Kummerkastenantwort 1.517: Meine Mutter macht mir leere Versprechungen zu Bindern und Namensänderung

Hey,
erst einmal möchte ich euch danken. Ihr habt mir sehr geholfen herauszufinden, wer ich bin und wie ich meine Ziele erreichen kann.
Ich bin seit etwa einem Dreiviertel Jahr bei meinen Eltern als Trans (ftm) geoutet. Leider erhalte ich immer wieder leere Versprechungen, wie dass meine Mutter sich über Binder informiert und sie es dann doch nicht macht. Mittlerweile hat sie auch gemeint, dass sie sich informiert, wenn mein Abschlusszeugnis gut ist. Ich bin jetzt in der zehnten Klasse und möchte nach den Ferien auf ein Gymnasium wechseln. Ich habe von meiner Mutter auch versprochen bekommen, dass ich dort mit meinem neuen Namen angemeldet werde. Jetzt habe ich allerdings gesagt bekommen, dass ich dort mit meinem Dead Name angemeldet bin und bei jedem Lehrer fragen soll, ob sie mich mit meinem gewünschten Namen und Pronomen ansprechen können. Meine Mutter meinte auch zu mir, dass das ein guter Kompromiss sei. Ich bin allerdings absolut nicht zufrieden und weiß nicht, wie ich das sagen soll, da meine Mutter keine Diskussionen erlaubt oder sie beendet sobald sie keine Argumente mehr hat. Meine Schwester meinte auch, dass ich zufrieden sein soll mit dem, was sie jetzt für mich tut (ergo gar nichts. Das Haare schneiden beispielsweise habe ich ohne Erlaubnis gemacht und mehr gibt es nicht). Kann also auch gut sein, dass ich einfach nur undankbar bin.
Vielen Dank für die Hilfe,
Marik

Hallo Marik,

was deine Mutter da macht, ist, so wie du es schilderst, nicht ok. Das ist weder ein “guter Kompromiss” noch sehe ich, wie aus “mit neuem Namen angemeldet werde” ein ja schau halt, wie du das anstellst wird. Das ist vor allem wieder einer der viel zu vielen Momente, wo ich dankbar drum wäre, wenn deine Mutter hier Fragen stellen würde (es ist okay unsicher zu sein und nicht zu wissen, wie ich damit umgehen soll, wenn meine Kinder trans sind) und sich dann für Antworten interessieren würde.

Ich kann dir aufrichtig und direkt sagen, dass das alles nichts mit Undankbarkeit zu tun hat und dass du nichts hast, womit du zufrieden zu sein hast. Es geht hier um super grundsätzliche Anliegen und Bedürfnisse von dir und du hast alles Recht, dass Menschen die einerseits erfüllen und andererseits sich stark machen, dass andere das auch tun.

Diskussion nicht zulassen oder abrechen, wenn die eigenen Argumente ausgehen, ist weiterhin auch ein absolutes Unding. Ich könnte hier noch einiges mehr sagen – aber das geht letztlich alles in die gleiche Richtung: was deine Mutter veranstaltet ist so nicht ok – und es ist noch weniger ok, dass du da am Ende drunter leidest. Sag ihr, das gerne so, sag, dass sie sich, wenn Dinge unklar sind, auch anonym hier an den Kummerkasten wenden kann, dass sie uns per Mail erreichen kann, dass sie sich ans TransKinderNetz wenden kann – wenn sie Fragen oder Unsicherheiten hat.

Das Ding ist: du machst das eigentlich alles richtig. Es sind geschriebene und ungeschriebene Regeln, die gegen Personen, die trans sind spielen, Hand in Hand mit Menschen, die aus Unwissenheit und Unsicherheit ungünstig handeln. Wir arbeiten dran, dass besser für uns wird. Noch sind wir nicht soweit.

Liebe Grüße
Xenia

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