Kummerkastenantwort 333 – Was gehört zur Pubertät?

Diese Antwort geht auf Depressionen und Suizide ein. Wenn diese Themen für dich schwierig sind, oder du dir unsicher bist, möchtest du diese Antwort vielleicht nicht lesen.

hallo,

ich bin dreizehn, pan und als Mädchen geboren, fühle mich aber in letzter zeit etwas unwohl in meinem Körper. Manchmal ist alles gut, manchmal aber auch nicht. Woanders habe ich gelesen es ist einfach die Pubertät. Aber ich bin mir nicht sicher, was da alles zur Pubertät gehören soll. Viele sagen zum Beispiel Depressionen gehören dazu, aber wären dann nicht sehr viele Menschen tot? Würde man dann nicht jedes Jahr mehrere Artikel in der Zeitung sehen, welche über Selbstmord berichten?
An manchen Tagen fühle ich mich aber auch wie beide Geschlechter zusammen, an anderen wie keins von beiden. Ich hab schon viel recherchiert, aber noch nichts zu Hundertprozent passendes gefunden.
Ich hab auch schon überlegt mir einen Binder zu kaufen, aber ich müsste einen im internet bestellen, wofür ich meine Eltern bräuchte, denen ich nichts sagen möchte, jedenfalls solange ich mir nicht sicher bin was ich bin. Danke für deine/eure Zeit.

Hallo,

Über Depressionen und Pubertären

zu deinen ersten Fragen kurz, ja, auch depressive Episoden können zur Pubertät gehören, müssen aber nicht. Das liegt zum Beispiel daran, dass es für manche schwierig ist, zu erkennen, dass ihre Kindheit endet und große Veränderungen und Unsicherheit über die Zukunft solche Episoden auslösen können. Es gibt verschiedene Gründe, warum du selten bis nie in der Zeitung über so etwas lesen wirst. Ein ganz wichtiger ist, dass es wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass das berichten über Selbsttötungen dazu führt, dass mehr Menschen ebenso versuchen, sich das Leben zu nehmen. Um diesen Effekt zu verhindern, gibt es dazu so gut wie nie Berichterstattung. Gleichzeitig gilt aber auch, dass Pubertät für sehr viele nicht zur Depression führt und von denen, für die das doch zutrifft, auch nur sehr wenige suizidal werden.

Über trans oder nicht-binär sein

In der Pubertät verändern sich Körper, sichtbar und nicht unbedingt sichtbar. Und das ist per se erstmal neu und vielleicht auch fremd und ungewohnt. Und allein das kann schon Unsicherheit oder Unwohlsein auslösen.

Auf der anderen Seite sind das auch gängige Anzeichen dafür, dass es Zeit sein könnte, mal über die eigene Geschlechtsidentität nachzudenken. Zwar muss dafür keine Dysphorie da sein, aber spätestens, wenn sie da ist, ist das ein recht verlässliches Anzeichen. Und damit beginnt ein sehr schöner, aber auch sehr anstrengender Prozess: Rausfinden, wer du eigentlich bist.
Dafür ist es sehr nützlich, wenn du Verbündete hast. Das könnten theoretisch deine Eltern sein – aber ist auch verständlich, wenn du da abwarten willst, bis du dir sicherer bist. Vielleicht hast du ein Geschwister, Freund*innen oder eine*n Patentanonkel, um dich mal zu besprechen, Klamotten, Make-Up, Namen, Pronomen und alles andere auszuprobieren und zu schauen, was passt. Wenn dich speziell Binder interessieren, auf jeden Fall ausprobieren. Aber bleib sicher. Die wichtigsten Tipps haben wir in der Binder-Broschüre. Es ist wirklich gar nichts gewonnen, wenn du das irgendwie improvierst und davon ein Leben lang Haltungsschäden hast.

Ich wünsche dir viel Erfolg und gute Unterstützung bei der Selbstfindung.
Liebe Grüße
Xenia

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