Kummerkastenantwort 2.017: Ich muss mir hier was von der Seele reden.

Hallo!
Ich habe eure Seite vor ein paar Tagen entdeckt und allein jetzt hat sie mir schon unglaublich geholfen!
Mein Name ist Noah (13), ich wurde als Mädchen geboren aber identifiziere mich als agender/neutrois. Bis auf mein Bruder weiß noch Niemand davon und ich werde immer noch [Deadname] genannt. Eigentlich würde ich mich zwar gerne outen, nur ist meine Mutter momentan unter enormen Stress und leicht reizbar. Ihre Freundin ist an Krebs gestorben und sie hat mindestens einen Bandscheibenvorfall. In letzter Zeit ziehe ich mehr zurück und das macht sie wütend, da sie glaubt es wäre ihretwegen (stimmt vielleicht auch) und dass ich sie im Stich lassen würde. Dabei halte ich die Dysphorie einfach nicht aus und muss für mich sein da ich dann ein unerträgliches Schamgefühl empfinde.

Also, das nur zu meiner Situation. Und einfach zum von der Seele reden.

Es ist so, dass ich es kaum noch aushalte bei meinem „richtigen“ Namen genannt zu werden. Nur wenn ich auch von meinen beiden engsten Freunden auch so genannt würde, weiß ich nicht ob ich sie noch treffen dürfte. Ihre Eltern sind streng muslimisch, sind gegen LGBTQ+ und meinen solche Menschen würden in die Hölle kommen. Meine Freundinnen sind zum Glück aufgeklärter und aktzeptieren mich (bis her wissen sie nur dass ich Lesbisch bin). Ich weiß nicht was ich tun soll. Zum einen will/kann ich mich noch nicht bei meiner Familie outen da es schon stressig genug ist und ich nicht will dass es Mama noch schlechter geht. Zum anderen möchte ich aber auch Noah genannt werden und das nach den Ferien auch in der Schule. Und ein Doppelleben erst recht nicht.

Wow, das hat erstaunlich gut getan!
Vielen dank für diese Website ohne sie wäre nie so weit.
Liebe Grüße

Hi Noah!

Freut mich, dass unsere Seite dir schon helfen konnte. 🙂

Sich nicht outen zu können, obwohl man möchte, ist wirklich riesiger Stress. Ob und wann der beste Zeitpunkt für ein Outing ist, kann ich dir fürchte ich nicht raten, du kannst die Situation deutlich besser einschätzen. Ich möchte dir aber ein paar Sachen mitgeben.

Auch wenn es deine Mutter schwer hat, ist es als Kind nicht deine Aufgabe sie aufzufangen. Für so etwas gibt es andere Erwachsene, im Zweifel Therapeut*innen oder Organisationen wie die Telefonseelsorge. Das ist nichts, was du leisten kannst und nichts, was man von dir fordern kann.

Du bist es ihr auch nicht schuldig dich durch deinen alten Namen verletzen zu lassen, selbst wenn es für den Moment etwas zusätzlicher Stress bzw. eine Weile Umgewöhnung für sie bedeutet. Dass es dir gut geht ist nicht weniger wichtig, als dass es anderen gut geht.

Und zuletzt: Es kann immer mal wieder sein, dass Menschen dich nicht verstehen und Vorurteile gegen dich haben. Aber du musst dich nicht dafür schämen oder für andere versuchen weniger zu sein. Du bist gut, wie du bist!

Ich hoffe, du bekommst bald den Raum du selbst zu sein und Unterstützung von allen Seiten. 🙂

Liebe Grüße
Lir

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