Kummerkastenantwort 4.356: Ich denke, ich habe Namensdysphorie
Ich denke, dass ich eine Namensdysphorie habe.
Es ist schwierig, Informationen zu finden, allgemein tritt das Thema häufig beim Thema Geschlechtsidentität auf. Kann ich Transgender und nichtbinäre Personen dazu fragen?
Meine erste Erinnerung diesbezüglich geht ungefähr 20 Jahre zurück, als ich in der Grundschule war. Wir bastelten und ich schrieb den Namen auf die Bastelarbeit, die ich damals gerne gehabt hätte.
Als ich aber erlebte wie verwirrend das war habe ich das nicht mehr gemacht.
Wenige Jahre später, bei einem neuen Lebensabschnitt, sagte ich meiner Mutter, dass ich meinen Namen gerne ändern würde. Aber sie zog mich eher mit der Namensidee auf. Im Nachhinein betrachtet nahm sie es wohl nicht ernst und hielt es für eine präpubertäre Phase.
Vor einigen Jahren meldete ich mich bei einem Onlinespiel an und begann von da an mich nicht mehr mit einem offiziellen Namen vorzustellen. Leider kam es trotzdem vor, dass ich hin und wieder bedrängt wurde meinen echten Namen zu nennen.
Ich weitete dies in meiner Onlinepräsenz aus und fühlte mich viel wohler mit dem selbstgewählten Namen angesprochen zu werden. Letzten Endes fand ich sogar einen alltagstauglichen Namen, der mir in jeder Hinsicht gefällt und mit dem ich mich identifizieren kann.
Allerdings traue ich mich nur online diesen Namen zu verwenden. Ich würd es so gern auf die Realität ausweiten. Aber ich fürchte um die Verwirrung. Auf meinen Dokumenten stünde nun mal ein ganz anderer Name. Und es ist schwierig jemandem verständlich zu erklären, warum man nicht verrückt ist bzw. Dass es keine spontane Laune ist. Oder?
Wobei ständig gleiche Erklärungen ermüdend sind.
Ich habe bereits ein Beratungsgespräch beim Standesamt geführt und meine Chancen stehen insbesondere mit einem psychologischen Gutachten sehr gut.
Nun wird es Zeit seine Gefühlswelt zu ordnen und besser zu verstehen. Nicht nur um Worte für den Antrag zu haben sondern auch so für mich selbst.
Ich hoffe ich kann auch hier Hilfe für diesen Weg erhalte
Hallo!
Bitte entschuldige, dass du so lange auf eine Antwort gewartet hast.
Das klingt, als wäre die Situation für dich sehr schwierig. Ich kann mir vorstellen, dass das für dich sehr anstrengend ist. Es freut mich sehr, dass du für eine offizielle Namensänderung gute Chancen hast!
Sich wieder und wieder erklären zu müssen, ist etwas, das viele queere Menschen auch erleben, und es kann wirklich sehr, sehr nervig sein. Was helfen kann, ist, diese Erklärungen auf ein Minimum zu reduzieren. Denn: du bist niemandem eine tatsächliche Erklärung schuldig. Nicht deinen Freund*innen und schon gar nicht irgendwelchen Fremden. Es ist vollkommen okay, zu sagen “Ich heiße so, auch, wenn auf meinem Pass etwas anderes steht.”
Und wenn dein Gegenüber nachbohrt, ist es auch vollkommen okay, zu sagen: “Das geht dich nicht an, hör auf zu fragen.”
Das ist etwas, das man am Anfang auch ein bisschen üben muss. Viele Menschen haben das Gefühl, sich erklären zu müssen, um akzeptiert zu werden und das wird in unserer Gesellschaft auch so ein bisschen als die Norm angesehen – aber eigentlich sollte es andersherum sein. Jemand, der dich erstmal akzeptiert, verdient sich damit vielleicht auch irgendwann, dass du dich dieser Person weiter öffnest.
Letzten Endes geht es darum, dass du dich besser fühlst. Und wenn eine Namensänderung für dich eine Verbesserung der Lebensqualität bedeutet, dann ist das halt so. Und dann ist das vermutlich auch der richtige Weg für dich.
Ich hoffe, damit konnte ich dir ein wenig helfen.
Liebe Grüße,
Elias