Kummerkastenantwort 882 – Welche Labels passen zu mir?
Hi,
Ich hab die Seite heute erst gefunden und ich finde sie total awesome, alles sehr verständlich und auch praktisch, der „Notausgang“ button macht mich gleichzeitig sehr traurig, aber uach dankbar dass es ihn gibt.
Anyway, ich hab eine Frage, sie ist ein bisschen zweiteilig?
1. Ich bin nicht? Weiblich. Ich bin afab und hab mich bisher ganz okay zurecht gefunden, wollte they/them Pronomen ausprobieren und es hat sich so richtig angefühlt? Sie/ihr klang okay aber Bezeichnungen wie „Mädchen“, „Frau“ oder „Tochter“ sorgen für ein Unwohlsein in mir, they/them is SO viel besser.
Ich hab mich bisher als Demigirl bezeichnet, aber ich glaube nicht, dass das passt. Ich habe teilweise Probleme mit meinem Körper (vor allem der Brust), aber habe kein (großes) Problem mit „klassisch weiblichen“ Kleidungsstücken wie Kleidern und Röcken und mag z.b. meine Hüfte, auch wenn sie sehr weiblich ist. Das Ganze sorgt für komische Gefühle, ich spiele mit dem Gedanken ein Enby zu sein? Oder vielleicht agender? Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht gibt es ein besseres Wort dafür?
Die zweite Frage ist related: Ich bin ace und auf dem aro-Spektrum, aber ich mag Mädchen und Enbies. Gibt es dafür ein Wort? Hab bisher „bi“ genutzt – es ist ja nicht falsch, aber dann denken Leute normalerweise dass ich auch Jungs mag (which… no, just no)
Danke schonmal 😀
– E
Hallo E,
ich hab zwei Bonusfragen zu deiner ersten Frage:
Erstens was ändert sich für dich, wenn du ein neues Wort für aussuchst? Also was versprichst du dir hier von einem konkreten Label?
Zweitens: Was passiert, wenn ich hier jetzt einen Begriff nenne und du nicht das Gefühl hast, dass der so richtig passt?
Warum stell ich so blöde Fragen? Nun, weil ich möchte, dass du rausfindest, warum du ein anderes Wort verwenden willst. Wie wichtig das tatsächlich ist. Denn: Ja, es kann ganz nett sein, ein Label zu haben, und Dinge in einem einzelnen Wort damit zu beschreiben. Gleichzeitig ist das aber auch für das Wort irgendwie schwierig, weil sehr viele Menschen gibt und wohl im Vergleich eher wenige Labels. Das führt unweigerlich dazu, dass Labels ohnehin nur unscharf definiert sind und das heißt wiederum, dass aus Labels auch keine Vorgaben entstehen. Du hast keinen unmittelbaren Gewinn davon, ein bestimmtes Label zu verwenden, weil dadurch für dich erstmal keine Regeln oder Verbote an dein Aussehen, dein Handeln, dein Tun und Lassen folgen. Ein Label gibt dir also erstmal gar nicht mal großartig was zurück.
Gibt da ein ganz mystisches Wort, das fast in Vergessenheit geraten ist, was das vielleicht passen könnte. Lesbisch. Nein, kein scheiß. Lesbisch kann sich auf nicht-binäre Identitäten beziehen und erscheint mir hier nicht ganz unsinnig.
Liebe Grüße
Xenia