Kummerkastenantwort 2.078: Wie kann ich mein Coming Out gestalten?

Liebes Queer Lexikon Team,

erst einmal vielen Dank für eure tolle und wichtige Arbeit. 😀
Jetzt zu meiner Frage, die glücklicherweise weniger aus Kummer als aus Vorfreude entstanden ist:
Seit einer Weile habe ich mich schon für einen geschlechtsneutralen Namen entschieden, den ich als meinen ersten Vornamen annehmen möchte (meinen Geburtsnamen möchte ich als Zweitnamen behalten). Nun wissen schon wenige besonders enge Freunde von mir Bescheid, aber ich möchte es langsam auch gerne allen anderen sagen (auch meiner Familie). Habt ihr vielleicht ein paar coole Ideen, wie ich dieses zweite Coming Out gestalten könnte? Ich habe glücklicherweise ein sehr unterstützendes Umfeld und brauche daher nicht zu versteift an die Sache ranzugehen, daher würde ich mir gerne was Lustiges, Kreatives überlegen – leider fällt mir nichts ein. xD

Eine kleine Frage habe ich außerdem: Kann ich die Namensänderung auch offiziell beantragen, obwohl ich keine Transition und keinen geänderten Personenstand möchte? (Bin genderqueer bzw. genderfluid).

Vielen Dank für eure Zeit und Hilfe und alles Gute für euch!
LG Cal ~ <3

Hallo Cal,

wenn du ein aufgeschlossenes Umfeld hast, musst du dir da eigentlich wenig Gedanken machen und hast alle denkbaren Möglichkeiten. Das macht Dinge jetzt halt nur so halb einfacher, weil „alle“ ja „ziemlich viele“ ist, und du dich da letztlich entscheiden musst irgendwie. Vielleicht ist es eine Idee (Post-)karten zu basteln und zu schreiben, wo du das kurz schilderst. Oder du schnappst dir irgendwas, wo auch ein*e Cal vorkommt, verschenkst es oder leihst es aus und klebst hinten einen Zettel rein, der ist wie „ach übrigens, die Hauptperson heißt so wie ich“. Wenn Rätsel für dich und deine Leute ein Ding sind, kannst du auch schauen, ob du was gestalten kannst, wo als Lösung was rausfällt, das ist wie „ich bin Cal“ oder „frag mal nach meinem Namen“. Ich hatte mal ein Coming Out in einem Chat, während ich im Zug zur Uni war. In einer Gruppe fragte eine Person eigentlich die beiden anderen, ob sie Deadname schon gesehen hätten heute, und ich antwortete mit „ne, keine Ahnung, wo x ist, ich weiß nur, dass neuer Name heute pünktlich ist“. Es gibt da super viele Möglichkeiten und wenn dir wichtig ist, dass das irgendwie kreativ und lustig ist, würd ich das an irgendwas festmachen, wo du auch sonst deine Kreativität auslebst und Freude dran hast.

Seinen Namen ändern kann in Deutschland ungefähr jede*r, aber: Entweder brauch eins dafür einen wichtigen Grund. Funfact, das Namensänderungsgesetz verlangt dafür lediglich einen „wichtigen“ Grund. Was das genau ist, sagt es aber nicht. „Ich bin trans“ ist ein wichtiger Grund, aber wenn du das als Grund angeben würdest, müsste der Antrag abgelehnt werden, weil es dafür ja das speziellere (und ziemlich beschissene) Transsexuellengesetz gibt. Damit kannst du auch Vornamen ändern, brauchst aber ein Gerichtsverfahren und zwei Gutachten. Und weils so schön ist, musst den ganzen Zirkus auch noch selbst bezahlen. Dritte und letzte Möglichkeit ist: falls du irgendwie belegen kannst, dass bei dir eine Variante der Geschlechtsentwicklung vorliegt, kannst du damit auf dem Standesamt einreiten und eine Änderung veranlassen. Brauch keine weitere Begründung, kostet nur die Gebühren für einen neuen Perso. Die Antwort ist also mehr ein „ja, in der Theorie geht das, praktisch ist das alles bisschen haarig“.

Liebe Grüße
Xenia

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