Kummerkastenantwort 2.223: Rede ich mir nur ein, nicht-binär zu sein?

Hallo, danke erstmal für eure tolle Arbeit. Ich habe eine Frage zum Imposter-Syndrom bezüglich der Genderidentität. Ein Großteil meiner Freund*innen sind nicht-binär, viele davon geoutet (auch in der Familie), denken über Top Surgerys nach usw.
Ich frage mich seit einigen Monaten, ob ich vielleicht nicht cis (weiblich) bin – Ich fühle mich nicht wie eine Frau, kann aber auch nicht ausmachen, ob es dafür überhaupt ein Gefühl geben kann? Ich empfinde aber auch keine Dysphorie. Ich freue mich, wenn Menschen mich ausversehen mit anderen Pronomen beschreiben und mich anders lesen als mein bei der Geburt zugeschriebenes Geschlecht. Und ich hinterfrage (binäres) Geschlecht als Konstrukt – Außerdem fühle ich mich meinen nicht-binären Freund*innen sehr verbunden. Ich finde es irgendwie unangenehm in Pronomenrunden zu sitzen, wo alle Menschen sich mit sie/ihr Pronomen vorstellen.
Mich als nicht-binär zu outen stelle ich mir trotz meines super “woken” und größtenteils selbst nicht-binären freundeskreises extrem unangenehm vor. Ich habe Angst, mir nur etwas einzureden, weil ich nicht-binär sein irgendwie cool finde oder weil ich das Gefühl habe, dass nicht-binäre Person in meinem Umfeld, z.B. in feministischen Gruppen mehr Gehör finden (was etwas besonderes und total tolles ist). Ich weiß nicht, wie ich das überhaupt ansprechen soll, mit wem ich darüber sprechen soll und ob ich überhaupt Schritte, wie das meiner Familie mitzuteilen, durchziehen wollen würde. Auch habe ich die Sorge, dass ich erst durch ein Outing intensivere Gefühle und Dysphorie entwickle, wenn ich mich daran gewöhne, dass keine Pronomen mehr verwendet werden und ich dann misgendert werde beispielsweise. Meine Frage ist, ob es möglich ist, sich nicht-binarität aus den o.g. Gründen einzureden? Und die zweite Frage ist, was überhaupt ein Geschlechtsgefühl ist und ob es das gibt, wie fühlt es sich an, eine Frau zu sein?

Hallo!

Dazu, wie sich Geschlecht anfühlen kann, hab ich hier schon mal eine Frage beantwortet.

Ich denke, dass es viel wahrscheinlicher ist, Freund_Innen zu haben, die einem ähnlich sind, als sich wegen seinen Freund_Innen ein anderes Geschlecht zu suchen 😉 Wenn eine nichtbinäre Identität eine so starke Anziehung auf dich ausübt, dann hat das vermutlich einen sehr guten Grund.

Du musst dich auch nicht bei allen auf einmal outen. Fang bei deinen Freund_Innen an, und sieh, ob du dich wohl fühlst, bevor du zB deinen Eltern davon erzählst.

Ich hoffe, ich konnte dir damit etwas weiter helfen
LG Lily ^-^

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