Kummerkastenantwort 4.867: Meine Eltern akzeptieren nicht, dass ich trans bin

Hi, ich bin ein Transjunge und weiß das auch schon ziemlich lange.

Meine Eltern wollen nicht, dass ich eine Transition mache und sie benutzen meine gewählten Pronomen/meinen Namen nicht. Sie finden das eher peinlich und machen Scherze darüber/sprechen es nicht an.

Meine Mutter meint aber, dass sie Transleute unterstützt. Also kann ich nicht verstehen, warum sie mich kein Bisschen akzeptiert. Sie könnte auch nicht behaupten, dass ich “nicht wie ein Junge aussehe”, da das kein Grund ist und ich bereits von einigen Leuten als Junge gesehen und angesprochen werde.

Außerdem habe ich echt starke Dysphorie, weshalb ich kaum noch reden kann.



Meine Fragen: (ihr müsst nicht alles beantworten!)

– Wie kann ich das Thema Pronomen beachten/Trans-sein bei meinen Eltern ansprechen?

– Wie kann ich ihnen klar machen, dass ich echt schlimme Dysphorie habe?

– Sind Binder ungesund, auch wenn man sie regelgemäß trägt? Gibt es dazu seriöse Studien dazu? Gibt es gesunde Alternativen?

– Wie kann ich mich in meiner Klasse outen? (wem sollte ich es zuerst sagen und wie?, wie sollte ich es formulieren?, etc.)

– Ich bin erfolgreich zu einem Freund (der weit weg lebt) geoutet und will ihn vielleicht nach Tipps fragen (weiß aber nicht ganz wie und er antwortet mir aktuell nicht)

– Ist es möglich, einen Binder online zu bestellen (hab keine Bankkarte oder so dafür) und ihn zu einem Abholfach in meiner Nähe liefern zu lassen?



Sorry wegen der komplizierten und langen Nachricht ._.

Aber danke für eure Mühe! 😀

Hallo!

Bitte entschuldige, dass du so lange auf deine Antwort warten musstest.

Viele Menschen sagen, dass sie trans Menschen grundsätzlich unterstützen, tun sich dann aber sehr schwer, sobald es um ihre eigenen Kinder geht. An die eigenen Kinder stellen viele Eltern sehr konkrete Erwartungen. Die zu überwinden ist viel schwieriger, als sich bei Fremden, die mit dem eigenen Leben nichts zu tun haben, damit zu arrangieren, dass sie trans sind.

Zu deinen Fragen:

  • Vielleicht hilft es, wenn du mit deinen Eltern noch einmal das Gespräch suchst. Wenn du eine erwachsene Person in deinem Umfeld hast, der du vertraust und die dich ernst nimmt, könntest du diese Person vielleicht mit zu dem Gespräch nehmen.
    Es gibt auch Infomaterialien und Anlaufstellen für Eltern von trans Kindern, zum Beispiel von trakine. Und hier ist eine Broschüre für Eltern von trans Kindern, die vielleicht hilft?
    Es hilft oft, wenn du das konkrete Verhalten, das du von deinen Eltern wünschst, auch konkret benennst. Zum Beispiel: “Meine Dysphorie belastet mich sehr und wird schlimmer, wenn ich meinen alten Namen hören muss. Bitte nennt mich deswegen nicht mehr so, ich werde dann traurig.”
  • Vielleicht hilft es deinen Eltern, wenn du aufschreibst, was deine Dysphorie mit dir macht und wodurch sie ausgelöst wird, um dich besser zu verstehen. Es gibt auf YouTube Videos, wo andere trans Personen über ihre Dysphorie sprechen. Vielleicht findest du eines, das deine Erfahrung gut widerspiegelt, und kannst es ihnen zeigen.
  • Gut passende, hochwertige Binder sind nicht grundsätzlich ungesund, dazu gibt es keine Studien. Allerdings sind alle Körper unterschiedlich und reagieren unterschiedlich auch Binding, deswegen solltest du immer vorsichtig sein und auf die Reaktionen deines Körpers hören.
  • Outing in der Schule kann schwierig sein. Es kommt sehr stark darauf an, wie liberal deine Mitschüler*innen und die Lehrkräfte generell eingestellt sind, und wie du insgesamt in der Klasse so da stehst. Falls du eine Lehrkraft hast, der du vertraust, könntest du überlegen, dich erst dieser Person anzuvertrauen, und dann mit ihr gemeinsam dein Coming Out in der Klasse zu planen.
  • Grundsätzlich ist es oft möglich, einen Binder im Internet zu bestellen und z.B. an eine Packstation schicken zu lassen. Dafür brauchst du aber die Möglichkeit, im Internet zu bezahlen, und das geht oft erst am 18. Wenn du minderjährig bist und es in deiner nähe ein Unterstützungsangebot für queere Jugendliche gibt, kannst du ggf. dort nach Hilfe fragen. Queere Jugendgruppen findest du auf dieser Karte.

Weitere Infos findest du außerdem in unserer Coming-Out Broschüre und in unserer Binder-Broschüre. Ich wünsche dir viel Glück!
Liebe Grüße,
Elias

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