Kummerkastenantwort 5.727: Ich habe Angst vor der Dokumentation meiner Namensänderung durch das SBGG
Hallo Queer Lexikon,
ich bin transsexuell und wollte schon immer meinen Namen offiziell ändern- Jetzt wo das Selbstbestimmungsgesetz da ist ist die Zeit. Jedoch habe ich Angst, weil die Änderung dokumentiert wird. Bei einer Übernahme rechter Kräfte oder falls jemand trotz Offenbarungsverbot an meine Daten kommt wäre ich also gefährdet.
Es ist nach aktueller Rechtslage natürlich unwahrscheinlich, jedoch ist die Angst da.
Vielen Dank für Eure Antwort!
Guten Tag,
ich kann diese Angst nachvollziehen. Änderungen und Berichtigung von Namen, Geschlecht und anderen Personenstandsdaten wurden und werden immer schon, also auch zum Beispiel beim abgelösten TSG im Register gespeichert. Während die Geburtsurkunde keine Hinweise auf die Änderung beinhaltet, ist es im Register immer schon nachvollziehbar gewesen. An dieser Problematik hat sich dahingehend nichts geändert.
Die Frage, die sich andersrum stellt, ist, in meinen Augen, eine Frage nach Schutz: Schützt mich, als Perosn, die trans ist, im Falle einer Machtübernahme durch rechtsextremistische Kräfte, die Tatsache, dass aus dem Geburtenregister nicht ersichtlich ist, dass ich trans bin? Und ich glaube, diese Frage ist sehr breit und sehr allgemein und hat damit keine eindeutige Antwort. Wir wissen nicht, ob unter einem solchen Regime nicht schon die Unterstellung von Queersein zu Sanktionen führen würde. Dafür ist erstmal zweitrangig, was das Register hergibt. Andersrum könnten zu einer gezielten Verfolgung Gesundheitsdaten herangezogen werden – das ist verdammt dystopisch, aber ich glaube nicht, dass es einzelne individuelle Maßnahmen kann, die uns besonders schützen, wenn der Staat aktiv gegen uns vorgehen möchte. Deswegen würde ich einerseits den Komfort und die Rechtssicherheit im Hier und Jetzt, den mir eine Namensänderung bringen kann, vor mögliche Risiken bei einer etwaigen Machtübername stellen und andererseits meine Energie dahingehend in einen Notfallplan zu investieren: Wer kann und wird mich konkret konkret schützen können, wo kann ich hingehen, wann tu ich das, wann brauche ich diese Pläne; immer vor dem Hintergrund und dem Wissen, dass Faschismus von Konfirmität und Isolation lebt, und meine Pläne also Solidarität und Widerstand brauchen.
Liebe Grüße
Xenia