Versachlichung Teil 14 – von Lesben, die trans Frauen daten müssen

Die Situation für trans Personen hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, auch wenn „stark verbessert“ immer noch größtenteils sehr schlecht ist. Trans Personen finden auch durch soziale Medien, mehr Gehör. Leider gilt das auch für Transfeind*innen. Die Gesetzentwürfe zu einem Selbstbestimmungsgesetz von der FDP und den GRÜNE, die enorme Verbesserungen bringen würden, rufen jede Menge Transfeind*innen auf den Plan, die diese Gesetze verhindern wollen. Diese geben vor, für den Schutz von Frauen und Kindern zu kämpfen, aber in Wirklichkeit sind sie nur von Hass auf trans Personen getrieben. Zum Glück sind sie nicht besonders kreativ und bringen immer wieder die gleichen Argumente. Die Häufigsten werden hier aufgeführt und mit Studien, Zahlen und Fakten widerlegt. Und das in der Sachlichkeit, deren Fehlen trans Personen immer vorgeworfen wird, die Transfeinde bisher aber noch nicht vorzuweisen geschafft haben. Die meisten Argumente beziehen sich auf die Entwürfe zum Selbstbestimmungsgesetz, das allerdings 2021 im Bundestag abgelehnt wurde, ergänzend dazu gibt es noch ein paar, die vor allem von TERFs (Trans Exclusionairy Radical Feminists) häufig gebracht werden.

Sarah setzt sich zusammen mit ihrer Frau bei den Grünen für das Selbstbestimmungsgesetz ein. Dafür hat sie sich viel mit dem Gesetzentwurf und den transfeindlichen Gegenargumenten beschäftigt. Dass die häufigsten Einwände und Gegenargumente jeglicher Fakten entbehren zeigt sie in dieser Reihe. Für Feedback und Kommentare könnt ihr sie unter sarah@queer-lexikon.net erreichen.

Thema heute: „Wenn man als lesbische Frau sagt, man will keine trans Frauen daten, wird einem gleich Transfeindlichkeit vorgeworfen.“

Von Begehren, Vielfalt und pauschaler Ablehnung

Wen man dated und wen nicht ist eine sehr persönliche Entscheidung, in die einem niemand reinreden kann. Wenn man allerdings sagt, dass man pauschal keine trans Frauen dated, ist das auf Transfeindlichkeit zurückzuführen. Trans Personen haben vielfältige Körper mit allen möglichen Genitalien, sodass nur dann alle trans Frauen kategorisch ausgeschlossen werden können, wenn man sie, egal wie sie äußerlich aussehen, nicht als echte Frauen ansieht. Attraktion beruht häufig auch auf Äußerlichkeiten und wenn eine Lesbe z. B. einen Bartschatten nicht attraktiv findet, ist das ok.

Aber viele trans Frauen haben keinen Bartschatten, da sie entweder schon immer sehr helle Haare hatten, bereits vor der Pubertät mit der Transition begonnen haben, oder sich die Barthaare durch Laser- oder Nadelepilation entfernen ließen. Es ist auch ok, keine Menschen mit rauer Haut daten zu wollen, doch durch Hormonbehandlung mit Estradiol haben viele trans Frauen sehr weiche Haut. Außerdem beruht Attraktion nicht ausschließlich auf Äußerlichkeiten, sondern auch auf der Persönlichkeit der involvierten Personen.

Es ist vollkommen ok zu sagen, man mag keine Penisse, aber nicht alle trans Frauen haben einen Penis. Durch die Einnahme von Hormonen verändern sich zudem auch die Genitalien, sodass der Penis einer trans Frau nicht zwingend vergleichbar mit dem eines cis Mannes ist. Es gibt auch viele Möglichkeiten, Sex zu haben, ohne dass ein Penis im Spiel ist. Das ist auch dann möglich, wenn mindestens eine der beteiligten Personen einen Penis hat. Für viele trans Frauen löst ihr Penis Dysphorie aus, sodass sie ihn überhaupt nicht zum Sex benutzen wollen. All das findet man nur heraus, wenn man tatsächlich mit trans Frauen redet und sie nicht von vornherein ausschließt.

Natürlich gibt es auch trans Frauen, die eine positve Einstellung zu ihrem Penis haben. Genauso gibt es auch Lesben, die Penisse mögen. „Alle trans Frauen kategorisch vom Datingpool ausschließen ist transfeindlich“ bedeutet nicht „du musst alle trans Frauen, die du kennenlernst daten“. Das wird allein schon deshalb nicht passieren, weil trans Frauen auch keine transfeindlichen Personen daten wollen.

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