Kummerkastenantwort 2.464: Ich bin verwirrt über meine sexuelle Orientierung und mein Geschlecht.
In diesem Beitrag wird Mobbing und häusliche Gewalt thematisiert.
Hallo!
Ich bin 15 und biologisch weiblich geboren. Nur weiß ich nicht, ob ich männlich oder weiblich oder was weiß ich bin. Generell fühle ich mich unwohl, wenn ich mit „sie“ angesprochen werde. Auch fühle ich mich in Männerkleidung wohler. Nur „er“ passt irgendwie auch nicht zu mir. Die Definition Nicht-Binär passt irgendwie auch nicht zu mir. Meine Menstruation hasse ich schon seit ich sie habe und auch würde ich gerne kurze Haare haben. Nur darf ich keine kurze Haare haben und zur Gynäkologin darf ich auch nicht. Meine Mutter meint, dass ich es erst machen dürfe, wenn ich einen Kinderwunsch habe, was natürlich ein kompletter Schwachsinn ist.
In der Schule ist es mir einmal beim Fußballspielen (habe typisch männliche Hobbys wie Fußballspielen, auch sage ich gerne mal meine Meinung) rausgerutscht, dass ich irgendwie gerne ein Junge wäre, und seitdem meiden die anderen Mädchen (nicht alle, aber 9 von 12)mich noch mehr. Schmuck und Kleider hasse ich wie die Pest. Ich finde aber Männer sexuell attraktiv und auch Sex würde ich nur mit Männer haben wollen, nur weiß ich nicht , ob ich dann zum Schluss alleine dastehen werde. Aber ich musste schon mehrmals attraktiven Frauen auf den Po und auf die Brust glotzen (Unbeabsichtigt)
Ich habe Angst, dass ich meine Gene nicht weitergeben kann.
Mit meinen Eltern kann ich nicht darüber sprechen, weil beide keine Lesben oder Schw*chtel in ihrem sozialen Umfeld haben wollen. Auch sagen sie, dass Schwule weggesperrt gehören. (Kommen aus China) Wenn ich mich bei denen oute, dann werde ich im besten Fall rausgeschmissen (mit Unterhaltszahlung) und im schlechtesten Fall wird mein Vater aggressiv und schlägt mich, bedroht mich und wirft mich raus ohne Unterhaltszahlung. Vor Gericht werde ich es nicht beweisen können, weil er keine Spuren hinterlässt.
Bei meinen Freunden weiß ich zwar schon, dass sie offen sind gegenüber LGBT , aber ich weiß echt nicht, wie sie reagieren würden.
Lg J
Hallo J,
das wahrscheinlich nicht dein Hauptpunkt, aber ich möchte das für dich und für andere, denen das mit ihren Eltern so geht, vorne anstellen. Es ist nicht normal, nicht okay und prinzipiell auch nicht legal für Eltern ihren Kindern Arztbesuche zu verwehren oder zu verbieten. Schnappt euch Schulsozialarbeiter*innen, Streetworker*innen, Vertrauenspersonen und sprecht das durch und/oder erzählt das dem Jugendamt. Geht trotzdem hin. Seid anstrengend. Macht Stress.
So jetzt zu mehr von deiner Frage. Wenn du weißt, dass du queer bist und es für dich eine konkrete Gefahr bedeuten würde, dich bei deinen Eltern zu outen, ist das ein (weiterer) deutlicher Anhaltspunkt, dass du da auf Dauer nicht bleiben solltest. Wie oben angedeutet, Vertrauenspersonen finden, und Pläne haben, falls es brennt. Oder: Pläne entwickeln, dass du auch ohne, dass es eine Katastrophe davor braucht, da rausgehen kannst. Jugendämter können dir zum Beispiel eine Wohngemeinschaft organisieren, dir Arztbesuche ermöglichen und dich vor deinen Eltern schützen.Ggf. können auch wir dich dabei unterstützen, wenn du das möchtest. Melde dich dazu per Mail an annika@queer-lexikon.net
Auch um dich über deine Unsicherheiten für Geschlecht und sexuelle Orientierung auszutauschen wäre ein sicherer Raum oder Umgebung gar nicht verkehrt. Vielleicht gibts da Menschen, in deiner Klasse, wo du dich unauffällig in einer Schulpause mal austauschen kannst. Aber am Ende brauch das irgendwo Freiraum, Rückhalt und Sicherheit. Und ich sehe nicht so richtig, wie du das in diesem Elternhaus irgendwo bekommen kannst.
Viele Grüße
Xenia