Kummerkastenantwort 5.905 – Wie gehe ich mit nichtbinär-feindlichen binär-trans Leuten um?
Ich mache wiederholt die Erfahrung das queere Gen Y Menschen Probleme haben damit umzugehen dass ich nicht als männlich oder weiblich einsortiert werden will.
Diese Probleme treten auf selbst wenn diese sich als nicht binär beschreiben. Ich habe diese Probleme mit Menschen welche explizites Interesse an nicht binären Personen in Ihren Beschreibung äußern aber kein Interesse an meinem Geburtsgeschlecht haben.
In den problematischen Interaktionen wird Interesse gezeigt und ich teile intime Details oder mache Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten an den auch Interesse gezeigt wird oder sie mit nachvollziehbaren Gründen (Logistik, … ) abgelehnt werden.
Es wird als meine Aufgabe gesehen aus Ihnen herauszukitzeln ob sie mich als zu männlich sehen. Dabei werden oft Erwartungen gesetzt, dass ich mich enthaaren sollte oder ähnliches. Ich kann nachvollziehen das Transfrauen Dysphorien haben. Aber Sätzen wie „Ich stehe aber nicht auf Männer“ oder auf Nachfrage: „Ja solange du dich nicht 95% in meiner Gegenwart weiblich zeigst hatte ich von Beginn an keine Interesse“ sind zu tiefst verletzend. Danach wird meist ein Wunsch ausgedrückt den Kontakt abzubrechen und ich werde mit dem Missgendering, dem kompletten Abriss der Beziehung die ich über mehrere mehrere Monate geglaubt hatte zu haben oder ähnlichen alleine gelassen. Auch auf anderer Basis, z.B. Freundschaft lehnen sie plötzlich ab (fortzusetzen).
Ich sehe mich immer wieder da zu gedrängt zu „beweisen“ dass ich nicht mein Geburtsgeschlecht bin und mit der Ablehnung meiner Person als zu männlich ist auch immer eine Widerspruch zu der Validität meiner nicht binärität verbunden.
Sollte man als nicht binäre Person Menschen, in Datingapps allgemein Menschen (mit Interesse an Nicht-Binär) meiden die kein Interesse am eigenen Geburtsgeschlecht haben wenn man nicht massiv HRT nimmt?
Hallo!
Ich kann deine Frustration und Wut sehr gut nachvollziehen. Gerade queere Menschen, die als „zu männlich“ wahrgenommen werden, haben in der Community öfters Probleme mit solchen Anfeindungen, wie du sie auch erlebt hast. Du bist damit nicht alleine.
Ich glaube nicht, dass du Dating Apps per se meiden musst. Was ich allerdings tun würde (nicht, weil du dazu irgendeine moralische oder soziale Verpflichtung hast, sondern einfach nur, um dir in Zukunft Enttäuschungen zu ersparen), wäre, direkt in der ersten oder zweiten Konversation mit einem neuen Match sehr klar zu machen, wo du körperlich und geschlechtlich stehst. Du kannst z.B. sagen, dass du schlechte Erfahrungen gemacht hast, und deswegen gerne früh ein offenes Gespräch darüber führen möchtest, was Nichtbinarität für dich bedeutet, und ob das Gegenüber sich bewusst ist, wie dein Körper explizit aussieht und sich damit wohl fühlt. Je nachdem, wie offensiv du sein möchtest, kannst du auch Themen wie Genitalien oder Körperbehaarung direkt ansprechen. Du kannst es natürlich auch direkt in dein Dating Profil schreiben, auch das wäre in Ordnung. Dadurch ersparst du dir das Herauskitzeln, und auch die Enttäuschung nach Monaten Kontakt und kannst die Leute, die für dich nicht geeignet sind, von Anfang an aussortieren.
Natürlich gibt es dann sicher immer noch Leute, die nicht ehrlich mit dir (und vielleicht auch mit sich selbst) sind. Die gibt es aber leider in allen Lebenslagen, und da ist noch kein Kraut gegen gewachsen.
Ich wünsche dir viel Glück auf deinem Weg!
Elias