Kummerkastenantwort 538 – Sind Definitionen persönlich? Dürfen sie persönlich sein?
Liebe Leute,
Erstmal großes Lob für eure Arbeit.
Was mich bewegt diese Frage hier zu stellen ist, dass das Thema transgender mich immer wieder interessiert.
Ich hab kürzlich von der Kampagne in Freiburg gehört und habe da auch rein gehört.
Da sagte eine, sie würde sich zwischen den Geschlechtern definieren oder irgendwie so. Nagelt mich bitte nicht dran fest.
Aber das wichtigste war: “Definitionen sind immer persönlich.”
Und bei aller Sympathie ihr gegenüber und der Kampagne gegenüber, muss ich da mein Veto einlegen. Wenn wir anfangen Definitionen als privat zu bezeichnen, beginnt die Diskussion beim Geschlecht, geht über aufs Klima und endet damit, dass jemand behauptet: “Ich definiere die Erde als Scheibe”
Vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen.
Ich bin selber Mitglied der LGBTTIQ*-Community.
Gibt es da einen Bereich, wo jeder frei sich zu definieren vermag und tangiert das keine Wissenschaft? Und gibt es wiederum wissenschaftliche Erkenntnisse, die eben nicht anders dargestellt werden können, wie zum Beispiel, dass es mehrere Geschlechtsebenen gibt. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen und damit definiert. Keiner kann damit behaupten, dass das Gegenteil gültig wäre. Er müsste den Beweis liefern.
Hallo,
Der entscheidende Unterschied zwischen dem Klima und dem eigenen Geschlecht ist: eins davon können wir objektiv messen, berechnen und beweisen. Geschlecht ist dagegen ein super persönlicher und individueller Teil von uns – und im Unterschied zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht überprüf- oder wiederholbar.
Präskriptives…
Wissenschaftliche Definitionen sind präskriptiv. Sie schreiben vor, was passiert, wenn sie angewendet werden und wann sie angewendet werden. Die Anziehung zwischen zwei Massen ist umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstandes der Massen oder so. Das trifft im gesamten messbaren Universum zu – zumindest hat es das bisher überall, wo wir es nachmessen konnten. Das (Natur)Gesetz schreibt also vor, was passieren wird.
und Deskriptives
Labels sind deskriptiv. Sie beschreiben einen Sachverhalt. Oder eben uns. Dabei wird ein gesamter Aspekt einer Persönlichkeit in wenige Worte abgepackt. Es ist unmöglich da jedes feine Detail zu erfassen. Labels geben uns eine Sprache, um das wesentliche irgendwie kurz und bündig rüberzubringen, ohne, dass es uns einschränkt. Labels schreiben uns Eigenschaften zu.
Liebe Grüße
Xenia