Kummerkastenantwort 5.588: Ich will eine Mastek, aber kein Testo nehmen.
Hi, ich bin Nico (he), 17 und ich bin ein trans Junge. Mein Problem ist meine Unsicherheit über Testo. Ich weiß dass ich unbedingt eine Mastek brauche, allerdings übernimmt die Krankenkasse das doch nur wenn man mindestens 6 Monate auf Testo ist. Allerdings will ich kein Testo, dann aber wieder doch schon. Ich hätte gerne eine tiefere Stimme, mit dem kratzen das cis Männer haben und ein wenig Bartwuchs und ein maskulineres Gesicht wär auch cool. Aber alle anderen Veränderungen von Testo will ich nicht, absolut nicht. Deshalb stellt sich für mich die Frage werde ich Testo überhaupt nehmen? Das erste Problem wäre die Mastek die ich brauche um zu überleben und garantiert kann ich die nicht aus eigener Tasche bezahlen. Dann meine Stimme, ich werde ohne Stimmbruch doch nie dieselbe Stimme erreichen wie cis Männer oder? Oder geht das doch irgendwie anders? Und was ist mit Bartwuchs, gibt es da etwas das man tun kann ohne Testo wie beispielsweise irgendeine Creme? Gibt es sowas nicht für cis Männer die kaum Bartwuchs haben?
Hilfe, ich bin echt überfordert und diese Frage stelle ich mir schon so lange, weil eigentlich weiß ich dass ich Testo nicht will aber… Hab ich denn ne andere Möglichkeit ohne Testo durch die ich trotzdem diese Ziele erreichen kann?
Hallo!
In der Regel sagen die Krankenkassen oft, dass sie eine Testosteronbehandlung für die Kostenübernahme eine Mastektomie vorraussetzen, das stimmt. Es ist aber nicht unmöglich, auch ohne eine Testosteronbehandlung die Kosten übernommen zu bekommen, nur leider deutlich schwieriger.
Die Krankenkassen möchten (unter anderem) für die Kostenübernahme eine Stellungnahme von eine*r Therapeut*in, warum nichts gegen, aber vieles für eine Mastektomie spricht und einen „Translebenslauf“ in dem das auch nochmal quasi in deinen eigenen Worten drinsteht. In dem Fall das du Testosteron nimmst, wollen sie das auch noch mal bestätigt bekommen.
In dem Fall, dass du es nicht tust, wollen sie diese Entscheidung ausführlich begründet haben von dir und am besten auch von eine*m Therapeut*in. Und manchmal braucht es auch mehrere Anträge bzw Ergänzungen zum Antrag bis die Krankenkasse das aktzeptiert. Je nach Krankenkasse und wer deinen Antrag gerade liest. Das ist teilweise leider, auch mit Testosteroneinnahme, frustrierend, anstrengend und langwierig, aber du wärst nicht die erste Person bei der es klappt. Im Internet (auf social media oder in Foren) haben auch einige Menschen ihre Erfahrung mit einer erfolgreichen Kostenübernahme ohne Testosteron geteilt und sind auch bereit, weitere Fragen zu beantworten und/oder dir zu beschreiben, was sie in ihren Antrag geschrieben haben.
Es gibt die Möglichkeit Stimmtraining zu machen, um tiefer /maskuliner zu sprechen und zu klingen. Möglicherweise gibt es dafür Angebote in deiner Stadt, allerdings werden die wahrscheinlich nicht kostenfrei sein. Aber es gibt auch auf Youtube einige Tutorials und Übungen von ausgebildeten Stimmtrainer, die dir helfen können.
Beim Bartwuchs muss ich dich leider etwas enttäuschen. Das Ausbleiben von Bartwuchs auch bei Cis-Männern liegt idR an mindestens einem von drei Faktoren:
– Gesundheitliche Gründe (da muss ein Arzt eine Diagnose stellen und evtl. Behandlungen durchführen)
– Hormonelle Probleme also geringe Testosteronwerte (wird natürlich auch ärztlich festgestellt, da ist die Behandlung aber auch Testosteron in Gel- oder Spritzenform)
– fehlende genetische Veranlagung (da hilft dann oft nur die Haartransplantation)
Meines besten Wissens nach ist ein Bartwuchs ohne Hormontherapie oder Transplantation also nicht möglich.
Alles Gute
Joshua