Kummerkastenantwort 3.872: Wie kann ich mich als trans outen?

hey:)
ich weiß seid 3 Jahren, dass ich trans bin, habe es aber noch niemanden erzählt außer meiner besten Freundin. Der Grund dafür ist größtenteils meine Familie, da sie transphob ist. Meine Mutter spricht in letzter Zeit zwar etwas „besser“ über das Thema, aber ich befürchte, dass es etwas ganz anderes ist, wenn ich mich outen würde. Sie lebt in alten Rollenmustern und fragt mich die ganze Zeit warum ich mich so verhalte oder anziehe wie ich es tue. Ich hab ihr tatsächlich schon mal gesagt, dass ich mich unwohl in meinem Körper fühle, aber sie meinte es sei ganz normal.
Mein Ausweg wäre eigentlich ausziehen, dafür hab ich aber gerade keine Mittel und bin momentan auf der Suche nach einer Ausbildung, um danach schnell auszuziehen.
Ich habe jetzt wahrscheinlich einen Platz bekommen, allerdings würde ich verbeamtet werden und müsste dementsprechend in eine private Krankenkasse wechseln und vorher noch eine gesundheitliche Prüfung bestehen… Ich hab allerdings Angst davor, dass die Krankenkasse mir später Leistungen verweigern könnte, wenn ich es nicht angebe. Bisher habe ich noch keine Therapie gehabt und stehe eigentlich komplett am Anfang (hab mich auch mit meinem Geburtsgeschlecht beworben). Ich weiß gerade nicht was ich tuen könnte. Ich weiß nicht wie z.B Krankenkasse und die Arbeitsstelle reagieren würde, wenn ich es so plötzlich mitteile.. Und ob ich vielleicht daher auch die Stelle verlieren könnte oder eben die gesundheitliche Eignung nicht bestehe.

Habt ihr vielleicht einen Tipp?

– Myles

Hi Myles!

Es tut mir sehr leid, dass du das zu Hause mitmachen musst. Ich wünsche dir, dass du ein unterstützendes Umfeld findest (und wenn möglich, dass deine Mutter die Kurve kriegt und Teil davon sein kann).

Wegen deiner Stelle musst du dir keine Sorgen machen. Dass es rechtswidrig ist jemanden nicht zu verbeamten, weil der*die Anwärter*in plant medizinisch zu transitionieren, wurde schon 2014 vom Verwaltungsgericht Berlin festgestellt (das Urteil kannst du hier nachlesen). Einer bereits verbeamteten Person zu kündigen ist je nach Art der Verbeamtung nur in extremen Fällen möglich, z.B. wenn schwere Straftaten begangen wurden. Das du trans bist, wäre kein ausreichend schwerer Grund für eine Kündigung – und ganz davon abgesehen wäre es eine Diskriminierung aufgrund deines Geschlechts.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat 2017 eine Empfehlung veröffentlicht, die geschlechtliche Vielfalt im öffentlichen Dienst fördern soll, inklusive rechtlicher Einordnung, warum das nötig ist. Ein großer Fokus ist unter anderem, wie trans Angestellte bei Transition behandelt und unterstützt werden sollen. Falls deine Vorgesetzten komplett überfordert sind, ist das vielleicht ein guter Einstieg.

Auch wegen der Krankenkasse musst du dir keine Sorgen machen. Grade, wenn vorher noch keine Therapie oder ähnliches stattgefunden hat, musst du auch nichts dazu angeben. Außerdem gibt es bei Verbeamtung eine erleichterte Aufnahme bei vielen privaten Krankenkassen. Dabei werden zum Beispiel keine Anträge wegen Risiken abgelehnt werden und Zuschläge wegen Risiken sind eingeschränkt (genauer dazu findest du z.B. hier).

Leider kann man ungefähr überall auf transfeindliche Leute treffen. Falls dir bei der Arbeit oder Krankenkasse von jemandem Steine in den Weg gelegt werden, können dir hoffentlich entsprechende Antidiskriminierungsstellen, Beschwerdemanagement oder ähnliches weiterhelfen. Ich wünsch dir aber, dass das alles reibungslos über die Bühne geht!

Liebe Grüße
Lir

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