Kummerkastenantwort 5.726: Ich bin verwirrt über mein Geschlecht

Hallo,

ich(13) bin ein bisschen verwirrt über mein Geschlecht:



Früher habe ich mich als Mädchen immer zu hundert Prozent identifiziert und wohlgefühlt. Im Kindergarten sollte ich (blöderweise) bei Mutter-Vater-Kind spielen immer der Vater sein weil ich dir kürzesten Haare hatte…

Damals fand ich das wirklich schlimm da ich immer die Mutter sein wollte.

Wenn ich jetzt zurück blicke verstehe ich das irgendwie nicht mehr ganz, (Auch abgesehen wieso es überhaupt Mutter-Vater-Kind sein musste) ich GLAUBE ich hätte aktuell kein Problem damit der Vater zu sein (ich wusste nicht wie ich meine Gefühle ausdrücken sollte also mache ich es jetzt anhand dieses Beispiels)ich meine was wäre so schlimm daran? Ich glaube ich würde mich auch mit allen (oder keinen) Pronomem wohlfühlen 😊 daher hatte ich mal über das Label Gender-Gleichgültigkeit nachgedacht überhaupt die Möglichkeit fühlte sich gut an und ich war ca. Eine Woche wie beflügelt. Jetzt weiß ich nicht mehr was ich denken soll. Vor ca. 2 Wochen fühlte es sich so an als wäre meine Oberweite kein Teil von mir, ich hatte nicht wirklich Dysphorie(weis nicht wie man das schreibt) aber ich glaube ich hätte mich ohne wohler gefühlt. Dann gab es wieder Situationen wo ich ihnen gegenüber neutral gestimmt war oder sogar (aber eher selten) positiv gegenüber stand. Deswegen dachte ich ich könnte Girl-flux sein, aber ich weiß nicht wirklich wie es sich anfühlt non-binär/agender zu sein (falls das Sinn ergibt).Deswegen weis ich nicht wirklich ob das passt.

Ich kenne das Labe, seit etwa 2 Wochen und bisher haben sich Labels immer nur solange (ca) gut angefühlt und danach nicht mehr, also wollte ich mal schreiben und nach Tipps fragen! Ich würde mich sehr über Label-Vorschlöge freuen!

Liebe Grüße



P.S. Ich weis das man sich nicht Labeln muss aber ich würde glaube ich gerne!

P.P.S ich bin in Bezug auf meine Sexualität bei allen bis auf meine Mutter als Questioning geoutet und es stresst mich das alle immer wieder nachfragen!

Hallo,

ich hab da zwei Gedanken und sie beginnen beide mit dem Moment, wo man sich ein neues Label ausgesucht hat.

Da sind Dinge nämlich aufregend und neu und spannend, es gibt Zeit, reinzuwachsen und das ist immer auch ein Ding von Macht und Kontrolle und Wirksamkeit. Ich sage, dass das so ist, und dann ist es auch so. Das ist schon auch (selbst)-Bestätigung. Und alles davon kann ein schönes Gefühl sein. Aber nichts davon hält ewig.

Und das zweite Ding ist: Was passiert dann eigentlich? und die ernüchternde Antwort ist: nichts. Ich hab dann ein Label. Und kann mich dran gewöhnen und all das, aber so groß die gefühlte Befreiung vielleicht auch war, es endlich zu wissen, und endlich mit sich selbst da ehrlich zu sein: Das ist nur ein Anfang, nur ein Moment. Das eigene Leben mit mit dem bestmöglichen Leben zu füllen, Geschlechtseuphorie zu finden und zu haltne, wirklich komplett anzukommen, ist ein sehr langer Prozess, kann sehr viel Arbeit und Frust bedeuten und im Vergleich dazu, ist die Frage, was da für ein Label vorne dran steht in der Rückschau eine sehr kleine und unbedeutende.

Beides davon kann auch dafür sorgen, dass ein neues Label sich schon nach wenigen Wochen sehr abgegriffen anfühlt und uns „nichts mehr gibt“. Das muss nichts schlechtes sein. Unser Leben muss sich nicht tagein-tagaus um unsere Labels drehen. Sollte es vielleicht auch gar nicht. Da irgendwie ankommen und was unfalsches finden, ja, aber am Ende sind queere Labels keine Persönlichkeit, wir können als Mensch so viel mehr sein als unsere Labels oder unser Geschlecht. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren.

Auch: Geschlecht und Gefühle sind sehr häufig super verwirrend, und ich kann das Bedürfnis, das richtige Label zu finden und damit für die nächsten mindestens 3000 Jahre zufrieden zu sein, gut nachvollziehen. Aber manchmal ist es einfach nicht die Zeit. Egal wie gerne wir würden. Vielleicht ist es ein hilfreicher Ansatz für dich ein möglichst unfalsches Label zu nehmen und dann erstmal was anderes zu machen. Nicht-binär, gender-gleichgültig, genderfluid, irgendwas, wo sich nicht direkt falsch anfühlt und dann mal schauen, was du brauchst, und was dir gut täte: sowohl in Bezug auf Geschlecht und Identität aber auch allgemein als Mensch. Und dann da weiter gehen.

Liebe Grüße
Xenia

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