ein Mensch.“
Aber mir würde gesagt, dass, wenn nur der neue Name verwendet werden würde, ja nicht klar wäre, wer gemeint ist und dass mit em/ems Pronomen niemand etwas anfangen könnte.
Und manche Leute sagen mir, dass es ihnen zu kompliziert ist und es wäre ja auch nicht so wichtig, A richtig zu gendern.
Bin ich zu empfindlich was das angeht?
Muss ich das wirklich aushalten, weil ich trans bin und irgendwer noch einen alten Namen kennt?
Und muss ich es hinnehmen, wenn ein befreundeter Mensch misgendert wird, weil irgendwer vor alle Namen Artikel setzten will und keinen Bock hat, neue Pronomen zu lernen?
Danke schonmal für die Antwort 🙂
Hey,
nein, du bist da auf keinen Fall „zu empfindlich“! Klar, neue Pronomen zu lernen oder sich anzugewöhnen, „das ist mein Sohn“ zu sagen, kann etwas Übung erfordern. Aber das sollte es den Leuten, denen du nahestehst, wert sein. Dass du nicht ständig mit falschem Namen und Anrede vorgestellt werden möchtest, ist völlig verständlich – cis Menschen wollen das ja auch nicht. Und gerade, wenn du oder A daneben stehen und gesagt wird „Das ist [richtiger Name]“, wird doch deutlich, wer gemeint ist.
Vielleicht könnt ihr ja in eurem Gruppenraum eine Übersicht über verschiedene Pronomen und ihre Beugungen aufhängen? Oder so einen Post in eurer Chatgruppen anpinnen? Dann kann da immer schnell nachgeschlagen werden, wenn sich mal wer nicht sicher ist, und es wird immer gewohnter.
„So wichtig ist das ja eh nicht, euch richtig anzusprechen“ gilt jedenfalls nicht.
Alles Gute euch!
Vanessa