Kummerkastenantwort 5.818 – Ich brauche ein Label für meine Sexualität und mein Gender.
Hi,
ich habe ein paar Fragen: Ich weiß nicht, welche Sexualität ich habe. Ich bin W 15 und mir ist vor ungefähr 2 Jahren klar geworden, dass ich nicht nur auf Jungs stehe. Meine engsten Freunde wissen auch davon, ich sage nur immer: „ich stehe auf Menschen“, damit meine ich, mir ist es egal ob männlich, weiblich, nonbinär oder anderes. Nun weiß ich halt nicht ob ich jetzt Pansexuell/Panromantisch oder Omnisexuell/Omniromantisch bin. Ich habe sooo oft gesucht, aber nie was passendes gefunden.
Dann kommt noch, ich mag es ab und zu ein wenig maskuliner aufzutreten, da ich auch vom aussehen etwas maskuliner bin(Gesicht, habe einen undercut…), da weiß ich jetzt nicht, bin ich nonbinär, ein tomboy oder doch ein Demiboy? (Mir ist es auch ehrlich gesagt ein bisschen egal, mit welchen Pronomen man mich anspricht, ich benutze aber überwiegend she/her)
Tatsächlich habe ich auch ein bisschen Angst, mich zu outen, bevor ich mir überhaupt sicher bin, welche Sexualität ich habe. Ich bin mir sicher, meine Eltern hätten da Verständnis, weil ich denke, dass meine Mutter vermutet, das ich auch Mädchen und Nonbinäre Personen mag.
Könnt ihr mir da vielleicht ein bisschen weiterhelfen? Das wäre echt lieb<3
LG, A☆
Heyyo A,
vielen Dank für deine Nachricht!
Es ist sehr verständlich, dass du gerade viele Fragen hast – und es ist total in Ordnung, sich dabei unsicher zu fühlen. Viele Menschen, gerade in deinem Alter, erleben genau das: Man beginnt, sich selbst besser kennenzulernen, merkt, dass man nicht ganz in die Schubladen passt, die einem bisher gezeigt wurden, und sucht nach Begriffen, die sich richtig anfühlen.
Du beschreibst, dass du dich zu Menschen verschiedenster Geschlechter hingezogen fühlst. Die Begriffe „pansexuell“ oder „omnisexuell“ können beide zu dieser Erfahrung passen. Für manche ist pansexuell passend, weil sie sagen, dass das Geschlecht der Person für sie bei Anziehung keine Rolle spielt. Omnisexuell kann für Menschen passen, die sagen: Ich nehme das Geschlecht wahr, aber es schließt niemanden aus. Diese Begriffe überschneiden sich teilweise, und du musst dich nicht jetzt oder überhaupt entscheiden, welcher davon am besten passt. Es reicht vollkommen, dass du dich so beschreibst, wie es sich für dich stimmig anfühlt – zum Beispiel einfach: „Ich mag Menschen.“
Auch bei deiner Frage zur Geschlechtsidentität ist es völlig legitim, dass du noch nicht genau weißt, wo du dich einordnest. Wenn du dich gerne maskulin präsentierst, heißt das nicht automatisch, dass du nonbinär oder ein Demiboy bist – es kann auch einfach Ausdruck deiner Persönlichkeit sein, ohne dass sich dein Geschlecht dadurch ändert. Der Begriff „Tomboy“ wird manchmal verwendet für Mädchen oder Frauen, die sich eher maskulin kleiden oder geben, ohne ihre Geschlechtsidentität grundsätzlich infrage zu stellen. Nonbinär zu sein bedeutet, sich nicht (nur) als männlich oder weiblich zu identifizieren. Demiboy kann heißen, sich teilweise männlich zu fühlen, aber nicht ganz. Du darfst ausprobieren, dich verändern, Labels verwenden oder auch weglassen. Nichts davon musst du endgültig festlegen.
Dass du Angst hast, dich zu outen, bevor du dir über alles sicher bist, ist sehr nachvollziehbar. Du darfst dir die Zeit nehmen, die du brauchst. Du darfst dich auch outen, obwohl du noch nicht alle Begriffe für dich gefunden hast. Es ist vollkommen in Ordnung, zu sagen: „Ich bin mir über einiges noch nicht ganz sicher, aber ich weiß, dass ich nicht nur auf Jungs stehe.“ Wenn du das Gefühl hast, dass deine Eltern verständnisvoll sein könnten, kannst du ihnen auch vorsichtig davon erzählen, wenn du das möchtest. Aber du entscheidest selbst, wann der richtige Moment dafür ist – oder ob du es überhaupt möchtest.
Du machst dir viele Gedanken, und du gehst dabei sehr reflektiert mit dir selbst um. Das ist etwas sehr Wertvolles. Es ist okay, noch auf der Suche zu sein. Es ist okay, sich zu verändern. Und es ist okay, keine klaren Antworten zu haben. Du bist gut so, wie du bist.
Queere Grüße, Kay