Kummerkastenantwort 6.092 – Ich möchte transitionieren, ohne dass meine Eltern es merken

Hey !!

Ich bin ftm und weiß es seit seit ca. 2 Jahren. Ich bin auch seit ca. 1.5 Jahren zu meinem Vater geoutet, er wollte mit mir damals darüber sprechen und sowas, aber ich habe mich nie getraut und wusste nicht was ich ihm sagen soll weil es mir zu unangenehm war und das Thema wurde einfach vergessen und er hat es auch irgendwie vergessen und deadnamed mich oft





Meiner Mutter hat vom outing mitbekommen ist aber super transphob und ich hab ihr das ausgeredet und gesagt dass ich es nicht ernst meine.



Ich würde aber wirklich sehr gerne eine soziale Transition und Hormontherapie machen. Gibt es irgendeine Möglichkeit letzteres zu machen, ohne das meine Eltern direkt davon wissen? Ich weiss dass ich dann zur Therapie müsste, aber ich weiß nicht ob das alleine geht und wie viel das kostet ( ich bin aktuell 15 bald 16).





Hat da jemand vielleicht einen Ratschlag für mich wie es weitergehen könnte, weil ich das Gefühl habe dass ich aktuell eher nur zurück gehe anstatt voran.



Vielen Dank,

mars

Hallo!

Generell ist es möglich, eine Hormontherapie bzw. eben vor allem auch die Therapie und Voruntersuchungen und Beratungstermine zu machen, ohne dass deine Eltern darüber Bescheid wissen müssen.
Solange du mindestens 15 bist und du bzw. deine Familie gesetzlich versichert seid, brauchst du kein Einverständnis von deinen Eltern.
Bei einer Therapie wird dann ein Antrag für die Kostenübernahme gestellt (solange der*die Therapeut*in eine Kassenzulassung hat, dass müsstest du dann erfragen) und wenn dieser genehmigt wird, übernimmt die Krankenkasse die vollen Kosten. Du musst also keine Zuzahlung oder ähnliches machen. Kosten tut dich das ganze also nichts 🙂

Bei andere Ärzt*innen, zu denen du für und vor einer Hormontherapie müsstest, ist es so, dass diese Ärzt*innen dich als „einwilligungfähig“ empfinden. (Das könnte dir aber bspw. ein*e Therapeut*in bestätigen.) Es wird idR davon auch ausgegangen, dass Personen über 16 eben einwilligungs- und entscheidungsfähig sind.
Ärzt*innen unterliegen dann auch deinen Eltern gegenüber einer Schweigepflicht und dürfen keine Informationen über deine Behandlung weiter geben.



Sobald du diese „Vor-Termine“ aber hinter dir hast und es tatsächlich an die Behandlung mit Hormonen geht, wird es schwieriger. Denn, auch wenn dein*e Ärzt*in diese Behandlung dann durchführen könnte, könnten sie theoretisch trotzdem dafür bspw. von deinen Eltern verklagt werden, sollten sie es mitbekommen. Gerade eben auch, weil eine HET keine alltägliche Form der Behandlung ist. Dementsprechend könnte es sich schwierig gestalten, eine*n Ärzt*in zu finden, der bereit ist, diese Behandlung durchzuführen. 

Solltest du totzdem jemanden finden, der sie durchführt, wird es auf Dauer sehr schwer, das ganze noch vor deinen Eltern zu verstecken. Eine Hormontherapie verändert nämlich auf Dauer (unter anderem) deine Stimme, die Verteilung von Muskulatur und Fett in deinem Körper und auch deine (Körper)behaarung. Das sind Sachen, die eben doch auffallen können und sich auch nicht gut verstecken lassen. 

Zum Abschluss habe ich aber noch eine gute Nachricht: Eine Hormonbehandlung mit Testosteron ist nicht all zu teuer. Die Voruntersuchungen zahlt, genau wie die Therapie, die gesetzliche Krankenkasse und auch das Medikament an sich übernimmt die Krankenkasse. Dabei hast du (zumindest bei der Testosteronspritze) nur eine Zuzahlung von 10 Euro. 

Alles Gute, 

Joshua

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