Kummerkastenantwort 3.437: Bin ich trans männlich?

Hallo Liebes Kummerkasten Team,
Und zwar ist es so: Ich überlege schon seit einer langen Weile ob ich trans männlich sein könnte. Doch es gibt ein paar Sachen, die dagegen sprechen könnte. Ich will nicht so kantig vom Aussehen wirken, sehr breite Schultern haben und manchmal hab ich kein Problem mich weiblich zu fühlen in Situationen die ich mit Weiblichkeit verbinde. Heute fand ich meine Brust hübsch und hab mich gefragt, ob ich doch weiblich bin. Daraufhin wurde ich zu tiefst traurig und schreibe deswegen. Für männlich sein spricht, das ich mich am meisten mit Männer identifizieren kann. Es fühlt sich wie ein warmes Gefühl tief in mir drinnen an. Das hatte ich auch, bei Geschlechtsverkehr mit meinem Freund (ich bin top), als ich das erste mal nen packer angezogen habe und einmal hatte ich das Gefühl, der Penis meines Freundes würde sehr gut passen. Außerdem denke ich, eine flache Brust passt besser zu mir und ich realisiere nicht wirklich, dass ich eine habe. Dennoch habe ich Angst, das ich mich irre. Ich hatte mal eine Phase kurz vor meiner Pubertät, in der ich mich sehr für Schwangerschaften interessiert habe und schwanger sein gespielt habe. Heute schätze ich ein, daß es davon kommen kann, dass ich mich einsam gefühlt habe. Weil davor hatte ich mich auch dafür interessiert, fand den Gedanken schwanger zu werden als sehr unangenehm. Aber wirklich Dysphorie habe ich nur bei dem Gedanken als Frau Geschlechtsverkehr zu haben oder Kinder zu bekommen. Ansonsten geht es oder ich wollte irgendwelche Frauen sein (wegen den Haaren und weil ich sie hübsch fand und dachte, die kommen bei anderen gut an). Was meint ihr, sprechen die Sachen sehr dagegen und überwiegen die Sachen dafür?
Mit freundlichen Grüßen Sam

Hallo Sam!

Also erstmal: um ein trans Mann zu sein, muss man kein kantiges Aussehen und keine breiten Schultern haben. Und auch als trans Mann kann man die eigenen Brüste hübsch finden. Und auch als trans Mann muss man nicht zwangsweise ein „Problem“ damit haben, weiblich zu sein. Für manche Menschen geht es weniger darum, was sie durch die Transition „los werden“ (also, dass sie sich nicht mehr als das Geschlecht ausgeben müssen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde) und mehr darum, was sie durch die Transition gewinnen können – nämlich eben zum Beispiel eine Menge Euphorie, das warme Gefühl, und einfach Lebensqualität.

Sich für Schwangerschaften zu interessieren, bzw sich für Schwangerschaften interessiert zu haben, ist auch kein KO-Kriterium dafür, ein trans Mann zu sein. Es gibt ja auch trans Männer, die schwanger werden und Kinder gebären.

Ich kann dir nicht sagen, ob du definitiv trans männlich bist – aber ich kann dir sagen, dass nichts, was du aufgelistet hast, definitiv dagegen spricht. Vielleicht hilft es dir, mal in möglichst kleinem Kreis (zum Beispiel nur mit deinem Freund, oder mit Freund*innen, denen du vertraust) auszuprobieren, wie es für dich ist, männlich zu sein? Zum Beispiel, indem du männliche Pronomen benutzt und darum bittest, das über dich in der männlichen Form gesprochen wird?

Wenn du trans männlich sein solltest, kannst du dann immer noch schauen, wie es weiter gehen soll. Du musst nicht zwangsläufig Testosteron nehmen, wenn du das nicht möchtest – oder irgendwelche anderen medizinischen Transitionsschritte gehen. Alles kann, aber nichts muss.

Ich wünsche dir viel Glück auf deinem Weg,
Elias

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