Kummerkastenantwort 553: Bin ich aromantisch?

Hallo liebes Queer Lexikon Team,
joa, ich bin mir gerade ein bisschen unsicher, wie ich überhaupt beginnen soll, aber folgendes ‚Problem’/Frage stellt sich für mich seit Jahren: bin ich aromantisch/ist meine Denkweise typisch für Menschen im aromantischen Spektrum?
Hier sind die Hintergründe:
Ich (m/27) hatte eine feste Beziehung mit einem anderen Mann für 7 Jahre und würde auch behaupten, dass ich diese Person wirklich sehr geliebt habe. Das war während meiner Teenagerjahre, wir haben uns mit 19 getrennt. Seit dem nichts mehr außer hier und da mal ein kleiner Crush (weil Menschen schön und liebenswert sind). Generell würde ich nicht behaupten, dass ich Romatik wie in Filmen/Büchern verstehe und vieles kommt mir doch viel zu kitschig vor (oft ‚ekel‘ ich mich vor vielen Dingen wie Kuscheln, ‚Ich liebe dich‘ sagen etc).
All das habe ich für Jahre nicht wirklich in Frage gestellt, sondern mir immer wieder gedacht, dass das noch kommt oder ich erst noch über meinen Ex wirklich hinweg kommen muss, aber seit einiger Zeit fällt mir immer wieder folgendes auf: Ich bin sehr in der Schreib- & Fanfictionszene aktive, schreibe viel und lese auch viel in mehreren fandoms. Mir gefallen zwar Geschichten gut, die romantisch sind, mit einem Happy-end und sogenannte fluff Inhalte haben, aber sobald diese in eine feste Beziehung entwickelt (oder auch established relationships als tag haben) bin ich raus – puff, kein Interesse mehr an dem gesamten Verlauf, manchmal bin ich sogar richtig genervt und gelangweilt.
Und so ist es halt auch in Realität – in meinem Alter beginnen gerade all meine Freunde zu heiraten, Kinder zu planen etc und für mich ist das gesamte Konzept einer festen Beziehung, Ehe (oder Partnerschaft), Kinder, etc einfach nicht greifbar, nicht wirklich erstrebenswert und attraktiv. Jedes mal wenn ich jemanden kenne lerne und diese Person gerne mehr hätte als nur flirten oder miteinander Ausgehen, verliere ich das Interesse und möchte doch lieber Freunde bleiben. Und sobald meine Freunde anfangen von ihren Beziehungen oder der Kinderplanung zu sprechen, ertappe ich mich dabei mit den Gedanken woanders hin abzudriften und höre eigentlich nur zu, weil mir meine Freunde wichtig sind.
Ich frage mich halt, ob aromantisch somit überhaupt der richtige Begriff dafür ist, wie ich mich fühle und was ich denke. Vor allem, da ich ja doch schon verliebt gewesen bin, bzw ab und an mich für jemanden interessiere.
(Ich hoffe das hier macht einigermaßen Sinn, danke im Voraus)
LG Elias

Hallo Elias,

Wie wir hier immer schreiben, können wir dir nicht sagen, welche sexuelle oder romantische Orientierung du hast. Außer dir kann das niemand bestimmen.

Ich glaube, du hast dich schon sehr viel mit dir selbst beschäftigt und über deine Wünsche, Bedürfnisse usw. reflektiert. Das finde ich super.

Du kannst dafür natürlich das Label ‚aromantisch‘ nutzen – ich sehe auch nicht, wieso das nicht zu dir passen sollte. Vielleicht bist du auch auf dem aromantischen Spektrum bzw. ein Mikrolabel auf dem aromantischen Spektrum passt besser zu dir – aber das Label ist vielleicht auch gar nicht so wichtig? Wichtig ist ja, dass du weißt, wer du bist und was du dir wünschst.

Und es gibt definitiv aromantische Personen, die in Beziehungen waren oder sind oder ab und zu romantische Gefühle für andere Personen empfinden. Damit bist du nicht alleine.

Ich hoffe, das hilft dir.

Alles Gute für dich,

Annika

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