Kummerkastenantwort 2.391: Ich glaube, ich bin eine Frau.

Ich glaube, dass ich eine Frau bin oder gern eine wäre …

Hallo Queer Lexikon Team,

ich wurde als Junge geboren, bin als Junge aufgewachsen und nun kommen mir mit 21 Jahren Zweifel.

Angefangen hat es mit 15 Jahren mit einer Art sexuellen Fantasie. Ich stellte mir vor, Sex als Frau zu haben, und das hat mich nicht mehr losgelassen. Doch etwas hat sich verändert. Seit einiger Zeit wünsche ich mir, mich als Frau zu fühlen, eine Frau zu sein. Ich denke jeden Tag daran. Ich glaube, dass ich trans-feminin bin, aber ich bin mir unsicher. Macht es einen Unterschied, ob man sich als Frau fühlt oder sich einfach wünscht, eine zu sein?

Und wie weiß man sicher, ob man trans* ist? Ich finde mich in manchem wieder, doch nicht in allem. Wegen meines Körpers leide ich nicht sehr. Doch als jemand behauptet hat, man wäre nur trans*, wenn man auch eine Geschlechterdysphorie hat, hat mich das echt runtergezogen und als jemand darauf gesagt hat, dass das Quatsch wäre habe ich mich einfach gefreut. Irgendwas sagen meine Gefühle doch aus, oder? Ich merke auch, wenn ich Frauen in der Bahn oder auf der Straße sehe, dass ich sie zum einen anziehend finde, aber sie gleichzeitig beneide. Bin ich trans-lesbisch oder trans-bi? Im Bad habe ich mir auch schon meinen Penis umgestülpt, damit es aussieht, als ob da nichts wäre und der Anblick hat mich glücklich gemacht. Oder ich greife mir an die Brust und wünsche mir Brüste. Ich schäme mich, aber ich habe auch einmal heimlich einen BH meiner Mama anprobiert.

Ich würde gern wissen, wie meine Mama mich genannt hätte, wenn ich ein Mädchen geworden wäre, aber wie baut man das unverfänglich in ein Gespräch ein? Ich will mich noch nicht outen, denn was ist, wenn ich mich irre? Aber was kann ich machen? Irgendwie habe ich Angst, etwas zu unternehmen, aber auch Angst, untätig zu bleiben. Wie kann ich mir meiner Gefühle klar werden?

Auf jeden Fall vielen Dank, dass ihr euch hier die Zeit nehmt und danke, dass es den Kummerkasten gibt.

Hey,

das, was du beschreibst, klingt für mich sehr deutlich danach, dass du trans* bist. Auch, wenn du gerade das Gefühl hast, nicht starkt unter Dysphorie zu leiden, beschreibst du dein Transsein ja schon sehr klar und hast dysphorische wie euphorische Momente erlebt. Du bist trans genug! Und: Du brauchst dich nicht dafür zu schämen, dich zu entdecken und auszuprobieren!

Vielleicht hilft dir ja unser Blogpost zum „Queeren Imposter Syndrom“, der Angst, nicht „wirklich“ oder nicht „richtig“ queer zu sein, weiter?

Was das Gespräch mit deiner Mutter angeht: Vielleicht kannst du sie nach alten Fotos fragen und während ihr die durchschaut fragst du nach dem Namen, den sie dir gegeben hätte, wenn sie dir einen weiblich zugewiesenen Namen hätte geben müssen? Diese Frage sollte sich auf jeden Fall stellen lassen, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen – ich bin cis und weiß auch, welchen „Jungen“-Namen mir meine Eltern gegeben hätten. Die meisten Eltern haben ja darüber auch nachgedacht.

Alles Gute
Vanessa

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