Kummerkastenantwort 503 – Sollte ich mich outen?

Hallo liebes Team!
Ich hoffe, ihr seid nicht allzu in Stress versunken 🙂

Ich habe etwas auf dem Herzen, was schon länger existiert.
Und zwar habe ich keine Ahnung ob ein Outing an meiner Stelle angebracht wäre.
Seit einigen Jahren bin ich mir sicher, dass ich mich nicht mehr als Mädchen sehe und identifiziere. Doch ob ich mich outen soll, weiß ich nicht.
Ich komme aus einer relativ guten Familie, meiner Mutter ist, was das Thema LGBT angeht, zwar offen aber dennoch hin und wieder skeptisch. Der Rest meiner Familie ist streng gläubig; meine Großeltern gehören seit Jahrzehnten den Zeugen Jehovas an.
Da ich ebenso zu meiner Mutter als auch zu meiner Großmutter eine enge Beziehung pflege, plagen mich Schuldgefühle.
Sie sehen mich als ihr großes, hübsches Mädchen an doch ich hab das Gefühl, ich werde dem nicht mehr gerecht.
Zu 90% fühle ich mich nicht mehr wohl in meinem weiblichen Körper.
Auch was das Wechseln der Klamotten etc angeht kann ich nichts machen.
Ich habe keine Möglichkeit, auszuprobieren ob es wirklich das ist was ich will.
Ich bin verwirrt und versinke in Gedanken.
Vielleicht wisst ihr einen Rat 🙂

Grüße von Midas

Hallo Midas,

vorab: niemand hier im Team gehört den Zeugen Jehovas an. Wir haben also nur Informationen von außerhalb. Wir wissen nicht, wie Dinge praktisch tatsächlich gelebt werden. Die Tatsache, dass bereits Homosexualität dort offiziell als schwere Sünde zählt, lässt jedoch nichts Gutes für die Toleranz gegenüber Personen, die trans sind, erahnen.

Eigentlich wäre es sehr schon, Bezugspersonen in der Familie zu haben, denen du vertrauen kannst. Wenn du aber nun schon von Schuldgefühlen schreibst, ist das wohl erstmal dahin. Gleichzeitig solltest du dich aber nicht verstecken müssen, dich ausprobieren können.

Ein Vorschlag

Hier wäre ein Plan: Falls du prinzipiell unabhängig von den beiden sein kannst, kannst du mit beiden mal das Gespräch suchen, vielleicht eine*n gute*n Freund*in mitnehmen und Dinge ansprechen. Wenn das dann schief gehen sollte, gehen sie schief, du hast aber emotionale Unterstützung dabei. Und, da du unabhängig sein kannst, wirst du das danach wohl auch brauchen. Falls tatsächlich alles gut gehen sollte, hast du eine große Sorge los. In beiden Fällen kannst du Freiheit gewinnen.

Ist aber, und da bin ich ehrlich, eine sehr große Hürde. Und ich kann alle verstehen, die warum auch immer nicht bereit sind, das unter dem Risiko anzugehen. Ich wünsche dir alles Gute!


Liebe Grüße
Xenia

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