Kummerkastenantwort 458: Welches Label passt zu mir?
Hallo liebes Queer-Lexikon-Team,
ich bin Silas und 19 Jahre alt.
ich habe eine Frage wegen meiner Sexualität und Identität, die mich ein wenig (oder eher ziemlich) verwirrt. Ich bin als Junge geboren und habe auch dementsprechend männliche Geschlechtsorgane, was auch soweit ok ist und womit ich mich auch ok fühle. Allerdings fühle ich mich nicht wirklich „männlich“ auf einem sozialen Level, auch weil ich diese typischen Rollen wirklich ablehne, von wegen „ein Mann ist stark bla bla bla“… Stattdessen sehe ich mich als irgendwie dazwischen, einfach als „Mensch“. Mein Körperbau ist auch nicht „typisch“ männlich, sondern wirkt irgendwie eher weiblich. Auch rasiere ich meine Beine, einfach weil ich mich damit wohler fühle. Bin ich wirklich genderfluid? Oder eher non-binary? Welches Label passt zu mir?
Danke schonmal,
Silas
Hallo Silas!
Das mag erstmal wenig hilfreich klingen, aber welches Label zu dir passt, kannst am besten (und eigentlich ausschließlich) du selber sagen! Es ist vollkommen in Ordnung einfach mal verschiedene Label für dich auszuprobieren und die zu nutzen, die sich gut anfühlen. Wenn du in zwei Wochen merkst, dass sie doch nicht passen, kannst du sie einfach wieder ablegen – deine Identität ist zu keinem Zeitpunkt in Stein gemeißelt.
Zu den Labeln, die du angesprochen hast: genderfluid beschreibt meistens Personen, deren Geschlechtsidentität sich über die Zeit oder zu bestimmten Situationen ändert. Nichtbinär (oder non-binary) ist ein Überbegriff für Geschlechtsidentitäten, die von dem binären männlich/weiblich Konstrukt in irgendeiner Weise abweichen, also zum Beispiel irgendwo zwischen männlich und weiblich liegen, beides gleichzeitig sind oder etwas komplett anderes sind. Wenn eins oder beide davon sich gut für dich anfühlen, nutz sie! Du musst auch nicht zu 100% unter eine Definition fallen.
Eins noch: du kannst auch ein Mann sein, ohne dem männlichen Stereotyp zu entsprechen (Stichwort gender non conforming) oder dich teilweise als männlich identifizieren (das könnte dann unter demigender fallen). Auch hier gilt wieder, nutz das Label, mit dem du dich am wohlsten fühlst, gesellschaftliche Erwartungen, wie du dich sozial verhälst oder aussiehst und wie wohl du dich mit deinem Körper fühlst, ist dafür irrelevant.
Ich hoffe, ich konnte mehr erklären, als Verwirrung stiften. Wenn aber noch Fragen offen oder neue entstanden sind, schreib sie uns gerne!
Liebe Grüße
Lir