Kummerkastenantwort 5.616: Ich bin trans und das macht viele Probleme in meinem Umfeld.
Ich bin 15 Jahre und trans (ftm). In der schule, in der Familie beim Fußball, bei Freunden und mit meiner Freundin gibt es immer wieder Probleme deshalb. Ich trau mich nicht mich vor meinem Team und schule zu outen. Wie auch es hieß immer wir unterstützen bla bla bla, aber wenn es darum geht das man jemand verbessert (weil es innerlich einfach weh tut) entsteht ein wutausbruch bei der anderen person und man ist angeblich brainwashed. Ich wünschte ich könnte es meiner Familie ind meiner Freundin nicht so schwer machen. Sie werden dauernd mit Hass und Ekel angegriffen wegen mir… ich wünschte ich könnte ihnen das einfach abnehmen. Ich will nicht trans sein! Ich will einfach normal sein. Ich habe Angst dass weil ich trans bin die Bindung zu Gott gestört ist und ich sündige.
Hey,
es tut mir sehr leid, dass du gerade solche Dinge durchmachen musst. zunächst möchte ich dir aber sagen, dass du nicht die Person bist, die schuld daran ist. Alle Menschen tragen für ihre eigene Intoleranz und für die Verletzungen, die sie anderen erteilen, selbst die Verantwortung. Jede Person hat das Recht darauf, respektvoll behandelt zu werden und eben auch du! Dass deine Familie und Freunde dafür angegriffen werden, ist furchtbar, aber nicht du trägst dafür die Schuld.
Du bist vollkommen okay so wie du bist. Trans* zu sein ist eine Variation von menschlicher Identität. Den Wunsch cis zu sein tritt auch häufig auf, da die Gesellschaft uns häufig vorschreiben möchte bestimmten Rollen zu entsprechen und weil trans*-Personen häufig unter Diskriminierung leiden.
Und einmal zum Thema Religion. Theolog*innen, die Bibel und viele Andere sprechen davon, dass Gott unfehlbar sei. Wenn es einen Gott gibt, der unfehlbar und immer präsent sein soll, dann ist doch jede Schöpfung auch bewusst, oder? Das Prinzip der Nächstenliebe zeigt doch schon sehr deutlich, dass es darum geht andere so zu behandeln, wie man es sich selbst wünscht. Wer seinen Glauben dafür ausnutzt, dass andere Menschen dabei zu schaden kommt, müsste in meinen Augen nach christlichen Werten sündigen. Glauben soll doch vielmehr dazu beitragen, dass wir Achtsam mit uns und unserer Umwelt umgehen.
Was ich erneut damit sagen möchte: Nicht du bist falsch oder schlecht. Sondern Menschen, welche dich schlecht behandeln, verstehen nicht, dass die es sind, die negative Werte vertreten und andere Menschen verletzen. Nutze deinen Glauben dazu, Liebe zu schenken. Dir und deinen liebgewonnenen Mitmenschen und jenen, die gutes für andere tun und deine Liebe und Achtsamkeit zu schätzen wissen.
Ich hoffe, du findest Momente, in denen du dich selbst sehen kannst – nicht durch die Augen derer, die dich ablehnen, sondern durch die von Menschen, die dich lieben und respektieren. Du verdienst es, angenommen zu werden, so wie du bist. 🙂
Liebe Grüße
Fiore