Kummerkastenantwort 5.893 – Kann ich mit Pronomen experimentieren, auch wenn ich mich nicht sicher fühle?

Hallo:)



Ich (afab, 15) bin omnisexuell und habe mich bis jetzt immer als cis-Mädchen identifiziert. Seit ein paar Wochen denke ich aber immer mehr darüber nach, dass sich das so nicht mehr ganz richtig anfühlt. An manchen Tagen fühle ich mich sehr eindeutig als Frau und fühle mich auch wohl in meinem Körper, an anderen wünsche ich mir so sehr, eine flache Brust zu haben und würde meine Haare am liebsten abschneiden. Ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass es für mich okay ist, wenn andere sie/ihr Pronomen und weibliche Bezeichnungen für mich benutzen.

Ich habe jetzt das Label Demigirl für mich gefunden, das fühlt sich erstmal nicht verkehrt an. Ist es okay, wenn ich bei meinen Freunden mit diesem Label und dey/demm Pronomen experimentiere, auch wenn ich mir nicht sicher bin?

Ein Problem ist, dass mein Vater mich vermutlich überhaupt nicht ernstnehmen würde. Wir haben neulich wegen des ESCs über Nemo gesprochen, und als ich ihn auf sein ständiges misgendern hingewiesen habe, meinte er bloß, dass das ja wohl ein bisschen übertrieben wäre und er das ja auch überhaupt nicht gewohnt wäre. Früher hätte es das schließlich nicht gegeben. Später ist er richtig sauer geworden, als ich ihn weiter verbessert habe, als hätte ich ihn persönlich angegriffen. Jetzt habe ich Angst, wie er auf mein Coming Out reagieren würde.



Sorry, dass diese Nachricht so lang geworden ist. Vielen Dank für eure Arbeit, ihr helft mir und anderen so sehr!

Liebe Grüße

Lottie/Tali (sie/ihr,dey/demm)

Hallo Lottie/Tali!

Ja, du darfst mit Pronomen und Labeln experimentieren, auch wenn du dich nicht sicher fühlst. Genau dafür ist experimentieren ja da, damit du heraus finden kannst, was für dich passt und was nicht. 

Es tut mir leid, dass dein Vater sich so uneinsichtig verhält. Manche Eltern brauchen eine Weile, um sich mit queeren Themen zu arrangieren, und manche tun das nie. Wichtig ist für dich: du schuldest niemandem ein Coming Out, auch nicht deinem Vater. Du musst dich nicht outen. Falls du es trotzdem tun möchtest und Angst vor der Reaktion deines Vaters hast, dann sorge dafür, dass du einen Notfallplan hast, falls die Situation aus dem Ruder läuft. Sprich mit deinen Freund*innen darüber, was du vor hast, und schau, dass du im Notfall irgendwo anders unter kommen könntest. Wir haben auf dieser Seite mehr Informationen zusammengetragen, wie du dir bei Problemen zuhause Hilfe holen kannst. 

Vielleicht hilft dir auch unsere Coming Out Broschüre.

Ich wünsche dir viel Glück!
ELias

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