Probleme zu Hause

Inhaltswarnung

Auf dieser Seite werden mitunter folgende Themen besprochen:

  • Körperliche und psychische Gewalt
  • Manipulation
  • Vernachlässigung
  • Bodyshaming/Gewicht

Bitte achte auf deine eigene psychische Verfassung. Lege z. B. eine Pause vom Lesen ein, sollte es für dich zu viel werden.

Wenn Hilfe benötigt wird

Manchmal haben queere Menschen Probleme, die über die eigene Identitätsfindung hinausgehen. Grade queere Kinder und Jugendliche haben potenziell mit verständnislosen Eltern, Lehrkräften oder Mitschüler*innen zutun. Vielleicht widerfahren dir oder Menschen in deinem Umfeld Dinge, die du komisch, ungerecht oder sogar bedenklich findest. Wir möchten dir hier helfen, deine Erfahrungen einzuordnen und dir zeigen, wie und wo du ggf. Hilfe findest.

Bei Problemen zuhause

Es geht auf dieser Seite um Kinder und Jugendliche, die beispielsweise Mobbing, Vernachlässigung oder Gewalt erleben. Falls dich eines dieser Themen betrifft, nimm bitte Rücksicht auf dich. Plane genug Zeit zum lesen ein oder lies zunächst nur einen Teil, der dich interessiert oder für dich relevant wirkt.

Körperliche Gewalt ist ein absolutes No-Go. Aus gutem Grund ist es in Deutschland illegal Menschen, und insbesondere Kinder, zu schlagen. Aber auch emotionale Gewalt, Manipulation und Vernachlässigung schaden Menschen, und jungen Menschen ganz besonders. Kinder und Jugendliche, die Gewalt, Mobbing oder “nur” zu wenig Unterstützung in der Schule oder zuhause erfahren, ist es manchmal unmöglich, ohne Hilfe von außen ein glückliches und gesundes Leben zu führen.

Um dir eine erste Hilfestellung zur Einordnung zu geben, sind hier ein paar Orientierungspunkte, die auf eine problematische Situation hinweisen können:

Körperliche Gewalt ist, was die meisten Menschen erstmal unter Gewalt verstehen. Dazu gehören aber nicht nur Schläge oder Tritte. Auch ein “kleiner Klaps” oder kräftiges Festhalten sind Gewalt. Wenn ein*e Lehrkraft, Mitschüler*in oder ein Elter dich berührt oder anfasst ohne, dass du das willst, insbesondere wenn du dabei Schmerzen hast oder sie dich damit zu etwas zwingen, ist das Gewalt.

Von emotionaler Gewalt spricht man, wenn Menschen Dinge tun, damit du dich schlecht fühlst. Dazu zählen beispielsweise Beleidigungen, herabwürdigende Witze, deadnaming und misgendern, oder auch emotionale Erpressung (z. B.: “Wenn du mich wirklich lieb hättest, würdest du X tun”, “aber wir sind doch Freunde/eine Familie”)

Manipulation ist eine bestimmte Form von emotionaler Gewalt und bezieht sich auf Verhaltensweisen, die dich dazu bringen, etwas zu tun, zu fühlen oder zu denken, die du selbst so vielleicht gar nicht möchtest. Das umfasst unter anderem das andauernde Manipulieren, Hinterfragen und Absprechen deiner Wahrnehmung und Gefühle (sogenanntes “Gaslighting”), ständiges wiederholen von Aussagen bis du sie selbst glaubst (“Du bist nicht queer, das ist nur ne Phase”), relativieren der Situation (“Stell dich nicht so an, anderen gehts ~wirklich~ schlimm”) oder auch unterschwellige Vorwürfe beispielsweise durch Suggestivfragen (“Hast du dir ~noch~ einen Nachschlag geholt?”) oder ungewollte “Hilfe” (“Ich hab dir diese Diät-Broschüre mitgebracht”).

Vernachlässigung ist, wenn sich Eltern nicht ausreichend um Kinder kümmern. Das kann in körperlicher Form, aber insbesondere auch auf der emotionalen Ebene, geschehen. Wichtig ist, Vernachlässigung und Armut zu trennen. Ein Kind, dessen Eltern wenig Geld haben, kann dennoch ausreichend versorgt aufwachsen und ein Kind, das immer die neuste Spielekonsole hat, kann trotzdem körperlich wie emotional vernachlässigt werden.

Anzeichen für Vernachlässigung sind beispielsweise, wenn deine Eltern dir wenig bis keine Zuneigung oder Aufmerksamkeit geben, du dir oft selbst dein Essen machen musst oder du dich alleine um Arzttermine, Kleidung und/oder Schulsachen kümmern musst. Natürlich sollst du mit zunehmendem Alter mehr Verantwortung für dich selbst übernehmen – ein guter Anhaltspunkt kann sein, dass du dich zuhause um deutlich mehr kümmern musst, als deine Freund*innen.

Es gibt viele verschiedene Formen, sich Hilfe zu holen, und für verschiedene Probleme eine jeweils richtige Anlaufstelle. Generell gilt: Wenn es dir nicht gut geht oder du nicht weiter weißt ist es immer richtig, dir irgendwo Hilfe zu suchen. Wenn du dich fragst ob du wirklich Hilfe holen solltest, kann das bereits ein Zeichen dafür sein, dass Hilfe holen keine schlechte Idee wäre. Oft findest du bereits schnelle Unterstützung bei Freund*innen, Vertrauenslehrkräften oder Vertrauenspersonen in deiner Familie.

Wenn du Beispiele unter [Was nicht ok ist] wiedererkennst oder glaubst, etwas vergleichbares zu erleben, und insbesondere wenn dir das regelmäßig passiert, bist du absolut berechtigt dir Hilfe zu holen und das auch explizit bei “offiziellen” Anlaufstellen.

Hilfe für kleinere Probleme findest du oft bereits in deinem persönlichen Umfeld. Freund*innen, Familienmitglieder, Lehrkräfte, Schulpsycholog*innen oder Schulsozialarbeitende sind oft gute erste Anlaufstellen, wenn du nicht mehr weiter weißt. Diese können dir helfen, deine Erlebnisse einzuordnen, emotionale Unterstützung geben und dich auch auf deinem weiteren Weg begleiten.

Akute Hilfe

Wenn du akut mit jemandem reden oder eine Onlineberatung möchtest, gibt es die Nummer gegen Kummer, die professionell und vertraulich ein Ohr für alle deine Sorgen hat [telefonisch unter 116 111 – Mo-Sa, 14-20Uhr; online via Chat und Email]

Sozialarbeitende & Street Worker

Bei Problemen in allen Lebenslagen unterstützen dich beispielsweise Sozialarbeitende professionell. Du kannst dich schlau machen ob es so etwas in deiner Gegend gibt oder du wendest dich an unsere Freunde Katha und Nando vom Projekt Digital Streetwork:

Katha, Nando und deren Kolleg*innen sind dafür ausgebildet, Menschen wie dich zu unterstützen und eine Lösung für alle möglichen Arten von Problemen zu finden. Sie kennen sich richtig gut mit vielen Unterstützungsmöglichkeiten aus und wie das alles funktioniert. Katha und Nando engagieren sich zudem sehr für queere Themen und gehen auf jeden Fall respektvoll mit dir und deinen Sorgen um.

Wenn du Kontakt zu Katha, Nando oder anderen Streetworker*innen aufnimmst, hast du eine Person an deiner Seite, die sich deine Belange anhört, dich berät und dich bei Bedarf auch unterstützt, die Dinge zu erreichen, die du brauchst, um ein besseres Leben führen zu können. Dabei unterliegen sie der Schweigepflicht und solang du nicht willst, dürfen sie niemandem – auch nicht deinen Eltern! – weitererzählen, dass oder warum du mit ihnen redest.

Jugendamt

Falls du Probleme mit deinen Eltern, Erziehungsberechtigten oder generell in deiner Familie hast, du dich zuhause nicht (mehr) wohlfühlst oder sogar Angst hast, nachhause zu gehen, gibt es außerdem noch das Jugendamt. Viele Kinder und Eltern haben Angst vor dem Jugendamt, da es leider einen nicht sonderlich guten Ruf genießt. Im Jugendamt gibt es den sogenannten Bezirkssozialdienst. Der besteht aus Sozialarbeiter*innen, die jungen Menschen, Familien, aber auch jungen Volljährigen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Denn das Jugendamt ist nicht dafür da Eltern unbegründet die Kinder wegzunehmen. Viel mehr haben die Bezirkssozialarbeiter*innen im Jugendamt ein sehr großes Interesse daran, dich, deine Eltern und ggf. auch deine Geschwister dabei zu unterstützen euer Familienleben zu verbessern. Dass das Jugendamt dich aus deiner Familie rausholt, ist das letzte Mittel und kann dir nur passieren, wenn du dir das vom Jugendamt ausdrücklich so wünscht oder du akut in Gefahr bist. Einige Menschen in unserem Team wurden selbst mal vom Jugendamt unterstützt oder haben andere auf ihrem Weg mit dem Jugendamt begleitet.
Wenn du das Jugendamt kontaktierst, wird die zuständige Person (dein*e Bezirkssozialarbeiter*in) im Jugendamt sich zunächst anhören, was deine Situation zuhause ist und mit dir besprechen, was dir helfen könnte. Dabei geht es vor allem auch darum, was deine Bedürfnisse sind und was du dir wünscht. Auch der weitere Weg, also wie deine Eltern ins Boot geholt werden, wird mit dir besprochen. Denn du hast unabhängig von deinen Eltern ein eigenes Recht auf Beratung, auch ohne das Wissen deiner Eltern. Die Maßnahmen, die das Jugendamt ergreift, reichen von klärenden Gesprächen mit der Familie über eine Familienhilfe, also eine Person die regelmäßig vorbeischaut und euch im Familienleben unterstützt, bis hin zu der Möglichkeit, dass du zeitweise oder vollständig an einem anderen Ort wohnst, an dem sich besser um dich gekümmert werden kann. Es gibt dabei viele Abstufungen und verschiedene Möglichkeiten. Dabei wird nicht über deinen Kopf hinweg entschieden, sondern mit dir und deiner Familie erarbeitet, was dir bzw. euch hilft und guttut.

Inobhutnahme

Solltest du jemals das Gefühl haben, dass du nicht mehr nach Hause gehen willst oder sofort weg möchtest, aus welchem Grund auch immer, gibt es beim Jugendamt die Möglichkeit einer “Inobhutnahme”. Wenn du das Jugendamt kontaktierst oder aber einfach hingehst und den Menschen dort sagst, dass du nicht mehr zuhause sein und stattdessen in Obhut genommen werden möchtest, dann ist das Jugendamt gesetzlich dazu verpflichtet, dir sofort eine Unterbringung zu organisieren, sodass du erstmal Abstand von zuhause hast. Danach wird dann der im nächsten Abschnitt beschriebene Jugendamtsprozess angestoßen.

Wenn du dich für eine Inobhutnahme an das Jugendamt wendest, kannst du sofort beim Jugendamt bleiben bzw. wirst ggf. abgeholt. Das Jugendamt kümmert sich darum, dass du für dieselbe Nacht noch einen Schlafplatz bekommst. Dieser Schlafplatz kann z.B.  in einer Jugendwohngruppe sein oder bei einer geschulten Familie, welche junge Menschen in Not aufnimmt. Dann müssen deine Eltern durch den Bezirkssozialdienst über die Inobhutnahme informiert werden. Das ist rechtlich so vorgegeben. Deine Eltern erfahren aber üblicherweise nicht, wo du untergebracht wirst. Falls du keine Sachen gepackt hast, ist das kein Problem. Es wird sich dann darum gekümmert, dass du das nötigste kriegst, um erstmal zurechtzukommen. Nach ein paar Tagen findet dann ein “Inobhutnahmegespräch” statt, wo du, deine Jugendamtsperson (der*die Bezirkssozialarbeiter*in) und deine Eltern dadrüber reden, was das Problem war, ob es weiterhin besteht und ob du dauerhaft woanders wohnen willst oder eine andere Lösung benötigst.

Auch bei diesem Gespräch wird auf deine Wünsche geachtet. Zum Beispiel kann der Bezirkssozialdienst erst einmal alleine mit deinen Eltern sprechen und deine Sicht vertreten, oder bist du von Anfang im Gespräch dabei und wirst von dem Bezirkssozialdienst unterstützt. Du musst keine Angst vor diesem Gespräch haben. Der Bezirkssozialdienst ist beim Führen dieser Gespräche besonders geschult, es geht darum eine Lösung zu finden die für alle, aber vor allem für dich, passt.

Nachdem du mit der Person vom Jugendamt, deinem*deiner Bezirkssozialarbeiter*in, ausgelotet hast, was du dir wünscht und brauchst, kann das Jugendamt Kontakt mit deinen Eltern aufnehmen und in einem gemeinsamen Gespräch wird entschieden, was dir helfen kann und wie es konkret weitergeht. Das wird in einem sogenannten “Hilfeplan” konkret festgehalten, der von allen Beteiligten dann umgesetzt werden soll. Auch wenn deine Eltern in den Prozess miteinbezogen werden müssen, werden deine persönlichen Anliegen vom Amt dennoch ernstgenommen und stärker gewichtet. Dinge, bei denen du nicht willst, dass sie deine Eltern erfahren, darf das Jugendamt auch nicht an deine Eltern kommunizieren, das nennt sich Schweigepflicht (das gibt es z. B. bei Ärzt*innen auch). Sage also deinem*deiner Bezirkssozialarbeiter*in, was ein Geheimnis ist und über was gesprochen werden darf. Im “Hilfeplangespräch” entscheidet ihr gemeinsam über die notwendigen Maßnahmen, die anschließend möglichst umgehend vom Jugendamt umgesetzt werden.

Dir kann beispielsweise eine Familienhilfe oder ein Erziehungsbeistand zur Seite gestellt werden. Das sind Menschen, die fortan regelmäßigen Kontakt zu dir und deiner Familie aufnehmen und schauen, wo ihr Unterstützung braucht und wie diese gewährleistet werden kann. Dabei richtet sich eine Familienhilfe an die ganze Familie und versucht, ein gutes Miteinander zu unterstützen, während ein Erziehungsbeistand sich explizit auf dich als Person und deine Bedürfnisse und Probleme konzentriert.

Eine andere Möglichkeit ist, dass dich das Jugendamt in einer stationären Einrichtung, einer Jugendwohngruppe oder einer Pflegefamilie unterbringt. Keine Sorge, auch hier hast du aufgrund des sogenannten Wunsch- und Wahlrechts ein Recht auf Mitbestimmung und Mitgestaltung. Aber es wird auch darauf geachtet, welchen Bedarf du hast und wie ausgeprägt die Unterstützung sein soll. Beachte bitte, dass es manchmal etwas Zeit braucht den passenden Platz für dich zu finden. Wenn es aber in der Zeit zuhause nicht mehr geht, dann kannst du auch hier wieder um eine „Inobhutnahme“ bitten. Wenn es dann geschafft ist soll der Platz für dich ein neues Zuhause sein, in dem sich Menschen ggf. besser um dich und deine Sorgen kümmern können. Diese Angebote sind oftmals in deiner Nähe, sodass du weiterhin zur gleichen Schule kannst und dein Umfeld behältst. Aber manchmal gibt es auch Plätze, die weiter weg sind, dann erfolgt auch ein Schulwechsel. Vor allem dann, wenn es auch gerade die räumliche Distanz ist, die für dich wichtig ist, weil es z.B. nicht nur zu Hause schwer ist sondern auch in der Schule und in deinem Umfeld. Du darfst deine Familie regelmäßig besuchen, wenn du das willst, aber es gibt auch Angebote, in denen du dauerhaft wohnen kannst und keinen Kontakt zu deinen Eltern haben musst, wenn du nicht willst.

Diese Maßnahmen sind keine endgültige Entscheidung mit der du dir von vornherein sicher sein musst. Deine zuständige Jugendamtsperson (der*die Bezirkssozialarbeiter*in) ist weiterhin für dich erreichbar und Hilfeplangespräche finden ca. jedes halbe Jahr statt oder auch öfter- je nach Bedarf. Dort wird dann wieder gemeinsam – dann auch unter Einbeziehung der Familienhilfe oder einer Bezugsperson aus deiner neuen Unterbringung o.ä. – darüber geredet wie es dir in der Zwischenzeit ergangen ist, ob die vereinbarte Maßnahme die richtige für dich ist und ob sich dein Bedarf an Unterstützung zwischenzeitlich geändert hat. Es wird also regelmäßig darüber gesprochen wie es weiter geht. 

Es gibt prinzipiell kein “schlimm genug für Hilfe”. Menschen empfinden verschiedene Situation als unterschiedlich belastend und oftmals hat man sich auch schon so sehr an die Situation gewöhnt, dass einem gar nicht bewusst ist, wie schlimm es einem insgesamt geht. Wenn du darüber nachdenkst, ob es angemessen wäre, sich Hilfe zu holen, dann hast du anscheinend ein für dich relevant großes Problem und verdienst es, Unterstützung zu kriegen. Das Gefühl zu übertreiben oder keine Hilfe zu verdienen ist eine sehr häufige Konsequenz von emotionaler Gewalt und Vernachlässigung. Oft kann es helfen, einer Person, der du vertraust, deine Wahrnehmung der Situation zu schildern, um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie Außenstehende die Lage einschätzen. Solltest du jemals das Gefühl haben, dass du die Situation aber ja noch aushalten kannst, ist es wirklich schlimm. Niemand sollte gezwungen sein die Schule oder insbesondere die Eltern einfach nur aushalten zu müssen bis es vielleicht hoffentlich irgendwann “von alleine” aufhört.

Deine Eltern sind dafür verantwortlich, dass es dir gut geht und du alles hast was du brauchst um ein gutes Leben zu haben. Sollten deine Eltern dem absichtlich oder unabsichtlich nicht gerecht werden, dann haben deine Eltern und du den Anspruch auf Unterstützung. Wahrscheinlich belastet die Situation ebenso auch deine Eltern, aber sie wissen sich selbst nicht zu helfen oder haben die Situation als Normalität akzeptiert. Oft ist der Schritt, externe Hilfe dazuzuholen, sehr heilsam für alle Beteiligten und es ist nicht unüblich, dass sich die Beziehung zu deinen Eltern dadurch sogar wieder verbessert und ein positives Verhältnis zu deinen Eltern entstehen kann.

Solltest du Eltern haben, die keinerlei Einsicht zeigen, dass es überhaupt ein Problem geben könnte und nicht gewillt sind, auf eine bessere Familiensituation hinzuarbeiten, gilt wiederum: Du bist deinen Eltern absolut nichts schuldig. Deine Eltern haben sich dafür entschieden, sich um ein Kind zu kümmern. Wenn sie dem nicht gerecht werden wollen, hast du alles Recht über dein eigenes Leben selbst zu bestimmen. Elterliche Fürsorge ist sowohl moralisch als auch gesetzlich eine Pflicht, die deine Eltern dir gegenüber haben und wenn sie die nicht aufbringen, haben sie kein Anrecht dadrauf, dich gegen deinen Willen zu behalten.

Wenn du dir Hilfe suchst, kann es leider passieren, dass du dich mit deinen Sorgen nicht ernstgenommen fühlst oder die Person, die du angesprochen hast, dir nicht so richtig helfen will oder kann. Manche Menschen können mit so belastenden Situationen nicht gut umgehen, spielen sie herunter, oder wissen schlicht nicht, was man in Fällen wie deinem tun kann. Solche Menschen werden (leider) auch manchmal Lehrer*in, Sozialarbeitende oder Beamt*in im Jugendamt, stellen dort aber die Ausnahme dar. Falls du eine erwachsene Vertrauensperson in deinem Umfeld hast, kann diese dich dabei unterstützen, Hilfe zu bekommen. Leider werden Erzählungen von Erwachsenen manchmal als glaubwürdiger empfunden. Sollte sich eine Person, die beruflich dafür zuständig ist, weigern dein Problem wahrzunehmen und dir zu helfen, gibt es Möglichkeiten für Beschwerden über diese Personen und ggf. die Option, eine neue zuständige Person zugeordnet zu bekommen.

Alle Informationen auf dieser Seite gelten für deine*n Freund*in natürlich genauso. Bevor du aber selbst entscheidest, in irgendeiner Form tätig werden zu wollen, ist es wichtig, dass du mit deiner*m Freund*in darüber sprichst. Unabgesprochen anderen Leuten helfen zu wollen, die das vielleicht grade gar nicht wollen, kann schnell nach hinten losgehen. Die notwendigen Prozesse sind manchmal langwierig und kräftezehrend und nicht jeder Mensch ist zu jedem Zeitpunkt bereit dazu. Sobald etwas angestoßen wurde, lassen sich manche Dinge auch nicht mehr rückgängig machen. Selbst wenn ein Jugendamt entscheidet, dass nichts getan werden muss, ändert die Tatsache, dass sich das Jugendamt eingeschaltet hat, das Familienleben potenziell langfristig und leider nicht immer zum Besseren.

Deswegen: Hilf deiner*n Freund*innen bitte nur auf eigene Faust wenn diese das auch tatsächlich wollen oder in unmittelbarer Gefahr schweben!

Bei Unsicherheiten

Solltest du dir unsicher sein wo du dich hinwenden sollst, eine vertrauenswürdige externe Person hinzuziehen möchtest oder einfach nur mit jemandem über deine Situation reden willst, wende dich jederzeit gerne an Katha und Nando von Digital Streetwork. Die zwei beraten dich professionell, respektvoll und queerfreundlich. Auch auf vielen verschiedenen Plattformen.

Alternativ kannst du unserem Jugendarbeitsteam eine Email an jugendarbeit@queer-lexikon.net schicken. Bitte denk aber dadran, dass wir das im Gegensatz zu Katha und Nando in unserer Freizeit machen und entsprechend manchmal etwas länger brauchen um zu antworten oder manche Dinge einfach nicht wissen.